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Das Zeichen des Vampirs - The Society of S

Titel: Das Zeichen des Vampirs - The Society of S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hubbard
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vierunddreißigjährigen Robert Reedy, der tags zuvor ermordet in seinem Auto aufgefunden worden sei, noch keine Hinweise hätte. Es wurde ein Polizeibeamter eingeblendet, der neben der roten Corvette stand, dann schwenkte die Kamera auf den nahe gelegenen Wald.
    »Das ist doch ganz in der Nähe von der Lichtung, wo wir am Sonntag gespielt haben«, sagte Jane.
    »Das waren bestimmt die Werwölfe«, witzelte Paul.

    »Ist dir denn nichts Seltsames aufgefallen, Annie?«, fragte Jane.
    »Nur ihr«, antwortete ich.
    Sie lachten.
    Er hieß also Robert Reedy , dachte ich. Und ich habe ihn umgebracht.
    Später ließen sie eine Pfeife herumgehen, und als sie bei mir angekommen war, beschloss ich, einen Zug davon zu nehmen, um zu sehen, ob sich meine Stimmung dadurch vielleicht bessern würde. Aber Marihuana war nichts für mich.
    Die anderen drifteten in lange, ausschweifende Gespräche ab. Einer frotzelte darüber, dass Paul ständig seine Autoschlüssel suchte, woraufhin die anderen Vorschläge machten, was man tun könnte, damit er sie leichter fand, und am Ende wiederholte Jane immer wieder: »Alles ist irgendwo.«
    Statt mich an dem Gespräch zu beteiligen, verbrachte ich den Rest des Abends damit, das Muster auf dem fadenscheinigen Teppich anzustarren. Ich war in diesem Moment irgendwie überzeugt davon, dass es eine wichtige Botschaft enthielt.
    An den darauffolgenden Abenden winkte ich ab, wenn sie mir die Pfeife anboten.
    »Annie braucht kein Gras«, sagte Paul. »Sie ist naturbreit.«

    Wenn ich auf meine Zeit in Asheville zurückblicke, kommt mir immer ein Lied in den Kopf, das Paul oft aufgelegt hat: »Dead Souls« von Joy Division.
    Ich schlief wenig, aß noch weniger und machte stundenlang nichts anderes, als einfach nur zu atmen. So gegen drei Uhr morgens fragte ich mich gelegentlich, ob ich krank sei oder sogar bald sterben würde. Mir fehlte jede Energie, nach meiner
Mutter zu suchen. Ich überlegte, ob ich nach Hause zurückkehren und versuchen sollte, wieder zu Kräften zu kommen - aber was würde mein Vater von mir denken?
    Manchmal ging ich zum Fenster, weil ich spürte, dass da draußen irgendjemand war. Manchmal hatte ich aber auch zu große Angst, nachzusehen. Was, wenn Reedys Geist auf mich lauerte? Aber wenn ich dann doch nachschaute, konnte ich nie etwas Ungewöhnliches entdecken.
    Mein verschwommenes Spiegelbild sah jeden Morgen mehr oder weniger gleich aus; wenn überhaupt sah ich erstaunlicherweise eher gesünder aus als vor meiner Abreise aus Saratoga Springs. Die meisten Tage verbrachte ich allein in meinem benebelten Zustand oder hing mit Jane ab.
    Unter einem perfekten Tag verstand Jane, lange zu schlafen, viel zu essen, anschließend durch Asheville zu streunen und zwischendurch immer wieder Paul auf dem Handy anzurufen. (Er arbeitete halbtags in einem Schnellimbiss und brachte jeden Abend kostenloses Essen von dort mit.) Jane war die »Schnäppchenkönigin«; wenn sie einen Secondhandladen betrat, suchte sie die Kleiderständer mit einer solchen Schnel ligkeit und Präzision ab, dass sie innerhalb von Sekunden sagen konnte: »Samtjacke, dritter Mittelgang« oder »Nichts als Schrott heute. Wir ziehen weiter.«
    Anschließend gingen wir in Cafés und esoterische Buchhandlungen, wo wir Bücher und Zeitschriften lasen, ohne jemals welche zu kaufen. Einmal klaute Jane Tarotkarten, und ich spürte, wie sich irgendetwas in mir regte. War es mein Gewissen? Ich hätte sie gern gebeten, die Karten wieder zurückzugeben. Aber ich tat es nicht. Wie konnte ich, eine Mörderin, einer Ladendiebin eine Standpauke über Recht und Gesetze halten wollen?

    Ein paarmal in der Woche gingen wir im Supermarkt einkaufen. Wenn ich Jane anbot, mich an den Einkäufen zu beteiligen, sagte sie jedes Mal: »Vergiss es. Du isst sowieso wie ein Vögelchen.«
    Meistens aß ich tatsächlich nur ganz wenig, aber hin und wieder überkamen mich wahre Heißhungerattacken, und dann verschlang ich alles, was ich finden konnte. Obwohl ich zur Vegetarierin erzogen worden war, lechzte ich jetzt nach Fleisch - je roher und blutiger, desto besser. Als ich eines Abends allein in meinem Zimmer war, verschlang ich ein halbes Kilo rohes Hackfleisch. Danach verspürte ich einen Energieschub, der aber nur ein paar Stunden anhielt. Es musste einen effektiveren Weg geben, meinen Hunger in den Griff zu bekommen, dachte ich.
    Manchmal trafen wir uns mit Magiern und Werwölfen zum Rollenspiel. Die Identitäten, die sich die Spieler für sich

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