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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Handgelenk, doch das tat er so gewandt und kraftvoll, dass die Klingenspitze eine Bogenlänge weit in die Luft fuhr, und so schnell, dass Hook keine Möglichkeit zum Ausweichen blieb, bevor die Klinge ihm den kleinen Finger abtrennte. Blut quoll aus der Wunde und lief an seinem Arm hinab. Melisande schrie, doch sie löste die Armbrust nicht aus. Einen Herzschlag lang spürte Hook nichts, doch dann fuhr ihm der Schmerz in den Arm.
    «So», sagte Lanferelle, der sich sehr gut zu unterhalten schien. «Ich lasse dir die Finger für die Sehne, ja? Ihretwegen. Aber wenn die Wölfe sich auf euch stürzen, Engländer, dann werden du und ich unser Spiel spielen. Wenn du gewinnst, dann behältst du sie, aber wenn du verlierst, dann geht sie in sein Ehebett.»Er machte eine Kopfbewegung zu dem Junker mit den schlaffen Lippen. «Sein Bett stinkt, und er stößt zu wie ein Eber. Und er grunzt dabei. Bist du mit unserem Spiel einverstanden?»
    «Gott wird uns den Sieg schenken», sagte Hook. In seiner Hand pochte ein höllischer Schmerz, doch er ließ es sich nicht anmerken.
    «Ich sage dir etwas», sagte Lanferelle und beugte sich in seinem Sattel vor. «Gott schert sich keinen feuchten Kuhfurz um deinen König oder meinen. Bist du mit unserem Spiel einverstanden? Wir kämpfen um Melisande, ja?»
    «Ja», sagte Hook.
    «Dann legt eure Pfeile auf den Boden», sagte Lanferelle, «und werft eure Bogen weg.»
    Der Franzose wollte keinen Pfeil in den Rücken bekommen, während er davonritt, also legten Tom Scarlet und Hook ihre Bögen in das wirre Laubwerk der gefällten Eiche und ließen ihre Pfeiltaschen fallen.
    Lanferelle lächelte. «Wir haben eine Vereinbarung, Engländer! Der Preis ist Melisande, aber wir müssen diese Vereinbarung noch mit Blut besiegeln.»
    «Sie ist schon besiegelt», sagte Hook und hob seine blutüberströmte Hand.
    «Wir spielen um ein Leben», sagte Lanferelle, «nicht um Blut.»Und damit drückte er seinem Hengst ein Knie in die Flanke, das Tier drehte sich gehorsam um, und der Herr der Hölle ließ sein Schwert mit der Bewegung des Pferdes weit herumschwingen, und die Klinge fuhr durch Matt Scarlets Kehle, sodass ein Schauer aus Blutstropfen über die Ginsterbüsche regnete, dem ein dicker Strahl dunkelroten Blutes folgte. Tom Scarlet schrie laut auf, doch Lanferelle gab seinem Pferd nur lachend die Sporen und ritt mit seinen beiden Männern ostwärts davon.
    «Matt!»Tom Scarlet fiel neben seinem Zwillingsbruder auf die Knie, doch Matt starb so schnell, wie das Blut blasenwerfend aus seiner zerfetzten Kehle gepumpt wurde.
    Die Hufschläge verklangen. Von den Karren klangen keine Rufe mehr herüber. Melisande weinte.
    Hook holte die Bögen. Er benutzte eine Axt, um ein Grab unter einer Eiche auszuheben, ein breites Grab, groß genug, dass Matt Scarlet und Peter Goddington auf dem Bergkamm über dem Meer zusammen darin liegen konnten.
    Und über Harfleur, dessen Stadtmauer von Kanonen zerschossen wurde.
    Es war eine schwere, schier endlose Arbeit. Hook und die anderen Bogenschützen schnitten Balken, spalteten und zersägten sie, um die Kanonengruben und Gräben zu verstärken. Neue Kanonengruben wurden ausgehoben, näher an der Stadt, doch die wertvollen Waffen mussten gegen Harfleurs Verteidiger geschützt werden, und deshalb bauten die Bogenschützen massige Schirme aus dicken Holzbalken, die vor den Kanonen aufgestellt wurden. Jeder Schirm bestand aus Eichenstämmen, die den Umfang einer Mädchenhüfte hatten, und sie wurden nach hinten geneigt aufgestellt, sodass sie die Geschosse des Feindes himmelwärts ablenkten. Doch der beste Einfall war, dass sie in Rahmen befestigt waren und um eine Achse geschwenkt werden konnten. Wenn eine Kanone zum Feuern bereit war, wurde der Befehl erteilt, mit einer großen Winde den oberen Teil des Schirmes herunterzuziehen, womit sich zugleich der untere Teil hob und die rußgeschwärzte Mündung des Kanonenrohrs freigab. Dann wurde die Kanone abgefeuert, und die Welt verschwand in einer ekelerregenden, stinkenden undurchdringlichen Rauchwolke, die genauso roch wie faulige Eier, und das Geräusch der Kanonenkugeln, die in die Stadtmauer einschlugen, verlor sich im Echo des brüllend lauten Zündungsknalls, und dann wurde die Winde losgemacht, und der Schirm fiel dumpf in seine ursprüngliche Position zurück, um die Kanone und die holländischen Kanoniere zu schützen.
    Der Feind wartete inzwischen darauf, dass die Schirme gekippt wurden, um in genau diesem Moment

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