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Das Zeichen des Vampirs - The Society of S

Titel: Das Zeichen des Vampirs - The Society of S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hubbard
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, fragte das Kind in mir.
    Wir saßen schweigend da. Plötzlich zerschnitt ein lauter Ruf die Stille: »Hu-hu-hu!«

    Ich war die Einzige, die erschrocken zusammenfuhr. Harris nahm sogar meine Hand und tätschelte sie.
    Der dumpfe Ruf erklang erneut, nur dass er dieses Mal aus einer anderen Richtung erwidert wurde: »Hu-hu-hu-HU-oh.«
    Die Rufe dauerten ungefähr eine Minute lang an. Ich konnte nicht genau sagen, aus welchen Richtungen sie kamen. Dann verklangen sie allmählich, bis wieder nur das Sirren der Moskitos zu hören war.
    »Eulen?«, flüsterte ich, und die anderen nickten.
    »Streifenkäuze«, sagte Dashay.
    Plötzlich musste ich an das Schlaflied meines Vaters denken. Die Augen meiner Mutter blitzten im Mondlicht auf, und sie begann zu singen: »Jacaré tutu / Jacaré mandu / tutu vai embora / Não leva méia filhinha / Murucututu.« Ihre Stimme - genauso eindringlich wie seine, aber höher und trauriger - schien in der Dunkelheit silbern zu schimmern. Als der letzte Ton verklang, herrschte vollkommene Stille. Sogar die Moskitos schwiegen für einen Augenblick.
    »Worum geht es in dem Lied?«, fragte ich in die Stille hinein.
    »Eine Mutter bittet um den Schutz ihres Kindes. Sie fordert die Krokodile und anderen Geschöpfe der Nacht auf, zu weichen und das Kind in Ruhe zu lassen. Murucututu ist die Eule, die Mutter des Schlafs.«
    »Woher kennst du es?«
    »Von deinem Vater«, sagte sie. »Er hat es dir vorgesungen, bevor du geboren wurdest.«

    Am nächsten Morgen beschloss ich, mit meiner Suchaktion zu beginnen - egal was die Folgen waren.

    Ich fing mit Seradrone und Green Cross an und sah mir im Internet ihre Websites an, die nichtssagend und sehr fachsprachlich gehalten waren, aber immerhin Kontaktnummern enthielten.
    Seradrone war unter der Vorwahl von Saratoga Springs zu erreichen, aber als ich anrief, hörte ich wieder die wohlbekannte Stimme vom Band: »Kein Anschluss unter dieser Nummer.« Als Nächstes versuchte ich es bei Green Cross. Ein Terrorist, der im Pentagon anrufen würde, hätte vermutlich mehr Antworten bekommen.
    »Ich habe gehört, dass es die Firma Seradrone nicht mehr gibt«, begann ich. »Können wir denn jetzt trotzdem noch Sangfroid bekommen?«
    »Wer sagt, dass es Seradrone nicht mehr gibt?« Die Stimme am anderen Ende der Leitung klang so knapp und präzise wie der Sprachsimulator eines Computers. Ich hätte noch nicht einmal sagen können, ob sie einer Frau oder einem Mann gehörte.
    »Das hat mir meine Mutter erzählt«, erwiderte ich und bemühte mich, möglichst kindlich und unschuldig zu klingen.
    »Und wie heißt deine Mutter?«
    »Sara Stephenson.« War es ein Fehler, das zu sagen? , fragte ich mich.
    »Dann richte deiner Mutter aus, dass die Lieferungen wie geplant weiterlaufen«, sagte die Stimme und legte auf.
    Vielen Dank auch, dachte ich und ging in die Küche. Mãe knetete gerade einen dunkelroten Brotteig auf dem Tisch.
    »Warum sind die Leute von Green Cross denn so unhöflich?«, fragte ich.
    »Also erst mal: Das sind keine Leute .« Sie blickte vom Teig
auf, ohne mit dem Kneten aufzuhören. »Willst du es auch mal versuchen?«
    »Heute nicht.« Ich interessierte mich sowieso nicht besonders fürs Kochen. In dieser Hinsicht, so vermutete ich, kam ich ganz nach meinem Vater. »Wer stellt das Sangfroid eigentlich her? Hast du nicht gesagt, es kommt aus Albany?«
    »Schau auf der Dose nach.«
    Ich holte die schwarz-rote Blechdose aus dem Regal in der Speisekammer. Auf der Rückseite stand: »Made in USA. ©LER Co., Albany, NY.«
    Ich ging in Mães Arbeitszimmer zurück und suchte im Internet die Telefonnummer von LER Co. heraus. Als ich dort anrief, landete ich in einer Telefonzentrale, wo man mich mit einer Nebenstelle für »Verbraucherangelegenheiten« verband - deren Mailbox meine Bitte um Rückruf aufnahm.
    »Mãe, ich würde gern den Schneider von meinem Vater in London anrufen«, sagte ich, als ich wieder in die Küche kam. »Hast du eine Idee, wie ich die Adresse herausfinden könnte?«
    Sie wusch sich gerade die Hände am Spülbecken. Die Brote waren wohl schon im Ofen.
    »Gieves & Hawkes«, antwortete sie. »Savile Row 1. Ich habe die Schildchen in seinen Anzügen oft genug gesehen.« Sie griff nach einem Geschirrtuch und drehte sich zu mir um. »Du solltest lieber nicht dort anrufen, Ariella.«
    »Warum nicht?«
    »Weil sie dir nichts sagen werden.« Sie trocknete ihre Hände ab. »Britische Schneider sind so verschlossen wie die CIA. Wenn nicht noch

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