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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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befanden sich rechts und links von Sir Johns Leuten. Die Bogenschützen, die mit den Holzbündeln zum Wassergraben gelaufen waren, hatten sich nun seitlich zurückgezogen und beschossen die Brustwehr. Mancher Angreifer wurde von einem Armbrustbolzen getroffen. Einer von Sir Johns Männern riss plötzlich den Mund auf, fasste sich an den Bauch und stürzte, ohne einen Ton von sich zu geben, auf die Erde. Einem anderen Feldkämpfer, dem Sohn eines Earls, tropfte das Blut vom Helm, und ein Bolzen ragte aus seinem hochgeklappten Visier. Er stolperte und brach in die Knie. Dann schüttelte er Hooks Hand ab, die dieser ihm zur Hilfe gereicht hatte, und kam, mit dem Bolzenschuss im Gesicht, wieder hoch und stürmte weiter.
    «Ruft lauter, ihr Bastarde!», schrie Sir John, und die Angreifer brüllten erneut ihr heiseres «Sankt Georg». «Lauter!»
    Eine Kanone ließ eine stinkende Rauchwolke über der Stadtmauer aufsteigen, und ihr Stein raste schräg über die Fläche, auf der die Angreifer vorrückten. Ein Feldkämpfer wurde an der Seite getroffen, wirbelte herum, und Blut spritzte bis weit oben auf seinen Wappenrock. Der Kanonenstein flog weiter, riss einem Knappen den Bauch auf, und immer noch flog der Stein weiter, mit Blut beschmiert, bis er irgendwo über dem Marschland verschwand. Einem Bogenschützen brach der Bogenschaft, als er gerade die Sehne spannte, und er fluchte. «Lasst den Bastarden keine Zeit! Tötet sie!», brüllte Sir John Cornewaille, während er auf die Holzbündel sprang, die nun an einer Stelle den Wassergraben ausfüllten.
    Und jetzt hörte das Schreien gar nicht mehr auf, denn die ersten Angreifer gingen tastend über die schwankenden Holzbündel im Wassergraben. Armbrustbolzen zischten auf sie herab, und dann warfen die Verteidiger Steine und Balken von der Brustwehr. Zwei weitere Kanonen feuerten von der Stadtmauer aus. Rauch quoll empor, doch die Kanonensteine schlugen hinter den Angreifern ein, ohne ihnen gefährlich zu werden. In Harfleur wurden Trompeten geblasen, und immer neue Armbrustbolzen sirrten von der Stadtmauer herüber. Solange sich die Angreifer an der Vorderseite der Barbakane befanden, konnten ihnen die Geschosse aus der Stadt nichts anhaben, doch einige Männer versuchten schon, an den teilweise abgerutschten Seiten hinaufzusteigen, direkt vor den Augen der Franzosen.
    Hook schoss so lange auf die Männer hinter der Brustwehr der Barbakane, bis er keine Pfeile mehr hatte. Dann sah er sich nach einem Knappen mit Nachschub um, doch es stand keiner in der Nähe. «Horrocks», rief er seinem jüngsten Bogenschützen zu, «schaff mir Pfeile her!»Ein paar Schritte entfernt saß ein verwundeter Bogenschütze, der nicht zu seinen Leuten gehörte, auf dem Boden. Er zog ein paar Pfeile aus der Tasche des Verletzten, legte einen davon über den Bogenschaft und hielt ihn mit dem Daumen fest. Die englischen Banner wehten nun am Fuß der Barbakane, und die meisten Feldkämpfer kletterten zwischen den lodernden Flammen hinauf, deren Rauch den Verteidigern die Sicht nahm. Es war, als wolle man ein bröckelndes Steilufer erklimmen, aber ein Steilufer, auf dem es brannte. Die Franzosen brüllten trotzige Herausforderungen. Ihre wirksamsten Waffen waren nun Steine, die sie an der Vorderseite der Barbakane herunterwarfen. Hook sah einen Feldkämpfer rücklings stürzen, sein Helm halb eingedrückt von einem Steinbrocken. Der König war auch dort, jedenfalls hob sich seine Standarte leuchtend gegen den grauen Rauch ab. Hook fragte sich, ob der Mann, den er mit dem eingedrückten Helm hatte fallen sehen, womöglich der König selbst gewesen war. Was würde geschehen, wenn der König starb? Doch es war gut, dass er hier war, mitten im Kampf, und plötzlich erfüllte es Hook mit Stolz, dass England einen König besaß, der in der Schlacht kämpfte, und keinen halbnärrischen Monarchen, der sich mit Tuchstreifen umwickelte, weil er glaubte, er bestehe aus Glas.
    Sir Johns Banner war jetzt auf der rechten Seite zu sehen, und ganz in der Nähe flatterten Sir William Porters drei Glocken. Hook rief seinen Männern zu, dass sie ihm folgen sollten, und rannte zum Wassergraben. Als er hineinstieg, trat er als Erstes auf die Leiche eines Mannes in Plattenrüstung. Ein Armbrustbolzen hatte die Kettenhaube des Mannes durchbohrt und ein blutiges Loch in seine Kehle gerissen. Irgendwer hatte dem Toten schon das Schwert und den Helm genommen. Hook überwand die schwankenden Holzbündel und zog sich auf der

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