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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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König über allen Sorgen und über allen Fragen nach Richtig und Falsch stand, doch dieser hier wurde von dem Wunsch gequält, Gottes Willen zu erkennen. «Diese beiden», sagte Henry und sah Hook und Melisande an, «sprechen also die Wahrheit?»
    «Das könnte ich schwören, Sire», sagte Pater Ralph nachdrücklich.
    Der König ließ seine Augen auf Melisande ruhen, doch seine Miene verriet nichts. Dann ließ er seinen kühlen Blick zu Hook wandern. «Warum hast nur du allein überlebt?», fragte er plötzlich mit schroffer Stimme.
    «Ich habe gebetet, Sire», sagte Hook bescheiden.
    «Haben die anderen nicht gebetet?», fragte der König scharf.
    «Manche schon, Sire.»
    «Aber Gott hat eben beschlossen, deine Gebete zu erhören, was?»
    «Ich habe zu Sankt Crispinian gebetet, Sire», sagte Hook und hielt inne, bevor er schnell seinen Satz beendete, «und er hat zu mir gesprochen.»
    Erneut kehrte Stille ein. Vor dem Fenster krächzte ein Rabe, und das Klingen von Schwertern drang vom Übungsplatz des Towers herüber. Dann streckte der König von England seine Hand im Kettenhandschuh aus und fasste Hook unters Kinn, sodass er dem Bogenschützen in die Augen sehen konnte. «Er hat zu dir gesprochen?», fragte der König.
    Hook zögerte. Es fühlte sich an, als schlüge sein Herz direkt in seiner Kehle. Dann beschloss er, die ganze Wahrheit zu sagen, wie unglaubwürdig sie sich auch immer anhören mochte. «Sankt Crispinian, Sire», sagte er, «hat in meinem Kopf zu mir gesprochen.»
    Der König starrte Hook an. Pater Ralph öffnete den Mund, als wolle er etwas sagen, doch eine königliche Hand brachte ihn mit einer Geste dazu, den Mund wieder zu schließen, und Henry, König von England, starrte Hook weiter an, sodass ihm die Angst wie eine kalte Schlange das Rückgrat emporkroch. «Es ist warm in diesem Raum», sagte der König mit einem Mal, «du wirst draußen mit mir weitersprechen.»
    Einen Moment lang glaubte Hook, der König müsse Pater Ralph gemeint haben, doch es war Hook, den der König wollte, und so trat Nicholas Hook in den nachmittäglichen Sonnenschein und ging neben seinem König her. Henrys Rüstung quietschte leise, als sich die Metallteile an dem eingefetteten Lederfutter darunter rieben. Seine Männer hatten unwillkürlich zu ihm kommen wollen, als er erschienen war, doch er winkte sie fort. «Erzähle mir», sagte Henry, «wie Crispinian zu dir gesprochen hat.»
    Hook erzählte, wie ihm die beiden Heiligen erschienen waren und wie beide zu ihm gesprochen hatten, doch dass Crispinian die freundlichere Stimme besaß. Es war verlegen, als er die Unterhaltungen beschrieb, doch Henry nahm seine Worte ernst. Er blieb stehen und sah Hook ins Gesicht. Er war einen halben Kopf kleiner als der Bogenschütze, sodass er aufblicken musste, um Hooks Miene zu deuten, doch offenbar war er zufrieden mit dem, was er erkannte. «Du bist gesegnet», sagte er. «Ich wünschte, die Heiligen würden zu mir sprechen», fuhr er sehnsüchtig fort. «Du bist geschont worden, weil eine Aufgabe für dich vorgesehen ist», fugte er voller Überzeugung hinzu.
    «Ich bin nur ein Forstmann», sagte Hook unbehaglich. Einen Moment lang war er versucht, die ganze Wahrheit zu sagen, dass er nämlich ein Geächteter war, doch dann hütete er lieber seine Zunge.
    «Nein, du bist ein Bogenschütze», beharrte der König, «und es war in unserem französischen Reich, in dem dir die Heiligen zu Hilfe gekommen sind. Du bist Gottes Werkzeug.»
    Hook wusste nicht, was er sagen sollte, und so sagte er nichts.
    «Gott hat mir den Thron von England und den Thron von Frankreich vergönnt», sagte der König grimmig, «und wenn es Sein Wille ist, dann werden wir uns den Thron von Frankreich zurückholen.» Seine Faust im Kettenhandschuh ballte sich, «Und wenn wir uns dafür entscheiden», fuhr er fort, «dann will ich Männer haben, die von den Heiligen Frankreichs begünstigt werden. Bist du ein guter Bogenschütze?»
    «Ich glaube es, Sire», sagte Hook zurückhaltend.
    «Venables!», rief der König, und der Ventenar hinkte eilig über die Wiese herbei und fiel auf die Knie. «Kann er schießen?», fragte Henry.
    Venables grinste. «So gut wie keiner, den ich je gesehen habe, Sire. So gut wie der Mann, der Euch den Pfeil ins Gesicht geschossen hat.»
    Offenkundig mochte der König Venables, denn er lächelte bei der leichten Anmaßung. Dann tippte er mit seinem eisenumhüllten Finger auf die tiefe Narbe neben seiner Nase. «Wenn er mehr

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