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Das Zeichen des Vampirs - The Society of S

Titel: Das Zeichen des Vampirs - The Society of S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hubbard
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dass er in den Südstaaten der USA immer am glücklichsten gewesen sei, weil er sich in dem warmen Klima wohlgefühlt und die gedehnte Sprechweise der Leute hier sehr gemocht habe. Sie erzählte mir, dass er ein paarmal davon gesprochen habe, sich in Florida oder Georgia am Meer »zur Ruhe zu setzen«. Dass er nie viel gebraucht und seit seiner Zeit in Cambridge die gleichen Anzüge, Hemden und Schuhe getragen und immer erst dann neue bei den Londoner Schneidern und Schuhmachern in Auftrag gegeben habe, wenn sie völlig abgetragen gewesen waren. Dass ihm seine Bücher und Fachzeitschriften wichtig wären, dass er seine Blutergänzungsmittel selbst herstelle und sich von Mary Ellis Root bekochen lassen würde.
    »Hast du etwas über sie herausfinden können?«, fragte ich. »Wohnt sie noch in Saratoga Springs?«
    »Ihr Name ist nicht gefallen.« Meine Mutter winkte mich näher zu sich. Ich stand dicht hinter ihr und spähte über ihre nach vorne gebeugte Schulter. »Guten Morgen, Königin Mãeve«, sagte sie.

    Ich brauchte einen Moment, um sie zu entdecken. Der Hinterleib der Königin war länger und spitzer als der von den anderen Bienen. Sie bewegte sich auf den Bienenwaben von Zelle zu Zelle und legte winzige reisfarbene Eier in sie hinein.
    »Wie stellt er diese Ergänzungsmittel her?«
    »Darüber weißt du wahrscheinlich genauso viel wie ich.« Sie betrachtete liebevoll die Königin. »Er extrahiert Plasma aus dem Blut der Leichen...«
    »Das wusste ich nicht.«
    Sie blickte zu mir auf. »Warum bist du so entsetzt? Er hat sie ja schließlich nicht selbst umgebracht. Als ich noch dort lebte, wurde das Blut immer von Sullivans Beerdigungsinstitut geliefert. Wenn ein Toter einbalsamiert wird, wird das Blut für gewöhnlich abgelassen und danach weggegossen. Dein Vater bezahlte Sullivan dafür, dass er es aufhob und an ihn weitergab. Recycling hat viele Gesichter.«
    »Also benutzte er menschliches Blut?«
    »Und tierisches. Er wurde zweimal die Woche beliefert, genau wie wir. Du hast doch bestimmt die Wagen von Green Cross gesehen. Wenn es um Bluttransporte geht, sind sie der vertrauenswürdigste Kurierdienst.« Sie schob den Holzrahmen wieder vorsichtig in den Stock zurück. »Aus dem Plasma stellte er die Ersatzmittel in Form eines Tonikums und als gefriergetrocknetes Pulver her. Was er brauchte, behielt er, den Rest verkaufte er an eine Firma in Albany. Von dem gefriergetrockneten Blutersatz hab ich auch was in der Küche. Es wird unter dem Namen ›Sangfroid‹ verkauft.«
    Ich hatte die rot-schwarze Dose im Vorratsraum in der Küche gesehen. »Und wo kaufst du dieses Sangfroid?«
    »Wir lassen es uns von Green Cross liefern.« Meine Mutter sah sich aufmerksam den nächsten Bienenstock an. »Komm
her und schau dir das an, Ariella. Hast du jemals einen hübscheren Schwarm Bienen gesehen?«
    Hunderte von Bienen scharten sich um eine funkelnde goldfarbene Honigwabe und führten winzige, mir rätselhafte Bewegungen aus. »Wie klug ihr seid«, gurrte Mãe ihnen zu.
    »Sie sind wunderschön«, sagte ich und spürte einen Stich der Eifersucht. »Wann kommt der Kurierdienst das nächste Mal?«

    Meine Mutter machte mir ein Geschenk: mein erstes Handy. Sie sagte mir zwar, sie würde dieser Technologie mit gemischten Gefühlen gegenüberstehen, hielt es aber für besser, wenn ich meine eigene Nummer hätte, da sie den Festanschluss für Geschäftsgespräche nutzten.
    Als Erstes rief ich Michael damit an - Mãe hatte mir dazu geraten -, um ihm zu sagen, dass es mir gut ging. Da ich so besessen von dem Gedanken war, meinen Vater zu finden, hätte ich ihn gern nach Dennis und Mary Ellis Root gefragt, aber er hatte die beiden nie kennengelernt, woher sollte also ausgerechnet er wissen, ob sie noch in der Stadt waren. Aber sonst fiel mir nicht viel ein, worüber ich mit ihm hätte reden können.
    »Du fehlst mir«, sagte Michael mit einem seltsamen Unterton in der Stimme.
    »Du mir auch.« Und irgendwie stimmte das auch: Ich vermisste den Jungen, der er vor Kathleens Tod gewesen war. »Vielleicht kannst du uns ja irgendwann mal hier besuchen.«
    »Vielleicht.« Aber die Art, wie er es sagte, ließ es wie eine sehr ferne Aussicht klingen.
    »Ari, ich muss dich was fragen. Kathleen hat ein paar komische
Sachen über dich gesagt. Sie hat gesagt, wenn ich mit dir zusammen bin, soll ich aufpassen, dass du nicht...« Er verstummte.
    »Sie hat dir gesagt, dass mit mir etwas nicht stimmt, oder?«, beendete ich den Satz für ihn.

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