Das Zeichen des Vampirs - The Society of S
benutze). Als er mich ein zweites Mal küssen wollte, drehte ich den Kopf weg. »Ich kann nicht«, sagte ich. »Ich kann nicht.«
Er sah mich an, als würde er verstehen. Dabei wusste ich eigentlich selbst nicht, warum ich das gesagt hatte. Er ließ mich nicht los und hielt mich weiter im Arm - weniger fest dies mal -, bis wir beide uns beruhigt hatten.
»Ich liebe dich, Ari«, sagte er. »Ich liebe dich und ich will dich. Ich will nicht, dass du irgendjemand anders gehörst.«
Aus Büchern weiß ich, dass der Moment, in dem einem jemand zum ersten Mal seine Liebe erklärt, ein ganz besonderer ist, nahezu magisch. Aber in meinem Kopf sagte eine Stimme (die nicht mir gehörte): »Du wirst der ganzen Welt gehören, Ari.«
»Ich werde von jemandem beobachtet«, sagte ich am nächsten Tag zu meinem Vater.
Er trug ein ganz besonders schönes Hemd - rauchfarben mit schwarzen Emailknöpfen und dazu seine Manschettenknöpfe aus Onyx -, das seinen Augen eine graue Farbe gab.
Er blickte von dem Physikbuch auf, in dem er gerade las, und der Blick seiner Augen wirkte schüchtern, fast verlegen, als hätte er meine Gedanken über sein Hemd gehört. »Jemand beobachtet dich«, wiederholte er. »Weißt du, wer?«
Ich schüttelte den Kopf. »Weißt du es?«
»Nein«, sagte er. »Könntest du bitte definieren, was man unter Chromatismus und Isomerisierung versteht?« Und damit wechselte er das Thema, zumindest glaubte ich das damals.
Am nächsten Morgen wachte ich wieder mit zwei Fragen aus einem Kreuzworträtseltraum auf - »Seekuh« (sechs Buchstaben [Manati]) und »Vogelart« (18 Buchstaben [Schlangenhalsvogel]). Ich versuchte, mich angestrengt an die anderen Horizontalen und Senkrechten des Kreuzworträtsels zu erinnern, aber es gelang mir nicht. Nachdem ich mich angezogen hatte, ging ich mit dem vertrauten und frustrierten Gefühl nach unten, dass mein Verstand begrenzt war.
Schon seit einigen Wochen war mir aufgefallen, dass Mrs McG zerstreut war. Der morgendliche Haferbrei war angebrannter als sonst und die abendlichen Aufläufe teilweise ungenießbar.
Als sie an diesem Morgen den Topf mit dem Haferbrei vom Herd nahm, rutschte er ihr aus der Hand und schlug scheppernd auf den Boden. Die klebrigen Haferflocken verteilten sich über ihre Schuhe und das Linoleum, doch sie seufzte nur kurz, ging zum Spülbecken und kam mit ein paar Geschirrtüchern zurück.
»Warten Sie, ich helfe Ihnen.« Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich froh war, das widerliche Zeug nicht essen zu müssen.
Sie ging in die Hocke und sah zu mir auf. »Ich könnte wirklich deine Hilfe brauchen, Ari. Aber nicht hierbei.«
Nachdem sie alles weggewischt hatte, setzte sie sich mit mir an den Küchentisch. »Warum unternimmst du in letzter Zeit so wenig mit Kathleen?«, fragte sie.
»Weil sie immer so viel zu tun hat«, sagte ich. »Sie muss Hausaufgaben erledigen, für das Theaterstück proben und dann ist da ja auch noch die Band.«
Mrs McG schüttelte den Kopf. »Sie ist aus dem Stück ausgestiegen«, sagte sie. »Und zum Flötenunterricht geht sie auch nicht mehr. Sie hat sogar aufgehört, mich ständig anzubetteln, ihr endlich ein Handy zu kaufen. Sie hat sich sehr verändert. Ehrlich gesagt mache ich mir Sorgen.«
Ich hatte Kathleen seit der Halloween-Party nicht mehr gesehen. »Das tut mir leid«, sagte ich. »Das wusste ich alles nicht.«
»Könntest du sie denn nicht mal anrufen?« Sie kratzte sich an den Unterarmen, auf denen sich ein roter Ausschlag ausgebreitet hatte. »Vielleicht könntest du ja am Wochenende auch mal wieder bei uns übernachten?«
Ich versprach, Kathleen anzurufen.
»Haben Sie eigentlich jemals ein Foto von meiner Mutter gesehen, Mrs McG?« Ich hatte nicht vorgehabt, ihr diese Frage zu stellen, sie rutschte mir einfach so heraus.
»Nein, nie«, sagte sie zögernd. »Aber vielleicht sind die ja alle auf dem Dachboden. Als ich die Stelle damals bei euch bekam, haben Miss Root und Dennis ihre Sachen zusammengepackt und sie dort oben verstaut.«
»Was waren das für Sachen?«
»Hauptsächlich Kleider und Bücher. Deine Mutter war anscheinend eine leidenschaftliche Leserin.«
»Was für Bücher?«
»Oh, das weiß ich nicht.« Sie schob ihren Stuhl zurück. »Das fragst du lieber deinen Vater.«
Ich bat sie, mich zu entschuldigen, und machte mich sofort auf den Weg zum Dachboden. Die Treppe, die in den dritten Stock hinaufführte, war nicht mit Teppichboden ausgelegt, weshalb meine Schritte ungewohnt
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