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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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befreien, der Euch nicht passt, Sir John.»
    Und darunter schien ein recht großer Teil der Menschheit zu fallen. Sir John Cornewaille liebte seinen König, er verehrte seine nicht mehr junge Frau, die eine Tante des Königs war, er betete die Frauen an, die seine Bastarde austrugen, und er sorgte hingebungsvoll für seine Männer, doch der gesamte Rest der Welt galt ihm als gottverdammter Abschaum, der nichts weiter als den Tod verdiente. Zwar duldete er seine englischen Landsleute, doch die Waliser waren Krautfürze und Zwerge, die Schotten waren dreckige Speichellecker, und die Franzosen waren verschrumpelte Scheißhaufen. «Weißt du, was man mit diesen verschrumpelten Scheißhaufen macht, Hook?»
    «Man bringt sie um, Sir John.»
    «Man rückt ihnen auf den Pelz und bringt sie um», sagte Sir John. «Du lässt sie deinen Atem riechen, während sie sterben. Du lässt sie dein Grinsen sehen, während du ihnen die Gedärme aus dem Leib schneidest. Du lässt sie leiden, Hook, und dann tötest du sie. Ist das richtig, Pater?»
    «Ihr sprecht mit Engelszungen, Sir John», sagte Pater Christopher mit unbewegter Miene. Er war Sir Johns Beichtvater, und er trug, ebenso wie die Kompanie Bogenschützen auf der Wiese, ein Kettenhemd, hohe Stiefel und einen gut sitzenden Helm. Nichts an ihm ließ erkennen, dass er Priester war, sonst hätte er auch nicht in Sir Johns Diensten gestanden. Sir John wollte Soldaten.
    «Ihr seid keine Bogenschützen», knurrte Sir John seine Kämpfer auf dem winterlichen Feld an. «Ihr jagt Pfeile los, bis sich die stinkenden Bastarde auf euch stürzen, und dann tötet ihr sie wie andere Feldkämpfer auch! Ihr nützt mir nichts, wenn ihr nur Pfeile abschießen könnt! Ich will euch so nahe bei ihnen kämpfen sehen, dass euch ihre Todesfürze in die Nase steigen! Hast du schon mal einen Mann aus solcher Nähe getötet, dass du ihn hättest küssen können, Hook?»
    «Ja, Sir John.»
    Sir John grinste. «Dann erzähl mir doch mal von dem letzten Mann, den du getötet hast. Wie hast du es gemacht?»
    «Mit einem Messer, Sir John.»
    «Wie! Nicht mit was. Wie?»
    «Hab seinen Bauch aufgeschlitzt, Sir John», sagte Hook, «und ihm das Messer unter die Rippen gestoßen.»
    «Hast du dir dabei die Hand nass gemacht, Hook?»
    «Sie hat getrieft, Sir John.»
    «Von Franzosenblut, was?»
    «Es war ein englischer Ritter, Sir John.»
    «Gottverdammt nochmal, Hook, aber du gefällst mir trotzdem!», rief Sir John aus. «So wird es gemacht!», rief er den Bogenschützen zu. «Ihr schlitzt ihnen die Bäuche auf, ihr rammt ihnen die Klingen in die Augen, schneidet ihnen die Kehle durch, reißt ihnen die Eier ab, steckt ihnen euer Schwert in den Arsch, holt ihnen die Eingeweide aus dem Leib, bohrt nach ihrer Leber oder spießt ihre Nieren auf, es ist mir gleich, wie ihr es macht, solange ihr sie umbringt! Ist das richtig, Pater Christopher?»
    «Unser Herr und himmlischer Retter hätte es nicht besser ausdrücken können, Sir John.»
    «Und nächstes Jahr», sagte Sir John und starrte seine Bogenschützen finster an, «ziehen wir vielleicht schon in den Krieg! Unser König, Gott schütze ihn, ist der rechtmäßige König von Frankreich, doch die Franzosen verweigern ihm seinen Thron, und wenn Gott tut, was Er tun sollte, dann wird Er uns in Frankreich einfallen lassen. Und wenn das geschieht, werden wir bereit sein!»
    Niemand wusste genau, ob es Krieg geben würde oder nicht. Die Franzosen schickten Gesandtschaften zu König Henry, der wiederum Gesandte nach Frankreich schickte, und Gerüchte zogen durch England wie der Winterregen, den der Westwind mitbrachte. Sir John jedoch war überzeugt davon, dass es Krieg geben würde, und er schloss einen Vertrag mit dem König, ebenso wie es Dutzende anderer Männer taten. Der Vertrag verpflichtete Sir John, dreißig Feldkämpfer und neunzig Bogenschützen für zwölf Monate in die Dienste des Königs zu stellen, und im Gegenzug versprach der König, Sir John und seinen Männern einen Sold zu zahlen. Der Vertrag war in London aufgesetzt worden, und Hook hatte zu den zehn Männern gehört, die mit nach Westminster geritten waren, als Sir John seine Unterschrift darunter gesetzt und sein Löwensiegel in einen Wachsklecks gedrückt hatte. Der Schreiber hatte gewartet, bis das Wachs getrocknet war, und das Pergament anschließend in zwei ungleiche Teile geschnitten, dabei war er nicht säuberlich vorgegangen, sondern hatte seine Klinge von oben nach unten aufs Geratewohl im

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