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Das Zeichen des Vampirs - The Society of S

Titel: Das Zeichen des Vampirs - The Society of S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hubbard
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begann. »Bist du der gleichen Ansicht?«
    »Manchmal bin ich versucht, diese Ansicht zu teilen.« Er deutete mit der Hand auf das Fenster. »Da draußen existiert so viel sinnloses Leid, so viel Habgier und Niedertracht. Menschen und Tiere werden misshandelt und getötet - das ist so sinnlos und doch alltäglich. Vampire - zumindest einige von uns - achten immer auf die Hässlichkeit. In dieser Beziehung sind wir ein bisschen wie Gott. Vielleicht erinnerst du dich an die Zeile von Spinoza, die besagt, dass man die Dinge
sieht, wie Gott sie sieht, wenn man sie unter dem Blickwinkel der Ewigkeit betrachtet?«
    »Ich dachte, wir glauben nicht an Gott.«
    Er lächelte. »Ganz genau wissen wir es nicht, oder?«
    Aber von den unangenehmen Seiten des Vampirismus, so fuhr mein Vater fort, habe Malcolm ihm nichts erzählt - von dem schrecklichen Verlangen, seinen Hunger zu stillen, den Stimmungsschwankungen, den Anfälligkeiten und den moralischen Auswirkungen der Zustandsveränderung.
    Zunächst hatte mein Vater das Gefühl, so verabscheuungswürdig zu sein wie ein Kannibale. Erst mit der Zeit erkannte er die Wahrheit, die in Bertrand Russells Überzeugung lag: Indem man seinen Geist ordnet, wird das Glück erreichbar, selbst für einen anderen .
    Als mein Vater eines Nachts im Fieberwahn war, rief er nach Sara. Malcolm erzählte es ihm später und sagte, es gäbe nur eine Lösung: Er dürfe sie nie wiedersehen.
    »Du solltest wissen«, sagte Malcolm, »dass das Zusammenleben zwischen einem Vampir und einer Sterblichen noch nie funktioniert hat. Die einzige Alternative wäre, sie zu beißen. Du könntest sie zu deiner Spenderin machen, dürftest allerdings niemals zulassen, dass sie dich beißt. Aber eines sage ich dir. Ich wäre am Boden zerstört, wenn du eine Frau zu einer von uns machen würdest.« Malcolm lag in Dandypose auf einem Sofa im Zimmer meines Vaters, als er das sagte, und sah aus wie eine Figur aus einem Oscar-Wilde-Stück - der vollendete Menschenhasser.
    Zu dieser Zeit hielt mein Vater es für möglich, dass Malcolm recht haben könnte und es für alle Beteiligten das Beste wäre, die Beziehung zu Sara zu beenden. Er zermarterte sich den Kopf darüber, wie er ihr erklären sollte, was geschehen
war. Sollte er ihr einen Brief schreiben? Aber wie könnte solch ein Brief aussehen?
    Meine Mutter war zwar nicht im herkömmlichen Sinne gläubig, aber sie glaubte an einen Gott unter vielen Göttern, zu dem sie in schwierigen Zeiten beten konnte. Die restliche Zeit ignorierte sie diesen Gott, wie es die meisten Sterblichen taten. Mein Vater hatte Angst, sie könnte irgendetwas Unvernünftiges tun, wenn sie erfuhr, was geschehen war. Er dachte darüber nach, den Kontakt zu ihr einfach abzubrechen und an einen Ort zu ziehen, an dem sie ihn nicht finden würde.
    Als Dennis jedoch Malcolms Rolle als Betreuer übernahm, änderte sich die Haltung meines Vaters. Vielleicht gab es ja doch noch andere Möglichkeiten. Jedenfalls war ihm klar, dass er die Angelegenheit nicht mit einem einfachen Brief regeln konnte. Denn ganz gleich, was er schrieb, sie würde es nicht glauben - und sie verdiente es, dass er es ihr von Angesicht zu Angesicht erklärte.
    Als mein Vater immer mehr zu Kräften kam, kam ihm manchmal der Gedanke, er und meine Mutter könnten vielleicht doch stark genug sein, um die Situation gemeinsam zu meistern. Aber die meiste Zeit zweifelte er daran. Während er ans Bett gefesselt gewesen war, hatte Malcolm ihm ein paar seltsame Geschichten erzählt, die ihn davon überzeugt hatten, dass eine Verbindung zwischen einem Vampir und einer Sterblichen von Anfang an zum Scheitern verurteilt war.
    Aus diesem Grund erzählte er ihr zunächst einmal gar nichts.
    Überraschenderweise war es Dennis, der das Thema schließlich ansprach. »Was willst du Sara sagen?«
    »Alles«, erwiderte mein Vater, »sobald ich sie sehe.«
    »Ist das nicht zu riskant?«

    Einen Moment lang kam meinem Vater der Verdacht, Dennis könne mit Malcolm gesprochen haben. Doch dann sah er seinen Freund an - betrachtete sein gutmütiges sommersprossiges Gesicht, die großen braunen Augen -, und ihm wurde wieder bewusst, wie viel Dennis für ihn getan hatte. Dennis hielt gerade eine Blutampulle in der Hand und bereitete sie für die Injektion vor.
    »Was ist ein Leben ohne Risiko?«, fragte mein Vater. »Nichts als mauvais foi .«

    Er erinnerte mich daran, dass mauvais foi »Selbstbetrug« hieß.
    »Wir sollten uns noch ein bisschen länger mit

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