Das Zeichen des Vampirs - The Society of S
Thema besprechen würde: Hämatophagie.
»Ach ja?« Dennis warf mir einen eigenartigen Blick zu.
»Ja. Ich hab etwas darüber in der Bibliothek gelesen«, sagte ich. »Du weißt schon, von Tieren, die Blut trinken. Wie Stechmücken, Fledermäuse und Blutegel.«
Dennis öffnete den Mund, um mich zu unterbrechen, aber ich fuhr hastig fort. »In dem Lexikon stand, dass die Hämatophagen in zwei Gruppen gegliedert sind: obligatorisch und fakultativ. Manche Tiere ernähren sich ausschließlich von Blut, andere ergänzen ihre Blutnahrung mit zusätzlichen Flüssigkeiten. Was ich wissen will, ist -«
Ich zögerte an dieser Stelle, weil ich nicht wusste, wie ich fortfahren sollte. Ich muss wissen, zu welcher Art mein Vater gehört , dachte ich. Ich muss wissen, ob Hämatophagie erblich ist.
Dennis hob seine rechte Hand - es war dieselbe Geste, mit der er mich zum Anhalten aufgefordert hatte, als er mir das Fahrradfahren beibrachte. »Das ist ein Thema, das du lieber mit deinem Vater besprechen solltest«, sagte er. »Er hat unter anderem mit Blutegeln gearbeitet. Auf diesem Gebiet ist er der Experte.«
Ich fuhr mir enttäuscht durch die Haare und sah, dass Dennis mich aufmerksam musterte. Als er merkte, dass ich ihn dabei erwischt hatte, wurde er rot.
»Ari, was hast du getrieben, während ich weg war?«
»Ich habe meinen ersten Kuss bekommen.« Die Worte waren mir herausgerutscht.
Dennis versuchte zu lächeln und tat mir plötzlich leid. Er fühlte sich wahnsinnig unwohl, wollte es aber nicht zeigen.
»Ich weiß, dass du älter wirst und Fragen hast«, sagte er und klang in diesem Moment genau wie mein Vater.
»Sprich nicht so von oben herab mit mir«, sagte ich. »Du bist mein Freund - zumindest dachte ich das immer.«
Er wurde wieder rot. »Klar. Ich bin dein netter sommersprossiger Freund.« Aber seine Stimme klang unsicher.
»Bitte«, sagte ich. »Erzähl mir etwas. Erzähl mir etwas, das ich greifen kann.«
Sein Gesicht nahm wieder den gewohnten unbekümmerten Ausdruck an. »Dann werde ich dir jetzt etwas über Seradrone erzählen, über unsere Forschungen.«
Er sprach über den wachsenden Bedarf an einem Blutersatzstoff, da immer weniger Menschen dazu bereit seien, Blut zu spenden. Obwohl er und mein Vater bereits Blutergänzungsmittel entwickelt hatten, waren bisher weder sie noch irgendjemand anders in der Lage gewesen, einen klinisch brauchbaren Ersatzstoff zu finden.
»Wir dachten, wir stünden kurz vor dem Durchbruch«, sagte er. »Leider haben unsere Studien in Japan gezeigt, dass es möglicherweise zu einer Retention im retikulohistiozytären System kommen kann.«
Ich hob die Hand, um ihn zu unterbrechen. »Ich komme nicht mehr mit.«
Er entschuldigte sich und sagte, es würde ausreichen, wenn ich wüsste, dass sich die Fähigkeiten des vielversprechenden Perfluorcarbons als ziemlich begrenzt herausgestellt hatten. »Jetzt beschäftigen wir uns wieder mit den auf Hämoglobin basierenden Sauerstoffträgern - aber bis jetzt kann auch kaum einer von ihnen Blut ergänzen, geschweige denn ersetzen.«
Ich wollte keine weiteren Fragen mehr stellen. Er hatte mir mehr erzählt, als ich verstehen konnte.
Wieder sah er mich aufmerksam an. »Ich würde dich morgen gern untersuchen«, sagte er. »Du siehst blass aus.«
Am nächsten Tag nahm Dennis eine Blutprobe von mir und führte ein paar Tests durch. Später kam er mit einer großen braunen Flasche in der einen und einem eingeschweißten Injektionsset in der anderen Hand aus dem Kellergeschoss nach oben. Er sagte, der Test habe zwar keinen Lupus ergeben, aber ich sei anämisch und sollte zweimal täglich einen Esslöffel dieses Tonikums zu mir nehmen.
Ich öffnete die Flasche, die er mir gegeben hatte, und roch daran. »Igitt«, sagte ich.
»Nimm es mit einem großen Glas Wasser ein«, sagte er. Anschließend riss er das Injektionsset auf, nahm den Tupfer heraus, reinigte meine Haut und gab mir eine Spritze. Ich fragte ihn, was er mir spritzte, und er antwortete, das sei Erythropoetin, ein Glykoprotein-Hormon. Er sagte, es wäre für die Bildung roter Blutkörperchen verantwortlich. Danach spürte ich einen plötzlichen Energieschub.
Später dachte ich noch einmal über das nach, was Dennis gesagt hatte: Der Bluttest habe keinen Lupus ergeben. Aber
hatte mein Vater Mrs McG nicht erzählt, Lupus könne gar nicht mit einem Bluttest festgestellt werden?
Am Morgen darauf bekam ich in der Stadtbibliothek Ärger.
Es war einer der seltenen
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