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Das Zeichen des Vampirs - The Society of S

Titel: Das Zeichen des Vampirs - The Society of S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hubbard
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plötzliches Verschwinden allmählich nachließ, dachte ich über die Dinge nach, die sie während
der letzten Monate gesagt hatte. Sie war häufig krank gewesen und hatte bedrückt und traurig gewirkt. Phasenweise hatte sie ziemlich törichte Sachen von sich gegeben. Sie drohte mir damit, fortzugehen oder dich nach deiner Geburt zu verlassen. Sie sagte, sie fühle sich wie ein Tier, das in einem Käfig eingesperrt ist.«
    »Sie wollte mich nicht.« Ich setzte mich wieder.
    »Sie wusste nicht, was sie wollte«, sagte er. »Ich dachte, es wären vielleicht ihre Hormone, die verrückt spielten. Um ehrlich zu sein, wusste ich nicht, was ich sonst hätte denken sollen. Aber sie entschied sich dafür, fortzugehen. Aus welchem Grund auch immer.« Er sah zu Boden. »Menschen gehen fort, Ari. Wenn ich etwas gelernt habe, dann das. Im Leben geht es um nichts anderes.«
    Eine Weile schwiegen wir. Die Standuhr schlug vier.
    »Ich rief ihre Schwester Sophie an, die in Savannah lebte. Sie versprach mir, sich bei mir zu melden, falls sie irgendetwas von Sara hören würde. Ungefähr einen Monat später rief sie an und teilte mir mit, Sara hätte sie gebeten, mir nicht zu erzählen, wo sie sei. Und sie hätte gesagt, sie werde nicht zurückkehren.«
    Ich fühlte mich innerlich leer, aber die Leere war erdrückend und schmerzte.
    »Wenn es mich nicht gegeben hätte, wäre sie noch hier«, sagte ich.
    »Nein, Ari. Wenn es dich nicht gegeben hätte, wäre sie noch unglücklicher gewesen. Sie wollte dich doch so sehr, das habe ich dir doch erzählt.«
    »Aber du wolltest mich nicht, oder?« Ich sah ihn an und wusste, dass ich recht hatte.
    »Ich war tatsächlich der Meinung, dass es keine gute Idee
wäre, ein Kind zu bekommen.« Er hielt mir die Hände entgegen und drehte die Handflächen nach oben, als wolle er um Gnade bitten. »Aus all den Gründen, die ich dir genannt habe, war ich der Meinung, dass Vampire sich nicht fortpflanzen sollten.«
    Meine Leere verwandelte sich in Taubheit. Ich hatte jetzt zwar die Antworten auf meine Fragen bekommen - in meinem Kopf hatte nichts anderes mehr Platz -, aber statt mir irgendeine Form von Befriedigung zu verschaffen, machten sie mich nur krank.

Neuntes Kapitel
    Menschen- und Tierbabys lernen, die optisch oder akustisch aufgenommenen Verhaltensmuster ihrer Eltern zu kopieren und instinktiv nachzuahmen. Neugeborene Fohlen folgen zum Beispiel jedem großen Wesen, das direkt nach der Geburt über ihnen auftaucht, und ahmen es nach. Nach meiner Geburt war mein Vater der Einzige, der über mir auftauchte, und so lernte ich, ihn nachzuahmen.
    Aber im Bauch meiner Mutter muss ich ihr sehr aufmerksam zugehört haben. Anders ist vieles von meinem späteren Verhalten nicht erklärbar - außer vielleicht durch genetische Vererbung. Und das ist eine komplizierte Angelegenheit, der wir uns ein anderes Mal widmen, einverstanden?

    Jedes Jahr im Januar besuchte mein Vater einen einwöchigen Fachkongress. Während dieser Zeit übernahm Dennis für gewöhnlich meinen Unterricht.
    Am Tag vor der Abreise meines Vaters aß Dennis mit uns zu Abend. Root hatte einen Auberginenauflauf für uns zubereitet (der überraschenderweise viel besser schmeckte als alles, was die arme Mrs McG jemals gekocht hatte), aber
schon nach der ersten Gabel davon hatte ich keinen Appetit mehr.
    Ari ist depressiv , dachte ich. Als ich meinen Vater und Dennis über den Tisch hinweg ansah, wusste ich, dass sie exakt das Gleiche dachten. Beim Anblick ihrer sorgenvollen Gesichter bekam ich ein schlechtes Gewissen. Sie taten so, als würden sie sich über Physik unterhalten - genauer gesagt über Elektrodynamik, das Thema meiner nächsten Unterrichtsstunde -, aber eigentlich sprachen sie über mich.
    »Am besten beginnst du mit einer Wiederholung der atomaren Struktur«, sagte mein Vater zu Dennis, mit Blick auf mich.
    »Gut, mache ich«, antwortete Dennis. Seit Kathleens Tod hatte ich ihn nicht oft gesehen, aber wann immer er da war, legte er mir die Hände auf die Schultern, als wolle er mich in irgendetwas bestärken.
    Root kam mit einer großen braunen Flasche aus dem Kellergeschoss nach oben. Sie stellte sie vor meinen Vater auf den Tisch, woraufhin er sie neben meinen Teller schob. Als Root mich anschaute, sah ich ganz kurz einen Hauch von Mitgefühl in ihren schwarzen Augen auf blitzen. Aber das war fast sofort wieder verschwunden und sie eilte nach unten zurück.
    »Also dann.« Mein Vater schob seinen Stuhl zurück. »Ich bin

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