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Das Zeichen des Vampirs - The Society of S

Titel: Das Zeichen des Vampirs - The Society of S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hubbard
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Faltkunst?« Mein Vater hatte mir Kirigami vor Jahren beigebracht: Durch gezielte Schnitte in vorgefaltetes Papier kann man kunstvolle dreidimensionale Gebilde herstellen. Er hatte gesagt, die so entstehenden Muster würden ihm nichts ausmachen, weil sie symmetrisch seien und außerdem einen Sinn hätten.
    »Eine Kunst, für die man sehr viel Geschicklichkeit braucht.« Agent Burton nickte wieder. »Wer hat sie Ihnen beigebracht?«
    »Ich habe ein Buch darüber gelesen«, behauptete ich.
    Als er sich mit einem Lächeln verabschiedete, dachte er: Ich wette, Ihr alter Herr kennt sich bestens mit Schnitttechniken aus.

    Abends machte Dennis uns vegetarische Tacos mit Tofufüllung, und obwohl ich sie gerne gegessen hätte, bekam ich keinen Bissen herunter. Ich sagte ihm, ich hätte keinen Hunger, und er ließ mich zwei Teelöffel Tonikum einnehmen und gab mir zwei selbst hergestellte »Protein-Riegel«.
    Wenn er sich Sorgen machte, wurde sein Gesicht immer dunkler und röter. »Du bist bedrückt«, stellte er fest. »Und das ist auch kein Wunder, aber das wird vorbeigehen, Ari. Hörst du mir zu?«
    »Ich hör dir zu.« Der Anblick des Käses, der auf meinem Teller mit dem pappigen Tofu verschmolz, verursachte mir Übelkeit. »Ich vermisse meine Mutter.« Wieder ein Satz, der mir einfach so herausgerutscht war. Und, ja, es ist möglich, jemanden zu vermissen, den man gar nicht kennt.
    Ich fragte mich, warum Dennis so schuldbewusst aussah.
    »Was ist mit diesem Jungen, mit dem du zusammen warst? Wie hieß er doch gleich? Mitchell?«
    »Michael.« Ich war mir sicher, dass ich ihn Dennis gegenüber nie erwähnt hatte. »Er ist Kathleens Bruder.«
    Ich merkte, dass er das nicht gewusst hatte. »Oh, das ist hart.« Er biss ein großes Stück von seinem Taco ab und bekleckerte sein Hemd mit Tomatensoße. Normalerweise hätte ich darüber gelacht.
    »Lade ihn doch irgendwann mal zu uns ein«, sagte Dennis, immer noch an seinem Taco kauend.
    Ich sagte, dass ich das vielleicht tun würde.

    Später rief ich bei den McGarritts an, aber es meldete sich niemand. Als ich es am nächsten Morgen noch einmal versuchte, ging Michael ans Telefon.

    »Wie geht es dir?«
    Es schien ihn weder zu freuen noch traurig zu machen, meine Stimme zu hören. »Ganz okay«, sagte er. »Die Reporter lassen uns mittlerweile mehr oder weniger in Ruhe. Mom geht es immer noch ziemlich mies.«
    »Hast du Lust, mich zu besuchen?«
    Ich hörte ihn atmen. »Lieber nicht«, sagte er. »Aber ich würde dich schon gern sehen«, fügte er nach einer kleinen Pause hinzu. »Kannst du nicht vielleicht zu uns kommen?«
    Nachdem ich die nächste Physikstunde endlich hinter mich gebracht hatte (Dennis unterrichtete mich lieber vormittags, damit er nachmittags ins College konnte), ging ich in mein Zimmer nach oben und betrachtete mein verschwommenes Bild im Spiegel. In den viel zu weiten Sachen, die ich anhatte, sah ich wie ein verwahrlostes Kind aus.
    Zum Glück hatte ich zu Weihnachten (das wir in diesem Jahr noch weniger als sonst gefeiert hatten) neue Sachen zum Anziehen bekommen. Neben meinem Sessel im Salon hatte ein riesiges Paket mit der Aufschrift »Gieves & Hawkes« gestanden, in dem eine maßgeschneiderte schwarze Hose, eine Jacke, vier schöne Blusen, Socken, Unterwäsche und sogar handgenähte Schuhe und ein Rucksack gewesen waren. Weil ich die ganze Zeit immer so niedergeschlagen gewesen war, hatte ich die Sachen noch gar nicht anprobiert, aber sie passten mir wie angegossen. Ich sah in ihnen nicht dünn, sondern schlank aus.
    Als ich mich vorzeigbar fühlte, machte ich mich zu Fuß auf den Weg zu den McGarritts. Es war nicht besonders kalt draußen - vielleicht ein paar Grad über null, was daran zu erkennen war, dass der Schnee auf dem Boden matschig war und die Eiszapfen an den Dachrinnen der Häuser tropften.
Der Himmel war wie immer grau, und ich merkte, wie satt ich den Winter hatte. Manchmal fragt man sich, wie es Menschen an dem Ort, an dem sie wohnen, überhaupt aushalten können und warum sie sich jemals für ihn entschieden haben. Warum sollte zum Beispiel irgendjemand freiwillig in Saratoga Springs leben wollen? An diesem Tag erschien mir nichts an dieser Stadt idyllisch oder malerisch. Ich sah nur endlose Reihen zunehmend schäbig aussehender Häuser, von denen die Farbe abblätterte und die von schmutzigem Schnee und einem trostlosen Himmel eingerahmt wurden.
    Als ich bei den McGarritts klingelte, ertönten drei ansteigende Noten (C, E, G), die

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