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Das Zeichen des Vampirs - The Society of S

Titel: Das Zeichen des Vampirs - The Society of S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hubbard
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»Sie hatte recht.«
    »Sie hat gesagt - na ja, so blödes Zeug eben. Sie war total in diese Rollenspiel-Welt abgetaucht mit dem ganzen Hexenkram und... na ja, du hast es ja auch mitgekriegt. Aber manche Sachen klangen auch glaubhaft. Sie hat gesagt, du wärst ein Vampir.«
    Das Wort glomm in meinem Kopf auf wie heiße Glut.
    »Ich weiß ja selbst, dass das lächerlich ist, aber ich muss dich trotzdem fragen, ob du irgendetwas über Kathleens Tod weißt. Wenn du was wüsstest, würdest du es mir sagen?«
    »Alles, was ich weiß, habe ich gelesen oder von dir gehört«, antwortete ich. »Ich habe nichts mit ihrem Tod zu tun, Michael. Wirklich. Ich wünschte, ich wäre in dieser Nacht bei ihr gewesen - manchmal glaube ich, ich hätte sie retten können. Aber mir ist schlecht geworden und du hast mich nach Hause gefahren, und das Nächste, das ich weiß, ist, dass dein Vater bei uns anrief, um zu fragen, ob sie bei mir ist.«
    »Das hab ich mir gedacht«, sagte er. »Tut mir leid, dass ich überhaupt damit angefangen hab.«
    »Du musst dich nicht entschuldigen.«
    Ich fragte ihn noch, ob es mittlerweile irgendwelche neuen Hinweise gäbe, aber er konnte mir auch nicht mehr sagen, als dass die Polizei weiter beharrlich nach Spuren suchte.

    Nachdem ich mir alles, was ich über meinen Vater wusste und was meine Mutter über ihn erzählt hatte, noch einmal durch
den Kopf hatte gehen lassen, schrieb ich ein paar Dinge in mein Tagebuch, die mir möglicherweise helfen könnten, ihn aufzuspüren.
    Erstens: Mein Vater fuhr jeden Januar nach Baltimore. Es könnte also ganz nützlich sein, nächstes Jahr nach Baltimore zu fahren. Aber der Januar war noch Monate entfernt und Geduld war nicht gerade meine Stärke.
    Zweitens: Mein Vater hatte sich mit Leib und Seele seinen Forschungen verschrieben. Um die Geschäfte von Seradrone weiterzuführen - und um am Leben zu bleiben -, benötigte er regelmäßige Blutlieferungen. Es wäre also gut, Nachforschungen bei Green Cross anzustellen und vielleicht bei diversen Beerdigungsinstituten nachzufragen. Aber bei welchen?
    Drittens: Er vertraute seinen Mitarbeitern Dennis McGrath und Mary Ellis Root. Wenn ich sie ausfindig machen könnte, würde die Spur vielleicht auch zu meinem Vater führen.
    Viertens: seinen Schneider kontaktieren.
    Für den Moment waren das die naheliegendsten Möglichkeiten. Es hätte natürlich auch sein können, dass er irgendetwas völlig Unberechenbares getan hatte - womöglich war er nach Indien gezogen oder hatte ein neues Leben als Lehrer oder Schriftsteller angefangen. Aber das glaubte ich nicht. Wie meine Mutter schon sagte, die meisten Vampire waren Gewohnheitstiere.
    Nach dem Abendessen saßen Mãe, Dashay, Harris und ich im Mondgarten, der auf der Nordseite des Hauses lag. (Dashay hatte Joey ins Bett geschickt; der Anblick des Mondes wühlte ihn zu sehr auf und dann hüpfte er immer aufgeregt herum und veranstaltete einen Riesenlärm.) Mãe hatte in einer runden Parzelle eine Reihe weißer Blumen angepflanzt -
Engelstrompeten, Stechapfel, blühender Tabak und Gardenien -, und wir saßen auf zwei gegenüberliegenden Bänken aus verwittertem Teakholz und betrachteten die Blüten, die im schwindenden Tageslicht zu leuchten schienen. Der Halbmond hing tief am Junihimmel und der schwere Duft der Tabakpflanzen machte mich schläfrig. Stechmücken umschwirrten uns, kamen aber noch nicht einmal in die Nähe unserer Haut. Ihr lautes Sirren erinnerte mich an kreischende Saiteninstrumente. Ich weiß, dass es für Menschen, die ihren Biss fürchten, kein angenehmes Geräusch ist.
    An diesem Abend erzählte ich den anderen von meinem Plan - ich nannte ihn den Wiederbeschaffungsplan -, meinen Vater zu finden. Sie hörten erst einmal zu, ohne etwas dazu zu sagen.
    »Morgen möchte ich anfangen und ein paar Anrufe machen«, sagte ich. »Mir geht es schon viel besser und mein Kopf ist auch wieder klar.«
    »Das ist gut«, sagte Dashay. Harris, der neben mir saß, machte ein zustimmendes Geräusch.
    »Und wenn du ihn findest, Ariella? Was dann?«, fragte Mãe.
    Ich wusste es nicht. Ihr Gesicht lag halb im Schatten, und auch Dashay, die neben ihr saß, war im Dunkeln fast nicht zu erkennen. Als ich versuchte, mir auszumalen, wie mein Vater neben meiner Mutter auf der Bank sitzen, die milde Nachtluft einatmen und das lampionhafte Leuchten der Blumen bewundern würde, scheiterte ich. Ich konnte ihn mir einfach nicht mit uns zusammen vorstellen.
    Was ist, wenn er keine Affen mag?

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