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Das Zeichen des Vampirs - The Society of S

Titel: Das Zeichen des Vampirs - The Society of S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hubbard
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ruhigem Tempo weiterzugehen, während er die beiden hinter sich immer noch lachen hörte.
    Etwa eine Woche später rief Malcolm meinen Vater an und lud ihn auf eine Tasse Tee zu sich nach Hause ein. Mein Vater sagte, er sei zu beschäftigt.
    »Ich habe heute eine ganz erstaunliche Art von Hämoglobin entdeckt«, sagte Malcolm.
    Er war kein Mann, der grundlos ein Wort wie erstaunlich benutzte, weshalb mein Vater doch neugierig wurde.
    Als er zu Malcolms Wohnung hinaufging, schlug ihm der strenge Geruch von verbranntem Toast entgegen. Niemand reagierte, als er anklopfte, aber da die Tür nicht verschlossen war, trat er einfach ein.
    In Malcolms Wohnzimmer brannte wie gewöhnlich ein Kaminfeuer. Redfern stand davor und hielt einen Schürhaken in der Hand, an dessen Ende ein verkohltes Stück Brot dampfte.
    »Ich mag meinen Toast verbrannt«, sagte er, ohne sich umzudrehen. »Wie steht’s mit Ihnen?«
    Malcolm schien nicht da zu sein.
    Redfern bat meinen Vater, Platz zu nehmen. Und obwohl er eigentlich nicht bleiben wollte, setzte er sich. Abgesehen von dem Gestank nach verbranntem Toast nahm er noch einen anderen Geruch wahr, einen sehr unangenehmen Geruch.
    Er wollte aufstehen und gehen, konnte aber nicht.
    Redfern begann zu reden. Mein Vater fand ihn brillant und gleichzeitig dumm. Brillant war ein Wort, mit dem in Cambridge damals nur so um sich geworfen wurde, erzählte mein Vater mir - und fügte hinzu, er habe angenommen, dass es an den meisten großen Forschungsuniversitäten ähnlich zuging.
Er sagte, die akademische Welt würde ihn an einen schlecht geführten Zirkus erinnern. Die Fakultätsmitglieder seien wie unterernährte Tiere, die sich in ihren zu kleinen Käfigen langweilten und träge auf die Peitsche reagierten. Die Trapezartisten würden mit eintöniger Regelmäßigkeit in die schlecht geschnürten Netze fallen und die Clowns ständig hungrig aussehen. Das Zelt hätte undichte Stellen. Die Zuschauer würden unaufmerksam sein und in den unpassendsten Momenten wirre Zwischenrufe abgeben. Und wenn die Vorstellung zu Ende sei, würde niemand applaudieren.
    (Von Zeit zu Zeit bediente sich mein Vater solcher blumiger Metaphern. Ich vermute, er benutzte sie nicht nur, um einen bestimmten Sachverhalt zu verdeutlichen, sondern auch, weil sie ihn amüsierten. Mir gefiel das Bild von dem schlecht geführten Zirkus, deswegen erwähne ich es hier.)
    Mein Vater sah zu, wie Redfern durch den Raum schritt und seine philosophischen Betrachtungen kundtat. Er sagte, er wolle mehr über die ethischen Grundsätze meines Vaters erfahren, doch bevor mein Vater irgendetwas erwidern konnte, sprach er von seinen eigenen.
    Redfern bezeichnete sich als Utilitaristen. »Würden sie mir zustimmen«, sagte er, »dass die einzige Pflicht des Menschen darin besteht, so zu handeln, dass das größtmögliche Maß an Glück entsteht?«
    »Nur wenn das entstandene Glück auch die Verminderung von Leid zum Ergebnis hat.« Mein Vater verschränkte die Arme vor der Brust. »Und nur wenn das Glück eines Menschen genauso wichtig ist wie das eines anderen.«
    »Na schön.« Redferns Gesicht wirkte im Schein des Feuers röter denn je und mein Vater fand ihn in diesem Augenblick unglaublich abstoßend. »Stimmen Sie zu, dass der Umfang des
durch eine Handlung hervorgerufenen Glücks oder Leids ausschlaggebend dafür ist, welches Tun angemessen ist?«
    Mein Vater stimmte ihm zu. Er hatte den Eindruck, an einer Vorlesung über John C. Maxwell im Grundkurs Ethik teilzunehmen. »Viele Handlungen sind falsch, weil sie Leid verursachen«, fuhr Redfern fort und schwenkte den Schürhaken, an dessen Ende das geschwärzte Stück Brot aufgespießt war. »Wenn eine Handlung also Leid verursacht, so wäre dies ein ausreichender Grund, von ihr abzusehen.«
    In diesem Moment nahm mein Vater irgendwo hinter sich eine Bewegung wahr. Aber als er sich umdrehte, sah er nichts. Nur der ekelerregende Geruch schien sich zu verstärken.
    »Demzufolge gäbe es also Umstände, die es notwendig machen würden, Leid zuzufügen, um später größeres Leid zu vermeiden oder um künftiges Glück zu erlangen, für das sich das gegenwärtig erlittene Leid lohnt?«
    Mein Vater blickte Redfern aufmerksam an und versuchte, seine Absichten zu ergründen, als Malcolm plötzlich von hinten an ihn herantrat, seinen Kopf nach hinten riss und seine Zähne tief in seinem Hals versenkte.

    »Wie hat es sich angefühlt?«, fragte ich meinen Vater.
    »Stößt es dich denn gar nicht ab,

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