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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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liebsten anfangen zu weinen, und was sie sagte, schien ihren Vater zu belustigen. «Sie sagt, sie will mit dir zusammenbleiben», übersetzte Lanferelle für Hook, «aber das hängt von meinen Wünschen ab. Es hängt davon ab, ob ich dich am Leben lasse.»
    Hook überlegte, dass er Lanferelle die hornverstärkte Kerbe des Bogenschaftes in die Kehle rammen könnte oder, noch besser, in die ungeschützte Stelle unter seinem Kinn, und ,zwar mit solcher Kraft, dass sich der Schaft bis ins Hirn des Franzosen bohren würde.
    «Nein», sagte die Stimme in seinem Kopf. Es war kaum mehr als ein Flüstern, aber unverkennbar die Stimme von Sankt Crispinian, der so lange geschwiegen hatte. «Nein», sagte der Heilige noch einmal.
    Hook wäre vor lauter Dankbarkeit beinahe auf die Knie gefallen. Sein Heiliger war zu ihm zurückgekehrt. Lanferelle lächelte wieder. «Hast du daran gedacht, mich anzugreifen, Engländer?»
    «Ja», gab Hook zu.
    «Und ich hätte dich getötet», sagte Lanferelle, «und vielleicht tue ich es ja trotzdem noch, wer weiß?»Er starrte in Richtung der Stelle, an der die Karren neben dem Weg standen. Das üppige sommerliche Blattwerk verbarg die Karren, aber es drangen Rufe herüber, und Hook vernahm das schnalzende Geräusch, mit dem Bogensehnen vorschnellen. «Wie viele von euch sind hier ?», fragte Lanferelle.
    Hook dachte daran zu lügen, doch dann sah er ein, dass Lanferelle die Wahrheit ohnehin bald herausfinden würde. «Vierzig Bogenschützen», sagte er.
    «Keine Feldkämpfer?»
    «Keine.»
    Lanferelle zuckte mit den Schultern, so als sei ihm diese Mitteilung gleichgültig. «Ihr nehmt also Harfleur ein, was? Und dann? Rückt ihr dann auf Paris vor? Oder Rouen? Du weißt es nicht. Aber ich. Ihr werdet irgendwohin marschieren. Euer Henry hat nicht all dieses Geld ausgegeben, bloß um einen kleinen Hafen einzunehmen! Er will mehr. Und wenn ihr marschiert, Engländer, dann werden wir immer in eurer Nähe sein, vor euch und hinter euch, und es wird immer nur einer von euch sterben oder auch einmal zwei, so lange, bis nicht mehr viele von euch übrig sind, und dann stürzen wir uns auf euch, wie die Wölfe auf die Schafherde. Und wird meine Tochter dann sterben, weil du zu schwach bist, um sie zu schützen?»
    «Ich habe sie in Soissons geschützt», sagte Hook, «Ihr nicht.»
    Ein ärgerliches Zucken lief über Lanferelles Gesicht. Die Spitze seines Schwertes zitterte, aber in den Augen des Franzosen stand auch Unsicherheit. «Ich habe nach ihr gesucht», sagte er. Er klang, als verteidige er sich.
    «Aber nicht gründlich genug», gab Hook erbittert zurück, «und ich habe sie gefunden.»
    «Gott hat ihn zu mir geführt», Melisande sprach wieder englisch.
    «Oho! Also Gott, ja?»Lanferelle hatte seine Selbstbeherrschung wiedergefunden und spottete: «Glaubst du, Gott steht auf deiner Seite, Engländer?»
    «Ich weiß, dass es so ist», sagte Hook entschieden.
    «Und weißt du auch, wie ich genannt werde?»
    «Der Herr der Hölle», sagte Hook.
    Lanferelle nickte. «Das ist nur ein Name, Engländer, nichts weiter als ein Name, um die Einfältigen in Angst und Schrecken zu versetzen. Doch trotz dieses Namens will ich, dass meine Seele in den Himmel eingeht, wenn ich sterbe, und deshalb brauche ich Leute, die für mich beten. Es müssen Messen für mich gelesen und Psalmen vorgetragen werden, und ich brauche Nonnen und Priester, die für mich auf den Knien liegen und Gott um meine ewige Seligkeit anflehen.»Er nickte in Melisandes Richtung. «Warum sollte sie also nicht für mich beten?»
    «Das tue ich ja», sagte Melisande.
    «Aber wird Gott ihre Gebete erhören?», fragte Lanferelle. «Sie hat Gott für dich verlassen, aber das war nur ihre Wahl. Jetzt wollen wir feststellen, was Gott selbst will, Engländer. Halte deine Hand hoch.»Er hielt inne, und Hook rührte sich nicht. «Willst du am Leben bleiben?», knurrte Lanferelle. «Dann halte deine Hand hoch! Nein, nicht die!»Es musste Hooks Rechte sein, die Hand, deren Fingerspitzen von der Reibung der Bogensehne schwielig geworden waren.
    Hook hielt seine rechte Hand hoch.
    «Spreiz die Finger», befahl Lanferelle und bewegte langsam sein Schwert, bis die Spitze der Klinge ganz leicht Hooks Handfläche berührte. «Ich könnte dich töten», sagte Lanferelle, «aber du gefällst meiner Tochter, und ich bin ihr sehr zugeneigt. Trotzdem hast du sie ohne meine Zustimmung entjungfert, und Blut verlangt nach Blut.»Er bewegte sein Handgelenk, nur sein

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