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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Schafe standen auf den Weidegründen und sahen nackt und mager aus. Immer mehr Kampftrupps schlossen sich dem Zug an, alle waren beritten, alle trugen unbekannte Wappenröcke, und alle waren in Richtung Südküste unterwegs, wo der König die Männer zusammengerufen hatte, die seine Verträge unterzeichnet hatten. Die meisten der Reiter, so bemerkte Hook, waren Bogenschützen, sie übertrafen die Feldkämpfer zahlenmäßig etwa um das Dreifache. Die Langbögen steckten in Futteralen, die sich ihre Besitzer über die Schulter gehängt hatten.
    Hook war glücklich. Sir Johns Männer waren jetzt seine Gefährten. Peter Goddington, der Centenar, war ein gerechter Mann, wenn er auch manchmal zum Zaudern neigte, doch er brachte den Männern große Herzlichkeit entgegen, und diese teilten seinen Traum, die beste Bogenschützen-Kompanie Englands aufzustellen. Thomas Evelgold folgte ihm in der Befehlskette. Er war, ebenso wie Goddington, mit seinen fast dreißig Jahren ein älterer Mann. Er war mürrisch und kein so schneller Denker wie der Centenar, doch er unterstützte die jüngeren Bogenschützen widerwillig, unter denen Hook einige besondere Freunde gefunden hatte. Da waren zunächst die Zwillinge Thomas und Matthew Scarlet, ein Jahr jünger als Hook, und Will of the Dale, der seiner Mannschaft Lachtränen in die Augen treiben konnte, wenn er Sir John nachahmte. Die vier tranken zusammen, aßen zusammen, lachten zusammen und maßen ihre Kräfte aneinander, auch wenn es unter sämtlichen Bogenschützen unbestritten war, dass keiner besser schießen konnte als Nicholas Hook. Sie hatten sich den ganzen Winter an den Waffen geübt, und jetzt lag Frankreich vor ihnen, und Gott stand auf ihrer Seite. Das hatte ihnen Pater Christopher in seiner Predigt versichert, die er am Tag vor ihrem Ausrücken gehalten hatte. «Es ist ein gerechter Streit, den unser Herr König mit Frankreich führt», hatte der Priester mit ungewohntem Ernst gesagt, «und unser Gott wird ihn nicht im Stich lassen. Wir ziehen aus, um Unrecht in Recht zu verwandeln, und die himmlischen Heerscharen werden an unserer Seite sein!»
    Hook verstand den Streit nicht. Er hatte nur verstanden, dass es irgendwo in der Familiengeschichte des Königs eine Hochzeit gegeben hatte, die Henry auf den französischen Thron führte, und vielleicht war er der rechtmäßige König von Frankreich und vielleicht auch nicht, doch das kümmerte Hook nicht. Er war einfach nur glücklich, den Sternenlöwen Cornewailles zu tragen.
    Und er war glücklich, weil Melisande zu den Frauen gehörte, die zur Begleitung der Kompanie ausgewählt worden waren. Sie ritt eine kleine, schmal gebaute Stute, die Sir Johns Frau, der Schwester des alten Königs, gehörte, und sie ritt gut. «Wir müssen Frauen mitnehmen», hatte Sir John erklärt.
    «Gott ist gnädig», hatte Pater Christopher gemurmelt.
    «Wir können unsere Kleidung nicht selbst waschen!», hatte Sir John gesagt. «Wir können nicht nähen! Wir können nicht kochen! Sind doch nützliche Wesen, diese Frauen! Außerdem wollen wir es nicht treiben wie die Franzosen! Die bespringen sich gegenseitig, wenn gerade kein Schaf zur Hand ist, also nehmen wir ein paar Frauen mit!» Es gefiel ihm, wenn Melisande an seiner Seite ritt, und auch wenn sie inzwischen recht gut Englisch sprach, schwatzte er unausgesetzt französisch mit ihr und brachte sie zum Lachen.
    «Er hasst die Franzosen eigentlich gar nicht», sagte Melisande eines Abends zu Hook, als sie an einer Stadt mit einer großen Abtei vorbeikamen. Die Glocke der Abteikirche rief die Gläubigen zum Gebet, doch Hook rührte sich nicht. Er saß mit Melisande an einem kleinen Fluss, der sich gemächlich durch fette Auen wand. Auf der anderen Seite des Flüsschens, zwei Äcker entfernt, errichtete eine weitere Kompanie aus Bogenschützen und Feldkämpfern ihr Lager. Die Feuer von Sir Johns Männern brannten schon und hüllten die Bäume und den Kirchturm der Abtei in Rauch. «Es gefällt ihm einfach, Grobheiten über die Franzosen zu sagen», fuhr Melisande fort.
    «Wie über alle anderen auch.»
    «Im Innersten ist er ein freundlicher Mann», sagte Melisande und lehnte sich dann zurück, damit sie ihren Kopf an Hooks Brust legen konnte. Im Stehen reichte sie ihm kaum bis an die Schulter. Hook liebte ihre Zartheit, auch wenn er inzwischen gelernt hatte, dass ihre zierliche Erscheinung trügerisch war, denn Melisande besaß die geschmeidige Stärke eines Bogenschaftes, und wie ein Bogen, der

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