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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Krüppel, deren Hilfeschreie unbeantwortet verhallten. Henry führte sie an, auch wenn ihm seine Männer zuriefen, er solle sich in sicherer Deckung halten. Sein Helm hatte Beulen und Schrammen, eine Goldblume war von der strahlenden Krone abgeschlagen worden, doch Englands König war erfüllt von dem Gefühl der Rechtschaffenheit und einer heiligen Freude, denn er sah im Leiden des Feindes den Beweis göttlicher Fürsorge. Die Hebungen und Senkungen der Ackerfurchen waren zu einem blutig roten Brei niedergetrampelt worden. Männer wateten in einer Schlämme aus Erde, Blut und Exkrementen, sie quälten sich ab und sie starben, und Henrys Seele schwang sich in die Höhe. Gott war an seiner Seite, und in dieser Zuversicht fand er neue Stärke und tötete weiter.
    Lanferelle ließ seinen schweren, tödlichen Hieb in demselben Augenblick niederfahren, in dem sich eine Kampfaxt um sein linkes Schulterstück hakte und er schnell und heftig zurückgezogen wurde. Der Hieb des Franzosen verfehlte Sir John, doch Lanferelle, der wie durch ein Wunder auf den Füßen geblieben war, drehte sich sofort zu seinem neuen Feind um. Und erstarrte.
    Die Kampfaxt hatte ihn von Sir John weggezogen und ihm den Triumph unmöglich gemacht, und nun befand sich ihr Spitzdorn unmittelbar vor seinem Gesicht, drückte ihm die Lippen gegen die Zähne, und Lanferelle fand sich Angesicht zu Angesicht mit Hook wieder.
    «Als Ihr früher mit ihm gekämpft habt», sagte Hook, «hat er Euch aufstehen lassen. Wollt Ihr ihm nicht das Gleiche gewähren?»
    «Das hier ist die Schlacht», sagte Lanferelle, dessen Stimme durch den Druck des Spitzdorns verzerrt klang, «damals war es ein Turnier.»
    «Wenn das also die Schlacht ist», fragte Hook, «warum sollte ich Euch dann nicht töten?»
    Sir John stand auf, doch er schritt nicht ein. Er beobachtete nur das Geschehen.
    «Weil dir Melisande niemals vergeben würde», sagte Lanferelle, und er sah das Zögern auf Hooks Gesicht, und er spannte sich an, bereit, seine eigene Kampfaxt zu heben, doch dann bohrte sich die Stahlspitze in seinen Mund und riss ihm das Zahnfleisch auf.
    «Macht nur weiter», sagte Hook, «versucht es.»
    Sir John schaltete sich weiterhin nicht ein.
    «Versucht es», bat Hook noch einmal. Er wandte die Augen nicht von Lanferelle ab. «Wollt Ihr ihn, Sir John?»
    «Er gehört dir, Hook.»
    «Ihr gehört mir», sagte Hook zu Lanferelle.
    «Je me rends» , sagte Lanferelle und ließ den Schaft seiner Kampfaxt los, sodass sie dumpf in den Schlamm klatschte.
    «Nehmt Euren Helm ab», befahl Hook und zog den blutigen Spitzdorn zurück.
    Lanferelle nahm den Helm ab, dann seine Kettenhaube und auch die Lederhaube darunter, sodass sein langes schwarzes Haar frei über seinen Rücken hinunterfiel. Er gab Hook seinen linken Handschuh, und Hook führte seinen Gefangenen triumphierend hinter die Linie, wo die anderen Gefangenen bewacht wurden. Mit einem Mal wirkte Seigneur de Lanferelle müde, müde und bestürzt. «Fessle mir nicht die Hände», bat er Hook.
    «Warum nicht?»
    «Weil ich ein Ehrenmann bin, Nicholas Hook. Ich habe mich ergeben, und du hast mein Wort, dass ich nicht mehr versuchen werde zu kämpfen, ebenso wenig wie ich versuchen werde zu fliehen.»
    «Dann wartet hier», sagte Hook.
    «Ich werde warten», versprach Lanferelle.
    Hook rief einem Knappen zu, dass er dem Franzosen Wasser bringen solle, und ging zurück in die Schlacht, die erneut auszuklingen schien. Die zweite französische Kampfeinheit hatte es nicht besser gemacht als die erste. Noch mehr Tote lagen auf den Leichenwällen, und jetzt quälten sich die Überlebenden durch den Morast zurück und ließen Tote, Verletzte und Gefangene hinter sich. Hunderte von Gefangenen. Grafen und Herzöge und Adlige und Feldkämpfer, alle in schlammverschmierten, blutgetränkten Wappenröcken, alle standen sie jetzt hinter der englischen Linie und beobachteten ungläubig, wie sich der Rest der zweiten französischen Kampfeinheit davonschleppte.
    Es blieb die dritte französische Kampfeinheit. Ihre Banner flatterten im Wind, und auf der gesamten Linie stiegen Männer in die Sättel und ließen sich von ihren Junkern die Lanzen bringen. «Pfeile.» Sankt Crispinians Stimme ertönte in Hooks Kopf. «Du brauchst Pfeile.»
    Das Tagewerk war noch nicht beendet.
    Melisande beobachtete, was geschah.
    Der englische Tross war in dem Dörfchen Maisoncelle und auf den angrenzenden feuchten Weiden verteilt, und manche Angehörige des Trosses hatten

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