Das Zeichen des Vampirs - The Society of S
spekuliert wurde.
In einem Punkt waren sich alle einig: Die Identität des Mörders blieb unbekannt. Es wurde angenommen, dass die Tat nicht im Gewächshaus selbst verübt worden war, sondern in einem nahe gelegenen Garten, wo man Blutspuren und Teile eines zerbrochenen Gipszwergs im Schnee gefunden hatte. Die örtliche Polizei hatte das FBI hinzugezogen und der Bundesbehörde die Leitung der Untersuchungen übertragen.
Wenn mir an diesem Abend nicht schlecht geworden wäre , dachte ich, wäre ich bei ihr gewesen. Ich hätte ihren Tod verhindern können.
Ein paar meiner Treffer führten mich auf MySpace.com , wo drei von Kathleens Freunden Blogs führten, in denen sie auch über ihren Tod berichteten. Ich überflog sie flüchtig, und was ich darin las, gefiel mir überhaupt nicht. Einer von ihnen schrieb, ihr Körper sei »wie Sushi in Stücke geschnitten« worden.
Die folgenden Wochen gingen irgendwie vorüber. Nach ein paar Tagen nahmen mein Vater und ich unseren Unterricht wieder auf. Über Kathleen sprachen wir nicht.
»Eileen McGarritt wird nicht mehr kommen«, sagte er eines Abends. »Von jetzt an wird Mary Ellis Root deine Mahlzeiten zubereiten.«
Stell dir vor, bis zu diesem Moment hatte ich nicht gewusst, wie Mrs McGarritt mit Vornamen hieß. »Ich koche lieber für mich selbst«, sagte ich. In Wahrheit hatte ich keinen Appetit.
»Na schön«, sagte er.
Ein- oder zweimal pro Woche rief Michael an. Er sagte mir, dass wir uns eine Weile nicht treffen könnten. Er selbst, seine Familie und Kathleens Freunde würden auf Schritt und Tritt von Journalisten verfolgt, und es sei besser für ihn, das Haus in der nächsten Zeit gar nicht mehr zu verlassen. Die Polizei und das FBI hielten sich indessen bedeckt. Sie sagten nur, es gäbe »gewisse Verdachtsmomente« in dem Fall.
Kathleen wurde beerdigt. Falls es eine Trauerfeier gab, fand sie nur im engsten Familienkreis statt. In der Woche vor Weihnachten wurde ein Gedenkgottesdienst abgehalten, an dem auch mein Vater und ich teilnahmen.
Er fand in der Aula ihrer Schule statt - dem Schauplatz der Halloween-Party. Nur dass der Raum jetzt weihnachtlich dekoriert statt mit Luftschlangen geschmückt war. Neben der Jesus-Statue am Eingang stand ein Christbaum und Tannenduft lag in der Luft. Jemand hatte ein Foto von Kathleen auf eine
Staffelei gestellt - auf dem Bild hatte sie noch lange Haare - und ein aufgeschlagenes Kondolenzbuch danebengelegt, in das wir uns alle eintrugen, als wir den Saal betraten. Anschließend nahmen wir auf unbequemen Klappstühlen Platz.
Im vorderen Teil der Aula stand ein Priester neben einer großen weißen Vase mit weißen Rosen und hielt eine Ansprache. Ich bekam kaum etwas davon mit und ließ stattdessen meine Blicke über die anderen Leute im Saal schweifen.
Mrs McG hatte stark abgenommen und ihr Gesicht schien in sich zusammengefallen zu sein. Sie sprach nicht und berührte niemanden, schüttelte nicht einmal Hände. Sie saß einfach nur da und nickte ab und zu. Ich fand, dass sie wie eine alte Frau aussah.
Michael sah immer wieder zu mir herüber, aber wir hat ten keine Gelegenheit, miteinander zu sprechen. Die übrigen McGarritts nahmen nicht einmal Blickkontakt mit mir auf. Ihre Gesichter waren knochiger, als ich sie in Erinnerung hatte, und unter ihren Augen lagen tiefe Schatten. Selbst Bridget, der man schließlich doch gesagt hatte, dass ihre Schwester tot war, sah dünn und elend aus. Wally, der Hund, lag neben ihr und hatte den Kopf auf die Pfoten gelegt.
Kathleens »heidnische« Freunde trugen Anzüge und Krawatten und sahen erbärmlich aus. Sie warfen sich Blicke zu, als würden sie sich gegenseitig misstrauen. Die Anspannung, die in der Aula herrschte, kann ich nicht einmal annähernd beschreiben. Der süßliche Duft der Rosen war unerträglich.
Nacheinander traten verschiedene Menschen nach vorne und sagten irgendetwas über Kathleen. Das meiste davon waren Banalitäten. Wie sie gelacht hätte, wenn sie sie hätte hören können! Auch diesmal hörte ich kaum zu. Ich würde nicht nach vorne gehen und etwas sagen. Ich konnte nicht fassen, dass sie
tot war, und ich wäre mir wie eine Heuchlerin vorgekommen, wenn ich über sie gesprochen hätte, als würde ich ihren Tod akzeptieren. Denn das konnte ich nicht.
Mein Vater saß neben mir und blieb auch an meiner Seite, als wir später aus der Aula gingen. Er schüttelte Mr McGarrit die Hand und sagte irgendetwas in der Art, wie leid es uns täte. Ich sagte nichts.
Als
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