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Das Zeichen des Vampirs - The Society of S

Titel: Das Zeichen des Vampirs - The Society of S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hubbard
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nächsten Freitag wieder zurück, Ari, und erwarte, dass du bis dahin in der Lage bist, die Quantentheorie und die Relativitätstheorie zu erklären.«
    Eine Minute lang stand er einfach nur da - mein gut aussehender Vater in seinem maßgeschneiderten, eleganten Anzug, mit den schwarzen Haaren, die im Schein des über dem Tisch hängenden Kronleuchters schimmerten. Als unsere Blicke sich kurz trafen, sah ich sofort wieder auf die Tischdecke
hinunter. Du hast mich nicht gewollt , dachte ich und hoffte, dass er es gehört hatte.

    Das neue Tonikum schmeckte intensiver als das, das ich zuvor eingenommen hatte, und als ich den ersten Löffel davon heruntergeschluckt hatte, spürte ich, wie mich eine ungewohnte Energie durchströmte. Aber schon eine Stunde später fühlte ich mich wieder lustlos.
    Da ich keine Waage besaß (ich vermutete, dass es im Kellergeschoss eine gab, wollte aber Root nicht über den Weg laufen), stellte ich erst fest, dass ich abgenommen hatte, als meine Kleider immer weiter wurden. Die Jeans schlabberten und meine T-Shirts waren mindestens eine Nummer zu groß. Ungefähr zu dieser Zeit blieb meine Periode aus, und einige Monate später wurde mir klar, dass ich magersüchtig war.
    Als Dennis und ich uns durch die Quantentheorie kämpften, hörte ich ihm teilnahmslos zu, ohne Fragen zu stellen. Einmal hielt er mitten in seinem Vortrag inne und fragte: »Was ist los, Ari?«
    Ich bemerkte ein paar silberne Strähnen, die sich durch seine roten Haare zogen. »Denkst du manchmal über das Sterben nach?«, fragte ich.
    Er rieb sich über das Kinn. »Jeden Tag meines Lebens«, antwortete er.
    »Du bist der beste Freund meines Vaters.« Ich lauschte meinen eigenen Worten und fragte mich, welche Richtung sie nehmen würden. »Aber du bist nicht...«
    »Ich bin nicht wie er«, beendete er meinen Satz. »Ich weiß. Zu schade, hm?«
    »Wärst du denn gerne wie er?«

    Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Klar. Wer würde nicht gern ewig leben? Aber ich glaube, er würde nicht wollen, dass ich in deiner Gegenwart so etwas sage. Du bist ja noch nicht wirklich...«
    Er zögerte, und ich beendete seinen Satz: »... vergeben.«
    »Was immer das heißen mag.« Er grinste.
    »Das heißt, dass ich mich noch entscheiden kann«, sagte ich. »Zumindest hat er mir das gesagt. Ich weiß nur noch nicht, wie.«
    »Ich auch nicht«, sagte Dennis. »Tut mir leid. Aber ich bin sicher, du wirst es herausfinden.«
    »Genau das sagt er auch.« Ich wünschte mir in diesem Moment, ich hätte eine Mutter, die ich um Rat fragen könnte. »Wo ist er eigentlich wirklich?«, fragte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. »Wenn er auf irgendeinem großen Kongress für Blutspezialisten ist, warum bist du dann nicht mitgefahren?«
    »Er ist in Baltimore, wie jedes Jahr. Aber es geht nicht um Blut, sondern um Edgar Allan Poe - das Ganze ist eine Art Fanclub oder wie immer sie sich nennen.« Dennis schüttelte den Kopf und schlug wieder das Physikbuch auf.

    Als ich nach dem Unterricht meine Yoga-Übungen machte (ich hatte Dennis gefragt, ob er nicht mitmachen wolle, aber er hatte nur gelacht), hörte ich, wie jemand mit dem Türklopfer gegen unsere Eingangstür schlug. Es war ein Messing-Türklopfer, der das Gesicht Neptuns darstellte und nur selten benutzt wurde - meistens an Halloween, wenn die Kinder bei uns anklopften und mit »Süßes, sonst gibt’s Saures« drohten.

    Als ich die Tür aufmachte, stand Mr Burton auf der Veranda. »Morgen, Miss Montero«, sagte er.
    »Eigentlich ist es schon Nachmittag«, sagte ich.
    »Stimmt. Wie geht es Ihnen heute Nachmittag?«
    »Ganz okay.« Wenn mein Vater da gewesen wäre, hätte ich gut statt okay gesagt.
    »Sehr schön, sehr schön.« Er trug einen Kamelhaarmantel über einem dunklen Anzug. Seine Augen waren blutunterlaufen, strahlten aber trotzdem Tatkraft aus. »Ist Ihr Vater zu Hause?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Wann erwarten Sie ihn denn zurück?« Er lächelte, als wäre er ein Freund der Familie.
    »Am Freitag«, sagte ich. »Er ist auf einem Kongress.«
    »Auf einem Kongress.« Burton nickte dreimal hintereinander. »Verstehe. Würden Sie ihm ausrichten, dass ich hier war, und ihn bitten, sich bei mir zu melden, sobald er wieder da ist?«
    Ich erwiderte, dass ich das machen würde, und als ich die Tür gerade wieder schließen wollte, fragte er: »Sagen Sie, Sie kennen sich nicht zufällig mit Kirigami aus?«
    »Kirigami? Sie meinen die japanische Papierschneide- und

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