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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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«Flagge!», schrie Sir John. «Wo ist meine gottverdammte Flagge?»
    Hook stand mit gespreizten Beinen da und ließ die Axt auf die Männer niederfahren, die sich kaum wehrten, denn die Toten und Verletzten auf dem Boden behinderten sie im Kampf. Sir Johns Geschick und schiere Grausamkeit jagte ihnen zusätzlich Entsetzen ein. Ein entschlossener Mann hätte Sir Johns Schwert und Hooks Axt etwas entgegensetzen können, doch stattdessen versuchten die Verteidiger vor den Klingen zurückzuweichen, während sie von ihren weiter hinten kämpfenden Gefährten nach vorne gedrängt wurden. « Trois !»Sir John zählte die Männer, die er verwundet oder getötet hatte. « Quatre ! Kommt schon, ihr gottverdammten Bastarde! Ich will kämpfen!»Hooks Axt war die gefährlichere Waffe. Ihre Klinge zerdrückte Panzerrüstungen wie Pergament und hackte sich in Körper wie ein Schlachterbeil, und Hook verzog das Gesicht, während er mit der Axt ausholte, und die Feinde dachten, er lächle, und dieses Lächeln ängstigte sie noch mehr als die Axt. Das Gedränge machte es den französischen Armbrustschützen unmöglich zu zielen, während die weitgehend intakte rückwärtige Seite der Barbakane und der Rauch den Kampf vor den Bogenschützen auf den Türmen des Leure-Tores verbarg. Sir John schrie, und Hook gab ein irrsinniges Heulen von sich. Ihre Klingen waren rot. Hook versuchte nun nicht mehr zu töten, sondern drängte den Feind zurück und ließ Männer zu Boden gehen, um die Kämpfer dahinter bei ihrem Angriff zu behindern. Ein Feldkämpfer machte vom Boden aus einen Aufwärtsstoß mit seinem Schwert, doch Hook hatte es gesehen, wich seitlich aus, schmetterte die Axt in das Visier des Mannes, hörte ein gurgelndes Geräusch, während sich die schwere Metallklinge ins Fleisch grub, schwang die Axt zurück, um den Brustpanzer eines Mannes einzudrücken, und stieß sie dann vor, um einen dritten Mann zu Fall zu bringen.
    «Meine Flagge!», brüllte Sir John erneut. «Diese Bastarde sollen wissen, wer sie umbringt!»
    Unvermittelt stolperte sein Standartenträger über die Brustwehr auf die Plattform, und hinter ihm folgten weitere Feldkämpfer mit Sir Johns Löwen auf dem Waffenrock. «Tötet die Bastarde!», schrie Sir John, doch die Bastarde hatten schon genug. Sie verschwanden durch eine Lücke an der rückwärtigen Seite der Barbakane, stiegen hastig eine Leiter hinunter und stolperten eilig den Rest der Schräge hinab, um dann durch die Rauchwolken auf das Leure-Tor zuzurennen? Die aufgehende Sonne leuchtete durch den Rauch. Brüllende Engländer töteten die letzten Verteidiger, die es nicht mehr zu der Lücke geschafft hatten. Ein Mann hielt seinen Handschuh als Zeichen der Ergebung vor sich, doch ein Bogenschütze schlug ihn mit einem langstieligen Hammer nieder, und ein anderer spießte ihn mit der Spitze seiner Kampfaxt auf.
    «Genug!», schrie eine Stimme. «Genug! Genug!»«Aufhören!», rief Sir John. «Aufhören, hab ich gesagt.»«Gott sei gedankt!», sagte der Mann, der zuerst gerufen hatte, dass der Kampf beendet werden sollte, und Hook sah, dass es der König war, der sich nun, mit dem Schwert in der Hand, unvermittelt hinkniete und sich bekreuzigte. Der Wappenrock des Königs, sein strahlendes Wappen mit dem roten Sankt-Georgs-Kreuz darüber, war stark versengt. Ein Springarden-Bolzen fuhr in einen der Balken auf der Stadtseite und ließ das Holz beben. «Löscht die Flammen!», rief der König, nachdem er wieder aufgestanden war. Er zog seinen Helm und seine lederne Unterhaube aus. Sein dickes kurzgeschnittenes Haar stand in verschwitzten Büscheln von seinem Kopf ab. «Und jemand erbarme sich dieses Mannes!»Er deutete auf den Franzosen, der sich hatte ergeben wollen und der nun zuckend und stöhnend auf dem Boden lag, während Blut über seinen Plattenschurz unterhalb des Brustpanzers lief. Die Kampfaxt steckte noch immer in seinem Bauch. Ein Feldkämpfer zog ein Messer, tastete am Hals des Mannes nach der Lücke in der Rüstung, stach einmal zu und drehte dann die Klinge in der Wunde um. Der Mann verkrampfte sich, blasiges Blut lief aus den Löchern seines Visiers, dann krümmte er sich ein letztes Mal zusammen und blieb reglos liegen. «Gott sei gedankt», sagte der König erneut. Da fiel ein Bogenschütze auf die Knie, und Hook dachte, er wolle beten, doch stattdessen übergab er sich. Armbrustbolzen trafen die rückwärtige Seite der Barbakane und klangen beim Einschlagen wie Dreschflegel auf der Tenne.

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