Das Zeichen Des Dunklen Gottes
Hals weg. »Aber die bezaubernde Paktaï schon.«
Ruckartig wurde die Waffe aus dem Oberkörper gezogen, der Mann brach zusammen.
»Ohne den Brojakenrat benötigt man auch keinen Sprecher mehr«, raunte der Konsultant dem Sterbenden höhnisch ins Ohr. »Lebt wohl, Kolskoi.«
Die Frau in der schwarzen Rüstung wischte ihr Schwert an der Kleidung des Toten ab und verstaute es wieder in der Hülle.
Mortva ließ den Blick über die mehr als dreihundert Toten wandern. »Sieh dir das an. Dieser verrückte Arrulskhân aus Borasgotan ist zu allem fähig.« Er tunkte den Finger teilnahmslos in Miklanowos Pudding und kostete die Nachspeise. Anerkennend verzog er das ansprechende Gesicht.
»Warum bringen wir den bettlägerigen Vertrauten nicht auch einfach um?« Paktaï sah kalt auf den granburgischen Adligen, dessen Körper ein letztes Mal zuckte. »Wozu das Theater?«
»Ich habe andere Pläne mit ihm. Geh in die Küche und hinterlasse alles so, wie wir besprochen haben. Den Koch drapierst du schräg neben Kolskoi. Es wird Zeit, dass ich vergiftet werde.« Der Mann mit den silbernen Haaren sah angewidert auf den blutbefleckten Boden. »Ich werde dann doch lieber im Sessel auf Hilfe warten. Beeil dich.«
Malerisch begab er sich in Position und schloss die Augen.
Der Aufschrei, der nach dem vermeintlichen borasgotanischen Massenmord an den Brojaken und Adligen des Landes durch Tarpol ging, war enorm. Dabei bedauerte das Volk weniger die wohlhabenden Toten, sondern empörte sich über die Niedertracht des Feindes, der offenbar zu den wahnsinnigsten Taten fähig war. Auch die anderen Reiche verdammten den heimtückischen Anschlag.
Der entsetzte und tief betroffene Kabcar, der nur wegen eines glücklichen Zufalls nicht bei dem Bankett erschienen war, erließ eine dreitägige Staatstrauer und führte den Zug bei der feierlichen Beerdigung persönlich an. Wäre das Rad an seiner Kutsche an jenem Abend nicht gebrochen, müsste sich Tarpol einen neuen Herrscher suchen.
Mortva Nesreca litt eine Woche an den Folgen des Giftes, die ihn ans Bett fesselten.
Dennoch nahm er seine Aufgabe als Konsultant wahr und fertigte eine rechtliche Lösung an, die das brojakenlose Land nicht ohne Aufsicht ließ. Auf seine Empfehlung hin wurden die neuen Gouverneure, die er in aller Eile vorgeschlagen hatte, mit der Verwaltung des Landes betraut.
An die Untertanen erging der Aufruf, sich in dieser Zeit der Not ruhig zu verhalten und Verständnis für die ein oder andere Maßnahme zu haben, die den Reformen scheinbar zuwider laufe.
Als die Gouverneure den Auftrag erhielten, die Änderungen, die der Kabcar erlassen hatte, vorerst rückgängig zu machen, beschwerte sich kein einziges Dorf. Mortvas Plan war aufgegangen. Der Schuldige an der Misere saß für das Volk in Borasgotan, nicht im Palast zu Ulsar.
Einen Grund zur Freude gab es dennoch. Stoikos Verwundung schien endlich einigermaßen verheilt zu sein, und so sah man in der Abwesenheit Mortvas wieder den gutmütigen Berater mit dem gewaltigen braunen Schnauzbart an der Seite des jungen Herrschers.
Stoiko spürte jedoch sehr schnell, dass er seinen einstigen Einfluss zum großen Teil verloren hatte. Dass ein anderer den Hobel an Lodrik angesetzt hatte und mit Erfolg Schicht für Schicht seine Lehren und seine Arbeit abtrug, war unübersehbar.
»Herr, ich habe das Gefühl, dass Ihr mir nicht mehr alles anvertraut«, begann er am dritten Tag, nachdem er zum ersten Mal sein Bett verlassen hatte, die Unterhaltung abends im Teezimmer. »Könnt Ihr mir sagen, wieso?«
Lodrik schüttelte energisch den Kopf. »Du hast mein Vertrauen nicht verloren. Ich brauche nur eine andere Art von Beistand als früher. Du und Waljakov habt mich in Granburg zu einem Mann erzogen.« Er musste lächeln, als er sich erinnerte. Zum ersten Mal seit längerer Zeit war der ernste Zug um seinen Mund kurz verschwunden. »Wir haben im Norden ganz schön was erlebt, nicht wahr?«
»Ja, Herr, das haben wir.« Der Vertraute legte einen Scheit in den Kamin. Er ließ dem jungen Mann die nötige Zeit, sich zu öffnen, wie er es früher ihm gegenüber getan hatte.
Doch Lodriks Gesicht wurde verschlossen und hart. »Und jetzt gehört das Land Borasgotan.« Er sah Stoiko an. »Und das ist der Grund, weshalb ich meinen Vetter so sehr brauche, verstehst du das nicht? Er hat Militärgeschichte studiert, ohne ihn wäre das tarpolische Reich bereits bei Dujulev am Ende gewesen.«
»Ohne ihn und Sinured, den Ihr zurück vom
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