Das Zeichen des Vampirs - The Society of S
gibt’s nicht!« und »Echt?« in meine Geschichte von der misstrauischen Bibliothekarin hinein. »Warum hast du sie nicht einfach angelogen?«, fragte sie, als ich mit meiner Erzählung fertig war. »Du hättest ihr eine falsche Telefonnummer geben können. Du hättest
ihr unsere Nummer geben können. Bei uns ist doch tagsüber sowieso niemand zu Hause.«
Ich gab zu, dass ich mich nicht besonders geschickt angestellt hatte.
»Aber es ist ja alles noch mal gut gegangen«, sagte Kathleen. »Dein Dad ist nicht sauer - er hat dir sogar einen eigenen Computer gekauft. Wahnsinn! Du hast vielleicht ein Glück.«
Ich glaubte nicht, dass das etwas mit Glück zu tun hatte, sagte aber nichts. Mir kam es eher so vor, als sei der Computer ein geeignetes Mittel für meinen Vater, meinen Fragen aus dem Weg zu gehen. Anscheinend wollte er, dass ich die Antworten auf meine Fragen selbst fand.
Ungefähr zu diesem Zeitpunkt ging ich auf meine erste Party.
Michael rief an (das allererste Mal überhaupt), um mich einzuladen. Seine Stimme klang nervös. »Es ist nichts Besonderes«, sagte er und klang so, als müsse er sich rechtfertigen, was Quatsch war. »Bloß die langweilige Halloween-Party unserer Schule.«
Bei uns zu Hause wurde Halloween nie gefeiert. Am 31. Oktober zog Root immer alle Fensterläden zu und verriegelte das Haus. Niemand reagierte auf das gelegentliche Hämmern des Türklopfers. Stattdessen saßen mein Vater und ich im Salon und spielten Karten oder ein Brettspiel. (Als ich noch kleiner war, hatte ich auch einen Meccano -Baukasten, mit dem wir eine Maschine bauten, die Stifte von einem Ende des Esstischs zum anderen transportieren konnte.)
Eines unserer absoluten Lieblingsspiele war Cluedo . Wir brauchten nie länger als drei Runden, um die Verbrechen zu
lösen. Erst bei den McGarritts merkte ich, dass nicht alle so schnell waren.
Ich sagte Michael, dass ich erst meinen Vater um Erlaubnis fragen müsse. Und als ich es tat, überraschte er mich. »Das musst du selbst entscheiden«, sagte er. »Es ist dein Leben .« Dann wandte er sich wieder seiner Lektüre zu, als wäre ich gar nicht da.
Ich fragte Kathleen, was ich für die Party anziehen sollte, und sie sagte, dass sie nach der Schule meistens viel zu tun hätte - Proben für eine Theateraufführung in der Schule und Flötenunterricht -, aber am Mittwochnachmittag Zeit hätte. Sie schlug vor, dass wir uns in der Stadt im Secondhandladen treffen könnten, um nach einem Kostüm zu suchen.
Ich sah mir gerade ein paar Kleider an einem Ständer an, da kam sie in den Laden gestürmt. Als sie vor mir stehen blieb, sah ich, dass sie die Haare kürzer hatte und sie jetzt offen trug. »Du siehst cool aus!«, sagte ich, und sie sagte: »Du aber auch.«
In Wirklichkeit fand ich, dass die Kathleen, die mir jetzt gegenüberstand, viel zu stark geschminkt war. Ihre Augen waren mit schwarzem Kajal umrahmt und sie hatte sich die Haare schwarz gefärbt; sie waren jetzt noch dunkler als meine. »Du siehst anders aus«, sagte ich.
Sie nahm das als Kompliment. »Mein neuer Look.« Sie schob ihre Haare zur Seite, um mir ihre Ohren zu zeigen. Die Läppchen und Ohrknorpel waren mit silbernen Ringen und Steckern durchstochen - ich zählte sieben Stück an jedem Ohr.
Wir hatten uns seit fast zwei Monaten nicht mehr gesehen, und ich hatte schon befürchtet, unsere Freundschaft sei
zu Ende. Aber als sie mich jetzt ansah, funkelte Zuneigung in ihren Augen.
»Oh Mann, ich muss dir so viel erzählen«, sagte sie.
Wir arbeiteten uns durch die Kleiderständer, zogen etwas heraus, nickten oder schnitten Grimassen, während sie erzählte. Es lag ein intensiver Geruch nach Mottenkugeln, abgestandenem Parfum und Schweiß in der Luft, der aber irgendwie angenehm war.
Es gab nicht nur Gutes aus dem Hause der McGs zu berichten. Bridget hatte Asthma bekommen und wegen ihres Gekeuches konnte Kathleen manchmal nächtelang nicht schlafen. Mr McG musste jetzt auch an den Wochenenden im Supermarkt arbeiten, weil ein anderer Mitarbeiter gekündigt hatte. Und Mrs McG machte sich »totale Sorgen« um Michael.
»Warum?«, fragte ich.
»Ach so, du hast ihn ja schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen.« Kathleen schüttelte ein rosa Satinkleid und schob es dann wieder in den Ständer zurück. »Er lässt sich jetzt die Haare wachsen und hat ständig Stress in der Schule. Er benimmt sich ziemlich daneben.«
Ich wusste nicht, was sie damit meinte. »Prügelt er sich mit anderen?«
»Michael -
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