Das Zeichen Des Dunklen Gottes
nicht wahr? Schließlich hat sie die ganze Zeit nur Euch geliebt. Auch wenn man sich Gegenteiliges erzählte. Aber was gibt man schon auf Geschwätz anderer Leute, Hoher Herr?«
Der junge Kabcar presste den Stoff in seiner Faust zusammen. Zwar hatte ihn Norina verlassen, und es konnte ihm egal sein, was sie trieb. Aber der Gedanke daran, dass sie ihn hier vor aller Augen mit seinem Leibwächter betrogen hatte, so absurd es klang, ließ ihn nicht los. Die Verbindungen schienen immer noch zu bestehen.
Die Eifersucht schoss in ihm hoch, und er verfluchte sich dafür, nicht viel früher aufmerksam geworden zu sein. Doch die Magiestunden hatten zu viel Vorbereitungszeit in Anspruch genommen.
»Mortva, lasst Waljakov beschatten«, befahl er hart. »Ich will wissen, ob er sie besucht. Und was es mit den Taschentüchern auf sich hat. Findet es heraus. Wenn sich herausstellt, dass die beiden mich betrogen haben, dann gnade ihnen Ulldrael der Gerechte.«
»Natürlich, Hoher Herr«, sagte sein Konsultant, sein Gesicht drückte Bedauern aus. »Wenn es wirklich wahr wäre, dann handelt es sich um einen unvorstellbaren Vertrauensbruch. Dass der Mann, dem Ihr die ganze Zeit über den Rücken zukehren konntet, Euch nun doch auf diese Weise den Dolch in die Schulter rammte, das verletzt tief, nicht wahr?«
»Veranlasst das Nötige«, wiederholte der Kabcar düster. »Ich werde mir die Berichte über den letzten Vormarsch ansehen.«
»Wenn das Wetter hält, haben wir in wenigen Tagen den letzten Borasgotaner aus der Baronie geworfen«, gab sein Vetter Auskunft, während er zur Tür ging. »Dann könnten wir mit dem Errichten des Schutzgürtels in Hustraban beginnen. Auch in Borasgotan laufen die Unternehmungen nach Plan.«
»Sehr gut«, sagte Lodrik grimmig. »Sie sollen ihre Taten nicht vergessen. Und im Übrigen halte ich es unter diesen Umständen für besser, wenn Ihr die Männer meiner Leibwache aussucht, Mortva. Ich vertraue Euch.«
»Und bin des Vertrauens würdig, Hoher Herr«, verabschiedete er sich.
Der junge Mann betrachtete das zerknitterte Taschentuch. Er hatte niemanden mehr, auf den er sich verlassen konnte. Nur Mortva und seine Cousine hielten zu ihm. Wenn ihm vor einem halben Jahr jemand diese Wendung prophezeit hätte, er hätte ihn ausgelacht. Nun schien das Unmöglichste wahr geworden zu sein. Der Kreis um ihn wurde lichter, und nun zeigten sich die wahren Freunde.
»Ach, Ulldrael, deine Prüfung ist sehr schwer«, seufzte er und schritt zur Tür. Es wurde Zeit, dass er seine magischen Fertigkeiten weiter schulte. Irgendwie beschlich ihn eine Ahnung, dass er sie bald benötigen würde. Und es gab noch so viel zu experimentieren.
Drei Truhen mit Kleidern standen in Norinas Ankleidezimmer und warteten darauf, von den starken Helfern nach unten getragen zu werden.
Die werdende Mutter stemmte die Arme in die Seiten und lehnte sich ein wenig nach hinten, um das Kreuz zu entlasten. Es wurde höchste Zeit, dass sie aus der Hauptstadt verschwand, denn die weite Kleidung war nicht mehr in der Lage, ihre Schwangerschaft sicher zu verbergen.
Norina hatte in aller Ruhe die schönsten Stücke ausgesucht, die sie mit nach Rogogard nehmen wollte. Offiziell, so verbreitete sie auf allen Empfängen, Bällen, Diners und Essen, die sie besuchte, kehrte sie nach Granburg zurück, um nach dem Land und den Menschen zu sehen.
Das Schicksal der schönen Brojakin, deren Gesicht kaum hinter dem schwarzen Schleier zu erkennen war, rührte die Herzen der Ulsarer Reichen, und so wurden der jungen Frau etliche Geschenke gemacht, die sie annahm, aber umgehend in Waslec umtauschte, um sie an die Armen der Stadt zu verteilen. Schon bald war sie als Wohltäterin bekannt.
Heute war der Tag der Abreise. Die Reisekutsche stand bereit, mit der sie vor aller Augen aus der Stadt in Richtung Granburg rollen wollte. Ein paar Warst hinter den Mauern wartete ein zweites Gefährt, in das sie umsteigen würde. Eine Doppelgängerin würde ihren Platz einnehmen und weiter in Richtung der Provinz reisen. Für Norina und Waljakov, der sich trotz aller Schwierigkeiten seine Mission nicht ausreden lassen wollte, ging es dann in Richtung Norden, wo der Rogogarder Torben Rudgass mit seiner Kriegskogge eine sichere Überfahrt versprach.
Als würde Ulsar um sie weinen, hatte sich ein schwarzes Wolkenband an den Himmel geschoben und verdunkelte die Sterne. In weiter Ferne kündigte Wetterleuchten ein Gewitter an.
Dass die Stunde der Abreise nicht länger
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