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Das Zeichen des Vampirs - The Society of S

Titel: Das Zeichen des Vampirs - The Society of S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hubbard
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reichte mir ein kleines blaues Flanellsäckchen, das an einem Band hing. Es duftete stark nach Lavendel.
    »Leg es um«, sagte sie.
    Sie trug ein ähnliches Säckchen um ihren Hals.
    »Warum?«, fragte ich. Ich stellte fest, dass die Libelle weggeflogen war.
    »Zum Schutz.« Sie ließ sich auf die Bank fallen, die mir gegenüberstand. »Ich hab ein bisschen recherchiert, Ari. Weißt du irgendetwas über Kräuter-Hexenkunst?«
    Nein, wusste ich nicht. Aber Kathleen hatte etwas Zeit in der Bibliothek verbracht und war jetzt Expertin. »Ich hab den Lavendel aus eurem Garten und die Ringelblumen von einem Nachbarn«, sagte sie. »Sie werden dich vor dem Bösen beschützen. In meines hab ich außerdem noch Basilikum aus der Küche von meiner Mutter getan - der Zauber wirkt am besten, wenn die Kräuter aus deinem eigenen Haushalt kommen. Und das Flanell? Das ist von einem alten Kissenbezug. Aber ich habe die Säckchen mit Seidengarn genäht.«
    Ich hielt nicht viel von ihrem Aberglauben, wollte aber ihre Gefühle nicht verletzen. »Lieb von dir, dass du dir solche Gedanken um mich machst«, sagte ich.
    »Häng es dir um den Hals.« Sie sah mich mit blitzenden Augen an.
    Ich zog das Band über meinen Kopf.
    »Viel besser«, sagte sie und nickte energisch. »Gott sei Dank. Es gibt Nächte, da kann ich kaum schlafen, weil ich die
ganze Zeit an dich denken muss. Dann stelle ich mir vor, dass dein Vater eines Nachts in dein Zimmer schleicht und seine Zähne in deinen Hals schlägt.«
    »Jetzt spinnst du aber.« Die Vorstellung war zu absurd, um mich wütend zu machen.
    Sie hob die Hand. »Ich weiß, dass du deinen Vater liebst, Ari. Aber was, wenn er sich eines Tages mal nicht unter Kontrolle hat?«
    »Vielen Dank, dass du dir solche Sorgen um mich machst«, sagte ich und hatte jetzt doch das Gefühl, dass sie zu weit gegangen war, »aber dazu gibt es keinen Grund.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Versprich mir, dass du es tragen wirst.«
    Ich nahm mir vor, den Beutel sofort abzunehmen, sobald sie weg war. Aber um sie zu beruhigen, behielt ich ihn erst einmal an. Wenigstens duftete er gut.
    Dann behielt ich ihn doch um - nicht weil ich vor meinem Vater Angst gehabt hätte, sondern Kathleen zuliebe. Das kleine Lavendelsäckchen war ein Beweis ihrer Liebe. Da, jetzt habe ich es ausgesprochen - Liebe . Das, was zwischen meinem Vater und mir war, war etwas anderes und hatte etwas mit intellektuellem Austausch, gegenseitigem Respekt und familiären Bindungen zu tun - etwas, das sehr wertvoll war -, aber Liebe? Falls wir sie füreinander empfanden, benutzten wir nie dieses Wort dafür.

Viertes Kapitel
    Nur wenn man eine Sache direkt ansieht, kann man sie wirklich sehen. Die meisten Menschen gehen durchs Leben, ohne sich der Einschränkung ihres Sehvermögens bewusst zu sein. Aber du wirst niemals zu ihnen gehören.
    Richte deine Aufmerksamkeit auf das Wort Pinie in diesem Satz. Versuche, gleichzeitig die Worte rechts und links davon zu lesen. Wahrscheinlich wirst du Wort und in diesem entziffern können, abhängig davon wie weit die Seite von deinen Augen entfernt ist. Aber Pinie wird am deutlichsten zu erkennen sein, da es im Zentrum deines Blickfelds liegt.
    Dieses Zentrum wird Fovea centralis genannt und ist der Bereich des schärfsten Sehens der Netzhaut. Die Fovea centralis füllt ungefähr den gleichen Anteil deiner Augen aus wie der Mond den Nachthimmel.
    Alles andere liegt im peripheren Sehfeld. Das periphere Sehfeld ist dazu da, Bewegungen zu erkennen, und es hilft, im Dunkeln Raubtiere auszumachen. Das periphere Sehfeld ist bei Tieren viel stärker ausgeprägt als bei Menschen. Vampire sind irgendwo dazwischen anzusiedeln.

    Aus den Augenwinkeln heraus nahm ich eine Bewegung wahr. Aber als ich mich umdrehte, sah ich niemanden.
    Es war ein grauer Morgen Anfang Oktober und ich war oben in meinem Zimmer und zog mich an. Obwohl ich außer Mrs McG und meinem Vater - und vielleicht Dennis, wenn er gerade da war und sich aus dem Kellergeschoss herauswagte - meistens niemandem begegnete, gab ich mir mit meinem Aussehen Mühe, und ich gebe zu, dass ich lange vor dem Spiegel stand und mich selbst bewunderte. Meine Haare waren in diesem Sommer schnell gewachsen, sie reichten mir fast bis zur Taille und hatten sanfte Wellen bekommen. Auch mein Körper hatte sich verändert - um ehrlich zu sein, war er mir peinlich. Vielleicht sollte ich an dieser Stelle hinzufügen: Mein Spiegelbild war verschwommen, undeutlich - als würde ich es nur

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