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Das Zeichen Des Dunklen Gottes

Das Zeichen Des Dunklen Gottes

Titel: Das Zeichen Des Dunklen Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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dachte ich, Ihr kennt Euch ein wenig aus, Nerestro von Kuraschka. Aber was die Essgewohnheiten angeht, liegt Ihr völlig daneben. Die meisten Kensustrianer mögen scharf angebratene Sachen, die im Inneren durch sind. Nicht so rosa, wie … das.« Vor seinem geistigen Auge sah der Ritter, wie sich Belkala immer die fast rohen Fleischstücke genommen hatte. »Es liegt daran, dass rohes Fleisch anfällig für Krankheiten ist. Wir achten in unserem heißen Land sehr darauf. Natürlich auch außerhalb.« Er lehnte sich etwas nach vorne. »Woher habt Ihr denn Euer Wissen über Kensustria? Ihr erwähntet eine Priesterin.«
    Der Ritter erhielt die unvermittelte Eingebung, dass es kein guter Einfall sei, den beiden Landsmännern Belkalas von seiner Geliebten zu erzählen. Aber Herodin war schneller als er.
    »Sie heißt Belkala und ist Priesterin des Gottes Lakastra«, erklärte er freimütig.
    »Ach?« Moolpárs Augenbrauen zuckten in die Höhe. »Belkala, so, so.« Inzwischen stapelten sich mehrere Schüsseln auf dem Tisch, und der Kensustrianer nahm sich aus allen jeweils eine kleine Portion auf seinen Teller. Vorsichtig versuchte er die Speisen, dann aß er mit Appetit weiter. Unter dem Tisch verpasste der Ritter seinem Unteranführer einen warnenden Fußtritt. »Und wo habt Ihr sie getroffen? Ich dachte bisher, Vyvú ail Ra’az und ich seien die weit Gereistesten unserer Heimat.«
    Verunsichert schwieg Herodin und stocherte in seinem Hirschbraten.
    »Es war weit weg von hier, in Tarpol«, sagte stattdessen Nerestro und versuchte, ehrlich zu klingen. »Ihr kennt sie nicht zufällig?«
    »Fast jeder in Kensustria kennt Belkala«, sagte der Krieger und schnitt sich das Gemüse klein, »die Verstoßene der Priesterkaste.«
    Nerestro fuhr sich über die geflochtene Bartsträhne und hoffte inständig, dass der mit Essen beschäftigte Moolpár sein kurzfristiges Entsetzen nicht bemerkt hatte. Auch sein Unteranführer kämpfte mit der Fassung.
    Glücklicherweise kam in diesem Augenblick Vyvú ail Ra’az die Treppe hinab und lenkte die Aufmerksamkeit auf sich. Ein ordentlich angelegter Verband zierte seinen Oberarm. Wortlos setzte er sich an den Tisch und nahm sich ebenfalls etwas von den aufgetragenen Gerichten.
    »Warum wurde diese Frau verstoßen?«, hakte Nerestro nach einer Weile scheinbar gleichgültig nach.
    »Belkala? Nun, die genauen Umstände kenne ich nicht, denn ich gebe mich im Allgemeinen mit den niederen Kasten kaum ab«, begann Moolpár, wischte sich den Mund mit einem Stück Tuch ab und langte nach seinem Becher, der mit Wasser gefüllt war. »Aber die Geschichte ist recht bekannt. Belkala war vor vielen Mondumläufen die Hohepriesterin des Gottes Lakastra und belebte seinen Kult in Kensustria wieder neu. Dank ihrer Energie fand der Glaube an ihn großen Zulauf. Doch sie veränderte seine Lehre, wenn ich mich recht erinnere. Und das wiederum rief den Widerstand der gesamten Priesterkaste auf den Plan.«
    »Vorgeworfen wurde ihr, durch falsche Visionen die Menschen zum Glauben gerufen zu haben«, ergänzte der jüngere Kensustrianer. »So ließ sie ein Trugbild von Lakastra erscheinen, das zu den Menschen sprach.«
    »Nach dem Beschluss der Priesterkaste wurde sie wegen des Frevels des Landes und der Kaste verwiesen. Soweit ich weiß, hat man einen Fluch über sie verhängt.« Moolpár nahm einen Schluck Wasser. »Mehr weiß ich jedoch nicht. Sie beherrscht Künste, die nicht rechtens sind. Wenn Ihr sie das nächste Mal sehen solltet«, Nerestro zuckte zusammen, »wenn Ihr wieder in Tarpol seid, schlagt Ihr den Kopf ab und verbrennt ihren Körper. Wir würden es zumindest tun, wenn wir sie träfen.«
    »Kennt Ihr sie denn?«, krächzte Nerestro und leerte seinen Becher mit Wein, um das trockene Gefühl aus dem Hals zu spülen.
    »Sie macht kein Geheimnis um ihre Person«, antwortete der Ältere. »Und es gibt außerhalb Kensustrias nicht viele Priesterinnen Lakastras.« Prüfend sahen seine bernsteinfarbenen Augen in die des Ritters. »Hattet Ihr länger mit ihr zu tun? Man sagt, wenn sie einen Mann in ihren Bann gezogen hat, sei er ihr auf ewig verfallen.«
    Geistesabwesend fuhr sich der Ordenskrieger mit der Hand ins Genick. Die fünf Rillen, Überbleibsel der Kratzer, die er damals in seinem Albtraum in Granburg erhalten hatte, waren trotz der cerêlischen Magie nicht verschwunden.
    Seine Gedanken rasten, sein Verstand setzte das Gehörte zu einer Ungeheuerlichkeit zusammen, die er sich weigerte zu

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