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Das Zeichen des Vampirs - The Society of S

Titel: Das Zeichen des Vampirs - The Society of S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hubbard
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mehr.«
    »Schlimmer als die bei Green Cross können sie nicht sein.« Ich überlegte kurz, ob ich ihr erzählen sollte, dass ich vorhin
am Telefon ihren Namen genannt hatte, entschied mich aber dagegen.
    Sie schüttelte den Kopf, als wüsste sie es sowieso. »Green Cross würde niemals irgendwelche Informationen herausgeben, nicht einmal an andere Vampire«, sagte sie. »Arzneimittelkuriere müssen absolute Diskretion wahren.«
    Allmählich gingen mir die Ideen aus. »Vielleicht rufe ich einfach bei Dennis im College an«, sagte ich, obwohl mich der Gedanke, mit dem Mann zu sprechen, der Malcolm dabei geholfen hatte, mir meine Mutter wegzunehmen, nicht gerade begeisterte.
    Mãe öffnete die Backofentür und sah nach den dunkelroten Brotlaiben. »Riechst du den Honig?«
    »Er riecht rosa«, sagte ich.
    »Für mich riecht er wie die Mohnblumen im Garten hinterm Haus.« Sie klappte die Ofentür wieder zu.

    Noch ein Anruf, noch eine Mailboxnachricht. Dennis würde bis zum 15. August außer Haus sein. Als ich, ohne eine Nachricht zu hinterlassen, auflegte, war ich eher erleichtert als enttäuscht.
    Allmählich begann es so auszusehen, als würde mein Wiederbeschaffungsplan kläglich scheitern.
    Ein paar Tage später hielt ein kleiner Transporter von Green Cross bei uns. Ich verwickelte den Fahrer in ein Gespräch und stellte ihm beiläufig und mit einem unschuldigen Lächeln ein paar Fragen. Er sagte, er wüsste nicht, wie Sangfroid hergestellt würde, und betonte, selbst wenn er es wüsste, würde er es niemandem erzählen.
    Als ich mich enttäuscht abwandte, kam meine Mutter gerade
mit zwei großen Körben Maiapfelblättern und -wurzeln, die wir tags zuvor im Wald gesammelt hatten, aus den Stallungen. Maiapfel oder Fußblatt, wie es auch genannt wird, ist eine Pflanze die von den amerikanischen Ureinwohnern traditionell als Heilmittel verwendet wurde. Mittlerweile wird untersucht, ob sie möglicherweise auch zur Bekämpfung von Krebs eingesetzt werden kann. Meine Mutter tauschte die Blätter und Wurzeln bei Green Cross gegen die Blutergänzungsmittel ein.
    »Wir brauchen zwei Kartons Sangfroid«, sagte sie. »Ich hoffe, die Qualität ist genauso gut wie bei der letzten Lieferung.«
    Der Bote lud die Körbe in den Laderaum des Transporters und reichte ihr dann zwei Kartons mit der Aufschrift »LER Co.«. »Keine Sorge«, sagte er. »Es hat sich nichts verändert.«

    »Wo ich wohl leben werde, wenn ich mal groß bin?«, sagte ich. »Ich meine, wenn ich älter bin.«
    Meine Mutter und ich saßen im Wohnzimmer. Von drau ßen wehte leise Musik herein. Dashay und Bennett hatten ein Radio mit auf die Wiese genommen und tanzten.
    Mãe sah mich ernst an. »Du wirst nicht älter. Das ist dir doch klar, oder?« Sie klang frustriert. »Hat dir dein Vater denn gar nichts beigebracht?«
    Natürlich hatte er es mir gesagt. Aber ich hatte mir nie die Folgen klargemacht: Wenn man ein anderer war, blieb die biologische Uhr stehen. Man alterte nicht. Man wuchs nicht. Nur der Geist konnte wachsen.
    »Wie alt sehe ich aus?«, fragte ich.

    »An manchen Tagen wie zwanzig«, antwortete sie trocken. »Heute Abend wie zwölf.«
    Ich stand leicht eingeschnappt auf und stellte mich ans Fenster. Bennett und Dashay hielten sich in den Armen und tanzten so anmutig, dass ich eine Gänsehaut bekam. Ich fragte mich, ob ich jemals so tanzen können würde.

    Wieso kommen wir auf die naheliegendste Lösung meist erst ganz zum Schluss?
    Das liegt daran, dass im Bewusstseinsfeld eines Menschen nur bestimmte Dinge im Zentrum der Aufmerksamkeit und andere an der Peripherie liegen. Ich neige dazu, meine Aufmerksamkeit auf das zu konzentrieren, was mir ungewöhnlich oder problematisch erscheint. Geht es dir auch so? Jetzt in diesem Moment konzentriere ich mich zum Beispiel darauf, zu beschreiben, wie das Bewusstsein funktioniert, und schenke der Katze, die zu meinen Füßen liegt, oder der Schwüle der Luft nur wenig Aufmerksamkeit.
    Natürlich könntest du jetzt einwenden, dass ich mir dieser Dinge nicht bewusst sei. Aber sie sind eindeutig Teil meines peripheren Bewusstseins; der Beweis dafür ist, dass ich meine Aufmerksamkeit verlagern kann, um die Katze zu streicheln oder mir über die Stirn zu wischen. Diese Dinge liegen also durchaus innerhalb meines Bewusstseinsfelds, auch wenn ich ihnen keine Aufmerksamkeit schenke.
    Warum waren mir die Ausgaben des Poe Journal auf dem Couchtisch meiner Mutter nie aufgefallen? Weil sie ein vertrauter Anblick waren.

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