Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
selbst mit Kanonen und Springarden zu schießen. Deshalb waren die englischen Kanonen zusätzlich mit riesigen, erdgefüllten Weidenkörben und noch mehr Holzbalken geschützt, und manchmal wurde auch ein Schirm gekippt, obwohl keine Kanone abgefeuert werden sollte, einfach, um den Feind zu täuschen und ihn dazu zu verleiten, seine Geschosse zu verschwenden, die dann harmlos in die Körbe und Eichenbalken einschlugen. Wenn wirklich eine Kanone zum Abfeuern bereit war, wurde der Weidenkorb, der genau vor ihrer Mündung stand, beiseitegerollt, der Schirm wurde gehoben, und der Lärm war bis weit hinauf in das überflutete Tal der Lezarde zu hören.
    Der Feind besaß ebenfalls Kanonen, doch sie waren viel kleiner und konnten nur mit apfelgroßen Steinen schießen, und diese waren zu leicht, um die massigen Schirme zu durchschlagen. Ihre Springarden, enorme, feststehende Armbrustvorrichtungen zum Abschuss dicker Bolzen, wurden den Schirmen ebenso wenig gefährlich. Als Hook einen Karren mit Holzbalken zu einem Graben fuhr, wurde eines der Zugpferde von einem Springarden-Bolzen mitten in die Brust getroffen. Das Geschoss grub sich in den Körper des Tieres, zerfetzte die Lunge, das Herz und den Magen, und das Pferd brach an Ort und Stelle zusammen, die Beine in einer immer größer werdenden Blutlache ausgestreckt. Die Hitze flirrte über der roten Pfütze, über dem überfluteten Land und über den Marschen vor der weiten, glitzernden See.
    Gräben schützten die Belagerer vor den Kanonenkugeln und Springarden-Bolzen des Feindes, doch es gab kaum eine Möglichkeit, die Balliste zu verteidigen, mit der Steine so hoch in die Luft geschleudert wurden, dass sie fast senkrecht auf den Gegner herabfielen. Die Engländer hatten ihre eigenen Katapulte. Sie bestanden aus dem Holz, das sie an den bewaldeten Abhängen über dem Hafen geschlagen hatten, und sie ließen sowohl Steine als auch verrottende Tierkadaver auf Harfleur regnen. Von dem Bergkamm aus konnte Hook die zerschmetterten Dächer der Stadt und zwei eingestürzte Kirchtürme sehen. Er konnte erkennen, dass die Stadtmauer an einer Stelle zusammengebrochen war und die Trümmer in den Graben gerutscht waren, und er konnte sehen, dass die riesige Verteidigungsbastion vor dem Stadttor angeschlagen, eingebrochen und böse zugerichtet war. Diese Bastion war aus Erde und Holzbalken errichtet worden, und die englischen Kanonensteine fraßen sich immer tiefer in ihre beiden Türme, die eine kurze, dicke Palisadenwand flankierten.
    «Als Nächstes machen wir eine Sau», erklärte Sir John seinen Bogenschützen, «unser Herr König hat es eilig!»
    «Aber sie haben schon ein ziemlich großes Loch in der Stadtmauer», merkte Thomas Evelgold an. Er war anstelle von Peter Goddington zum Centenar ernannt worden.
    «Und hinter dieser Lücke ist ein neuer Wall», sagte Sir John, «und um den anzugreifen, müssen wir an ihrer Barbakane vorbei.»Die Barbakane war die Bastion mit dem Zwillingsturm, die als Vorwerk das Leure-Tor schützte. «Wollt ihr, dass die Bastarde euch von der Seite aus mit Armbrüsten beschießen? Diese Barbakane muss weg, und deshalb machen wir eine Sau. Wir müssen mehr Bäume fällen! Hook, komm her.»
    Die anderen Bogenschützen sahen zu, wie Sir John Hook zur Seite nahm. «Es wird keine französischen Kämpfer mehr in den Hügeln geben», sagte Sir John, «wir haben dort jetzt unsere eigenen Männer, und wir haben noch mehr Kundschafter losgeschickt, um nach der französischen Entsatzungstruppe Ausschau zu halten, sie haben aber noch nichts entdeckt.»
    Das war ein Rätsel. Der August neigte sich schon seinem Ende zu, und die Franzosen hatten noch immer keine Truppen geschickt, um die belagerte Stadt zu befreien. Jeden Tag ritten englische Späher los, um die Straßen aus nördlicher und aus östlicher Richtung zu beobachten, doch nie kam eine Armee in Sicht. Manchmal forderte ein kleiner Verband französischer Feldkämpfer die englischen Patrouillen heraus, doch nirgendwo stieg die Staubwolke auf, die ein marschierendes Heer verraten hätte. «Und jetzt erzähl mir, was du auf dem Berg gemacht hast», sagte Sir John, «an dem Tag, an dem Peter Goddington gestorben ist.»
    «Ich habe nur unsere Leute gewarnt», sagte Hook.
    «Nein, das hast du nicht. Du hast ihnen gesagt, sie sollen zu den Karren zurückgehen, das stimmt doch, oder?»
    «Ja, Sir John.»
    «Warum?», fragte Sir John streitlustig.
    Hook runzelte die Stirn bei der Erinnerung an diesen Tag. Es war

Weitere Kostenlose Bücher