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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Zickzack durch das Dokument gezogen. Eines der gezackten Teile hatte er in einen weißen Leinenbeutel gesteckt, das andere Sir John übergeben. Sollte nun irgendwer die Herkunft des Dokuments anzweifeln, so konnten die beiden ungleichen Teile wieder aneinandergelegt werden, zudem konnte keine der beiden Vertragsparteien das Dokument verfälschen und erwarten, dass diese Fälschung unentdeckt blieb. «Der Schatzmeister wird Euch Eure Gelder zukommen lassen, Sir John», sagte der Schreiber.
    Der König brachte Geld auf, indem er Steuern einnahm, Anleihen machte und Edelsteine verpfändete. Sir John erhielt einen Beutel mit Münzen und einen zweiten Beutel, der lose Edelsteine, eine goldene Brosche und eine massive Silberschatulle enthielt. Der Wert erlaubte es Sir John nicht, weitere Männer aufzustellen oder die Waffen und Pferde zu kaufen, die er brauchte, also lieh er sich in London Geld von einem italienischen Bankkaufmann.
    Männer, Pferde, Rüstungen und Waffen mussten erworben werden Sir John, seine Knappen, Junker und Diener brauchten allein schon mehr als fünfzig Reittiere. Jeder berittene Soldat sollte wenigstens drei Pferde bekommen, darunter ein geübtes Tier für die Schlacht, und für die Bogenschützen beschaffte Sir John jeweils ein Reitpferd. Damit all diese Pferde gefüttert werden konnten, musste bis zum Frühling, wenn die Wiesen wieder grün wurden, Heu gekauft werden. Die Feldkämpfer besaßen eigene Rüstungen und Waffen, doch Sir John ließ noch hundert Kurzlanzen für den
    Kampf Mann gegen Mann anfertigen. Zudem hatte er seine neunzig Bogenschützen mit Kettenhemden, Helmen, guten Stiefeln und einer Waffe für den Nahkampf ausgestattet, für den Fall, dass sie ihren Bogen nicht einsetzen konnten. «Schwerter werden euch nicht viel helfen», erklärte er den Bogenschützen. «Eure Gegner werden in voller Rüstung kämpfen, und ihr könnt einen Plattenpanzer nicht mit einem Schwert durchbohren. Also benutzt ihr die Kampfaxt! Schlagt die Bastarde damit nieder! Dann kniet ihr euch diesen Schwanzlutschern auf die Brust, klappt ihr Helmvisier hoch und stecht euer Messer in eins von ihren Drecksaugen.»
    «Es sei denn, sie sind vermögend», warf Pater Christopher mit milder Stimme ein. Der Priester war der älteste Mann in Sir Johns Kompanie, er hatte die vierzig schon überschritten, rundliche Wangen, ein spöttisches Lächeln, graues Haar, und aus seinen Augen sprachen sowohl Neugierde als auch Mutwille.
    «Es sei denn, der Schwanzlutscher ist vermögend», stimmte Sir John zu. «In diesem Fall nehmt ihr ihn gefangen und macht mich damit reich!»
    Sir John ließ einhundert Kampfäxte für seine Bogenschützen anfertigen. Hook, der wusste, wie man Holz beschnitzt, half dabei, die langen Eschenholzgriffe abzuziehen, während der Schmied an den Kopfkeilen arbeitete. Die eine Seite der Keile konnte wie ein Hammer eingesetzt werden und war zusätzlich mit Blei beschwert. Damit konnte die Platte einer Rüstung eingeschlagen oder zumindest ein Mann in Rüstung aus dem Gleichgewicht gebracht werden. Die gegenüberliegende Seite war als Schneide geformt, und wenn sie mit der Kraft eines Bogenschützen geführt wurde, konnte sie einen Helm durchtrennen, als wäre er aus Pergament. Und schließlich saß oben auf dem Axtkopf ein Dorn, der schmal genug war, um ihn durch die Schlitze eines Helmvisiers zu stoßen. Der obere Teil des Schaftes jeder Axt war mit Eisen verkleidet, sodass der Gegner den Griff nicht durchtrennen konnte. «Wundervoll», sagte Sir John, als die ersten Waffen fertig waren. Er strich über den eisenummantelten Griff, als wäre es der Schenkel einer Frau. «Einfach wundervoll.»
    Gegen Ende des Frühlings kam die Nachricht, dass Gott Seine Pflicht getan hatte, indem Er den König von einem Angriff auf Frankreich überzeugte. Und so rückte Sir Johns Kompanie Richtung Süden aus. Die Straßen waren von blühenden Weißdornhecken gesäumt, und Sir John war angesichts der Aussicht auf Krieg froh und voller Schwung. Er ritt an der Spitze, gefolgt von seinen Knappen, seinem Junker und einem Standartenträger, der die Flagge mit dem gekrönten roten Löwen und dem goldenen Stern trug. Drei Karren waren mit Verpflegung, Kurzlanzen, Rüstungen, zusätzlichen Bogenschäften und Pfeilbündeln beladen. Die Straße führte durch Wälder, in denen Meere blauer Glockenblumen blühten, und vorbei an Heuwiesen, auf denen der erste Schnitt in langen flachen Haufen zum Trocknen auslag. Frisch geschorene

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