Das Zeichen des Vampirs - The Society of S
Pizza. Michael saß etwas abseits und sagte kaum etwas. Er beobachtete mich und ich genoss seine Aufmerksamkeit.
Am Samstag schliefen Kathleen und ich aus und fuhren danach ins Einkaufszentrum, wo wir stundenlang von Geschäft zu Geschäft schlenderten, Kleider anprobierten und Leute anguckten.
Es war ein ganz gewöhnlicher Samstag - bis es Abend wurde. Mrs McG bestand darauf, dass wir alle gemeinsam an der Abendmesse teilnahmen. Kathleen sagte ihr zwar, wir hätten schon etwas anderes vor, aber ihre Mutter meinte, das könne warten.
Als Kathleen ohne größeren Protest nachgab, spürte ich, dass diese Auseinandersetzung zu ihrem Wochenendritual gehörte.
»Ich bin noch nie in einer Kirche gewesen«, sagte ich.
Die McGarritts starrten mich an, als wäre ich eine Außerirdische.
»Du Glückliche«, murmelte Kathleen.
Die Kirche war ein düsterer rechteckiger Backsteinbau, der längst nicht so imposant aussah, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Im Inneren roch es muffig nach altem Papier und abgestandenem Parfum. Hinter dem Altar leuchtete ein großes, buntes Kirchenfenster, das Jesus mit seinen Jüngern zeigte und das ich fast während des gesamten Gottesdienstes betrachtete. Buntglas verursacht bei mir sofort Tagträumerei.
Unter den Kirchgängern, die in den Bänken saßen, entdeckte ich drei von Kathleens Freunden, die bei dem Rollenspiel mitgemacht hatten. Auch der Junge, der mich hatte wandeln wollen, war da. Er tat so, als hätte er mich nicht gesehen. Die Rollenspieler trugen alle Schwarz, und ich wunderte mich ein bisschen, als ich sah, dass sie die Worte der Choräle und Gebete stumm mitmurmelten.
Kathleen schlug neben mir ständig die Beine übereinander und wieder auseinander und seufzte ungeduldig. Sie hatte mit den anderen verabredet, sich später wieder bei Ryan zum Rollenspiel zu treffen, und versprach mir, dass ich dieses Mal eine echte Rolle bekommen würde. Meine Freude darüber hielt sich in Grenzen.
Der Priester stand am Altar und las aus der Bibel vor. Er war ein alter Mann mit einer leiernden Stimme, die man leicht ausblenden konnte - bis seine Worte plötzlich doch in meine Träumereien drangen.
»Wenn ihr den Leib des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, erfahrt ihr kein ewiges Leben. Nur wer meinen Leib isst und mein Blut trinkt, der erfährt ewiges Leben, und ihn werde ich am letzten Tag auferwecken.« Er hob mit beiden Händen einen silbernen Kelch in die Höhe.
Die Menschen erhoben sich von ihren Plätzen und begannen, sich im Altargang aufzureihen. Auch die McGarritts standen
auf und verließen die Bank, aber Kathleen flüsterte mir zu: »Warte hier. Du darfst die heilige Kommunion nicht empfangen.«
Ich wartete also und sah zu, wie die anderen Fleisch aßen, Blut tranken und gesegnet wurden. Der Priester murmelte: »Memento homo quia pulvis es et in pulverem reverteris.« ( Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis dass du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist. Denn du bist Erde und sollst zu Erde werden. )
Plötzlich spürte ich ein merkwürdiges Summen in meinem Kopf. Wurde ich beobachtet? Als die McGarritts nacheinander wieder in die Bank zurückkehrten, verstärkte sich das Summen zu einem Dröhnen. Mrs McGarritt sah aus, als wäre sie von neuer Energie erfüllt, und lächelte zufrieden. Du solltest nicht hier sein , sagte eine Stimme in mir. Du gehörst nicht hierhin.
Michael hatte sich schnell an Bridget vorbeigedrängt, um neben mir sitzen zu können. Während die anderen sangen und beteten, hielt er meine Hand ganz fest, und das Summen wurde leiser.
»Oh Mann. Schau dir diesen Müll an.« Kathleen warf mir ein Buch in den Schoß.
Ich las den Titel laut vor: » Ratgeber für katholische Jugendliche . Ist das besser als Vom Mädchen zur Frau ?«
Wir waren wieder in ihrem Zimmer, wo sie sich für das Rollenspiel, das gleich bei Ryan stattfinden würde, als Vampir schminkte. Ich saß im Schneidersitz auf dem Bett. Wally, der Hund, hatte sich neben mir zusammengerollt.
»Ist genau der gleiche Mist.« Kathleen hatte ihre Haare hochtoupiert und formte sie jetzt mit Gel zu spitzen Stacheln.
Ich sah ihr fasziniert zu. »Du kannst dir ja vorstellen, was da für ein Quatsch drinsteht, dass man seine Jungfräulichkeit bis zur Hochzeitsnacht bewahren und überall, wo man ist, Jesus in sich tragen soll … blablabla.«
Ich blätterte in dem Buch. »Der Körper einer Frau ist ein wunderschöner Garten«, las ich laut vor. »Aber
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