Das Zeichen des Vampirs - The Society of S
die Küche hinunterging, war Mrs McGarritt nicht da. Ich machte mir einen Toast und setzte mich zum Essen an den Tisch, als mein Vater aus dem Kellergeschoss nach oben kam.
Er setzte sich mir gegenüber und schwieg zunächst. Während er mir zusah, wie ich kaute und schluckte, versuchte ich, aus seinem Blick herauszulesen, dass alles in Ordnung war.
»Sie haben sie gefunden«, sagte er schließlich.
Später sprach ich mit Mr McGarritt, mit den Polizeibeamten, die zu uns nach Hause kamen, und nach dem Abendessen telefonierte ich auch mit Michael.
Kathleen hatte sich mit den anderen Rollenspielern wie verabredet bei Ryan getroffen. Danach waren sie zu ihrem »Quest« aufgebrochen - einer Art Schnitzeljagd, wie ich vermutete. Kathleen hatte die Aufgabe erhalten, einen Ziergegenstand aus einem Garten mitzubringen, nach Möglichkeit einen Gartenzwerg. Sie hatten ausgemacht, sich um Mitternacht wieder bei Ryan im Wohnzimmer zu treffen, und zur verabre deten Zeit waren alle außer Kathleen zurück. Als das Spiel gegen ein Uhr beendet wurde, hatten die anderen angenommen, Kathleen wäre früher nach Hause gefahren. Zumindest war das die Version, die Michael mir später erzählte und die Kathleens Freunde bei der Polizei angegeben hatten.
Die beiden Polizeibeamten, die zu uns nach Hause gekommen waren, saßen mit betretenen Mienen im Wohnzimmer. Obwohl sie reserviert wirkten, hatte ich den Eindruck, dass sie mich, meinen Vater und die Einrichtung unseres Hauses sehr genau musterten. Ich konnte ihnen nicht viel erzählen und von ihnen erfuhren wir noch weniger.
Einmal drehte sich einer von ihnen plötzlich zu meinem Vater um. »Um wie viel Uhr ist Ariella nach Hause gekommen?«
»Um zweiundzwanzig Uhr fünfzehn«, sagte mein Vater.
Ich sah ihn nicht an, sondern saß still da und fragte mich erstaunt: Woher weiß er das so genau?
»Und Sie, Sir, waren Sie den ganzen Abend hier?«
»Ja«, sagte mein Vater. »Wie gewöhnlich.«
Als ich abends mit Michael telefonierte, zitterte seine Stimme. »Mr Mitchel, Ryans Vater, hat sie gefunden«, sagte er. »Sie lag im Gewächshaus. Ich hab gehört, wie Dad Mom erzählt hat, dass sie so friedlich dagelegen hätte, dass Mr Mitchel zuerst dachte, sie würde schlafen. Aber als sie sie forttragen wollten« - Michael schluchzte -, »ist sie in lauter Einzelteile zerfallen.«
Ich konnte kaum den Hörer halten, weil ich so zitterte. Ich sah den Schauplatz genau vor mir: Kathleen, die inmitten der Orchideen lag, und die purpurne Fluoreszenz, die alles in ein blauviolettes Licht tauchte. Ich konnte die unnatürliche Neigung ihres Kopfes sehen, obwohl Michael kein Wort darüber verloren hatte. Und ihren Körper, über dem die Kräuter aus dem kleinen Säckchen verstreut lagen, das sie als Talisman getragen hatte.
Als Michael sich so weit gefangen hatte, dass er wieder sprechen konnte, sagte er: »Mom weint die ganze Zeit. Ich glaube nicht, dass sie sich jemals wieder davon erholen wird. Und wir dürfen es Bridget nicht sagen, aber sie spürt, dass etwas Schreckliches passiert ist.«
Ich musste es fragen. »Wer hat sie umgebracht?«
»Ich weiß es nicht. Das weiß keiner. Bei der Befragung haben die anderen angegeben, sie hätten sie nach dem ersten Teil des Spiels nicht mehr gesehen. Ryan ist am Durchdrehen.« Michaels Atem ging stoßweise. »Ich werde denjenigen, der das getan hat, finden und töten. Das schwöre ich!«
Ich saß sehr lange da, hörte Michael weinen und toben und wieder weinen, bis wir beide völlig erschöpft waren. Aber ich wusste, dass keiner von uns beiden heute Nacht schlafen würde, und auch nicht in der folgenden Nacht.
Ein paar Tage später schaltete ich meinen Computer an und durchsuchte das Internet nach »Kathleen McGarritt«. Ich erhielt mehr als siebzigtausend Treffer. Im Laufe der darauffolgenden Woche wuchs die Zahl auf über siebenhunderttausend an.
In der Tageszeitung von Saratoga Springs erschienen mehrere Artikel, in denen die Rollenspieler als Satansjünger bezeichnet und angedeutet wurde, Kathleen sei das Opfer eines Ritualmords geworden. Es wurde kaum darauf eingegangen, wie sie starb, nur dass ihre Leiche nahezu blutleer und brutal verstümmelt aufgefunden wurde. Der Chefredakteur schrieb einen Leitartikel, in dem er vor Rollenspielern warnte und Eltern aufforderte, ihre Kinder von ihnen fernzuhalten.
In den anderen Medien wurde neutraler und nur anhand der Fakten über den Fall berichtet, ohne dass über das Motiv für das Verbrechen
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