Das Zeichen des Vampirs - The Society of S
wenn du das hörst?«
Ich war hellwach und gleichzeitig wie betäubt. »Du hast versprochen, mir alles zu erzählen.«
Der Schmerz, der meinen Vater durchzuckte, war schlimmer als alles, was er bis dahin erlebt hatte. Er versuchte vergeblich, sich loszureißen und zu fliehen.
Malcolm hielt ihn in einer ungelenken Umarmung fest. Er versuchte, den Kopf zu drehen, um Malcolm ins Gesicht zu sehen - dann muss er ohnmächtig geworden sein. Aber aus dem Augenwinkel heraus sah er noch, dass Redfern auf der anderen Seite des Raums stand und die Szene mit unverhohlenem Vergnügen beobachtete.
Als mein Vater wieder zu Bewusstsein kam, lag er auf dem Sofa. Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und stellte fest, dass Blut an ihr klebte. Seine angeblichen Freunde waren nicht im Zimmer.
Er setzte sich auf. Sein Kopf fühlte sich an, als wäre er zu einer riesigen Kugel angeschwollen, und seine Beine und Arme waren zu schwach, um davonzulaufen, was er am liebsten getan hätte. Das Feuer war ausgegangen und es war kalt im Raum. Der Gestank nach verbranntem Toast und der andere unbekannte Geruch hingen immer noch in der Luft. Nur dass sie jetzt fast appetitlich rochen, genauso wie der merkwürdige, kupferartige Geschmack in seinem Mund beinahe angenehm schmeckte.
Seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Er fühlte sich leer, während gleichzeitig etwas wie Adrenalin durch seine Adern pulsierte. Es gelang ihm, aufzustehen und ins Badezimmer zu wanken. In einem blinden Spiegel über dem Becken sah er die Bisswunde an seinem Hals und eine Kruste aus getrocknetem Blut um seinen Mund. Das Dröhnen seines Herzschlags in seinem Kopf klang wie Metall, das auf Metall schlägt.
Gegenüber vom Badezimmer lag ein Raum, durch dessen geschlossene Tür der fremdartige Geruch zu dringen schien. Mein Vater hatte das Gefühl, dass sich in diesem Raum irgendetwas Totes befinden musste.
Als er gehen wollte und schon auf dem Treppenabsatz stand, hörte er, wie Redfern und Malcolm herauf kamen. Er blickte ihnen entgegen.
Obwohl er Scham, Wut und den Wunsch nach Rache verspürte, sah er tatenlos zu, wie sie die Stufen hinaufstiegen.
Redfern nickte ihm zu. Malcolm sah ihn kurz an und blickte dann gleich wieder weg. Seine Haare fielen ihm über die Augen, und sein Gesicht war so gerötet, als hätte er es erst kurz zuvor geschrubbt. Sein Blick war stumpf und gleichgültig und er roch nach gar nichts.
»Erklärungen sind nutzlos«, sagte Malcolm, als hätte mein Vater nach einer verlangt. »Aber eines Tages wirst du erkennen, dass es nur zu deinem Besten war.«
Redfern schüttelte den Kopf, ging weiter die Stufen hinauf und murmelte verächtlich: »Amerikaner, ts. Besitzen absolut keinen Sinn für Ironie.«
»Hast du gewusst, was du warst?«, fragte ich meinen Vater.
»Ich hatte eine Ahnung«, sagte er. »Ich hatte ein paar Filme gesehen, ein paar Bücher gelesen - aber für mich war das immer reine Fiktion. Und das meiste davon ist Fiktion geblieben.«
»Kannst du dich in eine Fledermaus verwandeln?«
Er zögerte und warf mir einen enttäuschten Blick zu. »Nein, Ari. Das ist ein Märchen. Ich wünschte, es wäre wahr. Ich würde liebend gern fliegen können.«
Als ich zur nächsten Frage ansetzte, sagte er: »Es wird Zeit, dass du schlafen gehst. Ich erzähle dir den Rest morgen.«
Ich merkte, dass meine Beine bereits eingeschlafen waren. Die Standuhr schlug: Es war fünfzehn Minuten nach Mitternacht.
Ich schüttelte meine Beine aus und stand langsam auf.
»Vater«, sagte ich, »bin ich auch einer?«
Natürlich wusste er, was ich meinte. »Es sieht ganz danach aus«, antwortete er.
Achtes Kapitel
Nur sehr wenig von dem, was über uns geschrieben wird, ist wahr«, sagte mein Vater am nächsten Nachmittag. »Du solltest niemals alles glauben, was diese sogenannten Vampir-Experten von sich geben. Das sind in der Regel Wichtigtuer mit einer morbiden Fantasie.«
Wir saßen auch diesmal wieder im Salon und nicht in der Bibliothek. Ich hatte mich auf unser Treffen vorbereitet - zumindest hatte ich das geglaubt - und die gesammelten Informationen mitgebracht, die ich im Internet über Vampire gefunden und in mein Tagebuch geschrieben hatte. Nachdem mein Vater ein paar Seiten durchgeblättert hatte, schüttelte er den Kopf.
»Geschrieben von wohlmeinenden Dummköpfen«, sagte er. »Es ist ein Jammer, dass nicht mehr Vampire selbst darüber schreiben, wie es tatsächlich ist. Ein paar haben es getan, und ich gebe mich gern der
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