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Das Zeichen Des Dunklen Gottes

Das Zeichen Des Dunklen Gottes

Titel: Das Zeichen Des Dunklen Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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glauben.
    »Nein, nein«, sagte Herodin. »Wir haben sie auf dem Weg nach Dujulev und am Hof gesehen.« Als er die neugierigen Gesichter der Kensustrianer bemerkte, schilderte er in allen Einzelheiten taktische Vorgehensweisen der Hohen Schwerter, den Einsatz der Kavallerie und die Wucht eines massierten Lanzenangriffs.
    Die beiden fremden Krieger waren so gebannt, dass sie den stummen Nerestro nicht weiter beachteten. Immer wieder hakten sie ein oder wollten Näheres wissen.
    »Entschuldigt mich«, flüsterte der Ritter und wankte hinaus auf den Marktplatz.
    Er stützte sich an einem Steinpfeiler ab, ein Schwindel hatte ihn erfasst.
    Nach einer Weile waren die Kinder wieder da und sprangen um Nerestro herum, berührten vorsichtig seine Rüstung und hüpften kreischend zurück, wenn er einen Schritt auf den Mutigsten zu machte.
    »Verschwindet, ihr Gören!«, herrschte er sie ein wenig hilflos an. »Ich bin keine Jahrmarktattraktion. Ich bin ein Ordenskrieger, den ihr mit Respekt behandeln sollt. Verschwindet und geht anderen auf die Nerven!«
    Die Jungen und Mädchen ließen sich von seinem unfreundlichen Gesicht endlich in die Flucht schlagen und verschwanden zwischen den Marktständen.
    Die Tür des Weißen Hirschen flog auf. Herodin kam im Eilschritt hinaus, der Kopf hochrot, die Aufregung sprang förmlich aus ihm hervor. »Herr, die Kensustrianer befinden sich im Krieg mit dem Kaiserreich Angor! Sie haben einen Großteil ihrer Flotte zerstört und Hunderte von Angorjanern getötet.«
    »Was?« Nerestro fuhr herum. »Sie haben es gewagt, den Kontinent anzugreifen, der von Angor persönlich geschaffen wurde? Welch ein unverzeihlicher Frevel. Dafür sollten wir den beiden da drinnen die Köpfe abschlagen.« Er besann sich und zwang sich zur Ruhe. »Die Pest über Kensustria! Berichte mir mehr, und nichts wie weg von dem Ort, an dem ein Teil der Schuldigen sitzt, bevor ich mich vergesse. Ich will in einem fremden Land keine Scherereien haben.«
    Im Galopp ging es zurück zur Stromschnelle, wo bereits ein Teil der ausgeschwärmten Ritter wartete und ähnliche Neuigkeiten zu erzählen hatte. Nerestro verbot den aufgeregten Männern, auf der Stelle ins Gasthaus zu reiten und die beiden Kensustrianer zu einem Kampf herauszufordern.
    »Herr, was machen wir mit Belkala?«, wagte einer seine Gefolgsleute zu fragen. »Eure Gefährtin gehört zum Volk der Frevler, die die Schöpfung unseres Gottes bekämpfen.«
    »Ich weiß, was du sagen möchtest«, entgegnete der oberste Ordenskrieger verbittert. »Ich werde mit ihr reden und ihr die neue Lage schildern. Ich hoffe, sie hat Verständnis dafür, dass sie nicht weiter mit uns reisen kann.«
    Er ging von Bord des Schiffes und wartete auf der Kaimauer auf die Rückkehr der Kensustrianerin. Immer wieder rief er sich die Worte des fremden Kämpfers in Erinnerung, und seine Unsicherheit wurde dadurch nicht geringer. Liebe und übergroße Dankbarkeit kämpften in seinem Herzen gegen die Pflicht, alles zu ächten, was sich gegen Angors Werk stellte.
    Dazu kam, dass er sich immer mehr in die Vorstellung steigerte, sie habe ihn mit falschen Visionen seines Gottes getäuscht und ihn mit ihren Künsten, von denen Moolpár sprach, in ihren Hexenbann geschlagen. Den Kopf abschlagen und den Körper verbrennen. »Was grübelst du da, mein Junge?«, fragte eine vertraute Stimme neben ihm, die er seit ewigen Zeiten nicht mehr gehört hatte. Erschrocken wandte sich der Ritter um und sah den alten Mann, der neben ihm stand.
    »Vater? Du bist tot, Vater«, stammelte Nerestro. »Geh weg, Trugbild!«
    »Wie redest du mit mir, Nerestro?«, herrschte sein Vater ihn an, der in einer ähnlichen Rüstung wie sein Sohn erschienen war. »Ich bin kein Trugbild. Ich bin …«
    Der Ordenskrieger zog die aldoreelische Klinge, sprang auf und durchbohrte den Mann.
    Wirkungslos fuhr die Waffe in den Körper.
    »Ha, ich wusste es! Zauberwerk!«, schrie Nerestro triumphierend, und als die Figur beschwichtigend die Hände hob und einen Fuß nach vorne setzte, wich der Ritter aus. Die warnenden Rufe vom Deck der Stromschnelle hörte er nicht.
    Sein Tritt ging ins Leere. Um Gleichgewicht kämpfend stand er für einen Lidschlag rudernd in der Luft, dann fiel er nach hinten in das Wasser des Repol.
    Blubbernd und gurgelnd wich die Luft aus den Hohlräumen seiner Rüstung, die Blasen kitzelten ihn im Gesicht, und wie ein Stein sank er tiefer und tiefer in die klaren Fluten. Unbarmherzig zogen ihn fast dreißig

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