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Das Zeichen des Vampirs - The Society of S

Titel: Das Zeichen des Vampirs - The Society of S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hubbard
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Farbrads an der Decke ein. Der Stoff sah aus, als würde er brennen, dann mit blauem Wasser übergossen und anschlie ßend von gelben und roten Flammen verschlungen werden.
    Michael kam mit zwei Papptellern zurück und drückte mir beide in die Hand. »Ich hol uns noch was zu trinken«, brüllte er gegen die Musik an. Dann ging er wieder.
    Ich stellte die Teller auf den Stuhl neben mir und sah mich in der Aula um. Alle im Saal - sogar die Lehrer und das Aufsichtspersonal - waren verkleidet. Ihre Kostüme waren grauenerregend (Zyklopen, Dämonen, Mumien, Zombies und verschiedene andere Monstrositäten, die klaffende Wunden und abgetrennte Gliedmaße zur Schau trugen) bis ätherisch (Feen, Prinzessinnen, Göttinnen jeglicher Art, die in schimmernde Stoffe gehüllt waren). Zwei Jungs mit Narben und blutverschmierten Gesichtern starrten mich an.
    Wieder war ich froh, dass Michael und ich keine Masken
trugen. Als er wieder zurückkam, fühlte ich mich gut genug, um etwas von der Pizza zu probieren, die er mitgebracht hatte. Was sich allerdings als Fehler herausstellte.
    Das Essen in meinem Mund schmeckte intensiv und bittersüß. So etwas hatte ich noch nie zuvor geschmeckt. Ich schluckte es herunter, so schnell ich konnte, und spürte, wie mir sofort schlecht wurde. Mein Gesicht glühte. Ich ließ den Teller fallen, rannte zur Tür und schaffte es gerade noch bis zum Rand des Parkplatzes, bevor ich auf die Knie fiel und mich übergab.
    Als ich fertig war, hörte ich in der Nähe jemanden lachen - es war ein fieses Lachen. Ein paar Sekunden später hörte ich Stimmen.
    »Was hat sie denn gegessen?«, fragte Kathleen.
    »Pizza«, sagte Michael. »Bloß Pizza.«
    »Auf der Pizza ist doch Wurst drauf«, sagte Kathleen. »Du weißt doch, dass sie kein Fleisch isst.«
    Sie kniete sich neben mich und reichte mir ein paar Taschentücher, mit denen ich mir das Gesicht und den Mund abwischte.
    Später saßen Michael und ich auf dem kalten Gras, und er sagte, dass es ihm leidtäte.
    Ich schüttelte den Kopf. »Normalerweise hätte ich gesehen, dass Wurst drauf ist. Aber es war so dunkel und die ganzen Gerüche haben mich verwirrt.«
    Ich hatte nicht den Eindruck, dass Michael sich davor ekelte, dass ich mich übergeben hatte. »Ich müsste mich eher bei dir entschuldigen«, sagte ich.
    Er legte ungeschickt eine Hand auf meine Schulter und nahm sie dann gleich wieder weg. »Du musst dich nicht bei mir entschuldigen, Ari«, sagte er. »Für gar nichts. Nie.«

    Als ich wieder zu Hause war, im Bett lag und ein bisschen weinte, weil der Abend so enttäuschend verlaufen war, fielen mir Michaels Worte wieder ein und trösteten mich. Ich wünschte mir, jemanden zu haben, mit dem ich über den Abend hätte sprechen können. Ich wünschte mir eine Mutter.

    »Du hast gesagt, Poe sei ›einer von uns‹ gewesen.«
    Am nächsten Tag saßen wir wie üblich in der Bibliothek. Mein Vater trug einen dunklen Anzug, der seine Augen indigoblau schimmern ließ. Mir war zwar noch ein bisschen schwindelig, aber ansonsten ging es mir gut. Über die Halloween-Party verloren wir kein Wort.
    Mein Vater schlug ein Buch mit Gedichten von T. S. Eliot auf. »Dann willst du also lieber wieder Poe lesen? Heißt das, dass du auf den Geschmack gekommen bist?«
    Ich öffnete den Mund und machte ihn gleich wieder zu, ohne etwas gesagt zu haben. Heute würde ich mich nicht von ihm ablenken lassen. »›Einer von uns‹ hast du gesagt. Hast du damit gemeint, dass er ein verlassenes Kind war? Oder dass er ein Vampir war?«
    Da. Ich hatte es ausgesprochen. Einen Moment lang schien das Wort zwischen uns im freien Raum zu schweben - ich konnte die Buchstaben sehen, die wie dunkelrote Staubpartikelchen durch die Luft wirbelten.
    Mein Vater neigte den Kopf leicht nach hinten und sah mich lange an. Seine Pupillen wirkten erweitert. »Oh Ari.« Seine Stimme klang trocken. »Du kennst die Antwort doch schon.«
    »Ich kenne die Antwort?« Ich fühlte mich wie eine Puppe, die mechanisch antwortete.

    »Du hast einen sehr scharfen Verstand«, sagte er und hielt kurz inne. Allerdings nicht lang genug, um mir Zeit zu geben, das Lob zu genießen. »Aber er scheint sich in der nüchternen Welt wohler zu fühlen als in der tiefgründigen.« Er verschränkte die Finger ineinander. »Egal ob wir Poe oder Plutarch oder Plotin lesen, die Bedeutung findet sich nicht auf der Oberfläche, sondern in der Tiefe eines Werkes. Die Ansammlung von Wissen dient dazu, über die irdischen Erfahrungen

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