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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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sich schon halb den Hügel hinaufbewegt, während ihnen Knappen und Diener mit Packpferden folgten, um in den Schutz der englischen Armee hinter der Hügelkuppe zu gelangen. Wenn es überhaupt noch eine englische Armee gab. Melisande wusste es nicht. Sie hatte Männer den Hügel herab in Richtung Maisoncelle laufen sehen, aber viele waren es nicht gewesen, und nach ihren Bewegungen zu schließen, waren es Verwundete. Nach einer Weile waren weitere Männer gekommen, doch langsam, nicht in hastiger Flucht, und sie hatte nicht verstanden, dass es Gefangene waren, die zu dem Dorf hinuntergebracht wurden. Dass keine Aufregung herrschte, ließ vermuten, dass die englische Linie auf dem Hügel noch standhielt, doch Melisande erwartete halb, und halb fürchtete sie, dass die Engländer, plötzlich von rachedurstigen Franzosen verfolgt, den Abhang herunterflüchten würden.
    Doch stattdessen waren die französischen Reiter aus westlicher Richtung gekommen, und jetzt galoppierten sie in das Dorf, und Melisande beobachtete, wie sie Knappen niedermetzelten und dann abstiegen, um den englischen Tross zu plündern.
    Die Reiter vertrieben die Bauern, die zuerst gekommen waren. Eine Handvoll englischer Feldkämpfer und verwundeter Bogenschützen war zur Bewachung des Lagers abgestellt worden, doch es waren insgesamt nur etwa dreißig Männer, und sie hatten ihre Pfeile schon auf die Bauern verschossen. Diese Männer zogen sich nun eilig den Hügel hinauf zurück. Die Frauen des Trosses gingen mit ihnen, und die Reiter entdeckten das Quartier des Königs. Ein Priester und zwei Knappen waren bei den Kleinodien des Königs geblieben. Diese drei waren schnell abgeschlachtet, und das Plündern begann.
    Melisande beobachtete, was geschah. Sie sah einen Mann in einem roten, pelzbesetzten Gewand und mit einer Krone auf dem Kopf umherstolzieren, um seine Gefährten zum Lachen zu bringen. Sie verstand nicht, was hier vor sich ging. Sie konnte nur beten, dass Nick lebte. Also schloss sie die Augen, kauerte sich tief auf die Erde und betete.
    Hook lebte.
    Die beiden französischen Kampfeinheiten hatten sich schwerfällig über das Feld zurückgezogen. Auf der Fläche vor der englischen Linie lagen dicht an dicht Körper in schlammverschmierten Rüstungen. Die dritte französische Kampfeinheit war nun aufgesessen. Sie war die kleinste Einheit der Franzosen, aber immer noch größer als die gesamte englische Armee. Die Reiter hatten ihre Lanzen erhoben, und an einigen flatterten Wimpel. Trompeten erklangen. Doch die dritte Kampfeinheit konnte noch nicht angreifen, weil sie so viele abgesessene Franzosen vor sich hatte. Die Reiter ließen ihre Pferde ein paar Schritte nach vorn gehen und hielten dann wieder an.
    «Pfeile!», rief Hook seinen Männern zu.
    «Wir haben keine!», rief Will of the Dale zurück.
    «Doch», sagte Hook. Er suchte seinen Bogen, hängte ihn über die Schulter, und führte seine Männer auf das Feld mit den französischen Leichen, und überall bei den Gefallenen lagen nutzlos verschossene Pfeile. Manche, deren Spitze den harten Rüstungsstahl getroffen hatten, waren nicht mehr zu gebrauchen, weil die Ahlspitzen sich verformt hatten, doch viele waren noch in sehr gutem Zustand. Hook entdeckte einige unbeschädigte Spitzen an Pfeilen mit zersplittertem Schaft, und diese Ahlspitzen zog er ab und befestigte sie an den intakten Schäften. Nebenbei plünderte er französische Leichen. Um den Hals eines Mannes hing eine Silberkette, und Hook steckte sie in seine Pfeiltasche. Auch Feldkämpfer durchsuchten die aufeinanderliegenden französischen Krieger, zogen die Toten von den Lebendigen weg, töteten die Verletzten, die keine Uberlebenschance hatten oder die zu arm waren, um Lösegeld einbringen zu können, und retteten die Wohlhabenden. Als Hook einen graubefiederten Pfeil aus dem Wappenrock eines Mannes zog, der auf dem Rücken vor ihm lag, bewegte sich der Mann plötzlich. Hook hatte ihn für tot gehalten, doch der Mann stöhnte und wandte dem Bogenschützen seinen Kopf hinter dem geschlossenen Visier zu. Hook klappte das Visier hoch und sah in verängstigte Augen. «Aidez-moi» , sagte der Mann mühsam keuchend. Hook fand keine Verwundung, kein Loch in der Rüstung, doch der Mann schrie auf, als Hook versuchte, ihn auf die Füße zu ziehen. Der Franzose litt solche Schmerzen, dass er das Bewusstsein verlor, und Hook ließ ihn wieder auf den Boden sinken. Er nahm den Pfeil und setzte seine Suche fort. Ein Hund wollte ihn

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