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Das Zeichen des Vampirs - The Society of S

Titel: Das Zeichen des Vampirs - The Society of S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hubbard
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Griselda tritt der Magier-Loge bei«, verkündete er.
    Ich fand die Hinweise viel zu einfach. Magier Lemur, der Junge, der mich ins Spiel aufgenommen hatte, war der Anführer der Gruppe und las uns die Karten vor. Jedes Mal wenn er einen Hinweis vortrug, ging ich instinktiv in die angegebene Richtung: »Wo die höchsten Bäume wachsen, musst rechts du dich halten.« Nach einer Weile hatte ich das Gefühl, dass niemand mehr etwas tat und alle nur noch mir zusahen.
    Der Schatz entpuppte sich als ein Sixpack Bier, der unter einem Haufen trockener Zweige versteckt lag. Als ich den Sixpack hochhob, jubelten die anderen. »Vampir Griselda hat den Schatz geborgen«, rief Lemur. »Und wir hoffen, dass sie ihn mit uns teilen wird.«
    Ich reichte ihm den Sixpack. »Ich trinke kein Bier«, sagte ich.

    Die Magier boten mir an, mit zu ihnen nach Hause zu kommen.
    Lemur (der in Wirklichkeit Paul hieß) und seine Freundin Beatrice (die eigentlich Jane hieß) nahmen mich in ihrem klapprigen Volvo mit. Die beiden sahen wie Geschwister aus: Sie hatten die gleichen bunt gefärbten, fransig geschnittenen Haare, die gleiche spindeldürre Figur und trugen sogar die gleichen ausgefransten Jeans. Jane studierte, Paul hatte die Schule abgebrochen. Als ich ihnen erzählte, ich sei von zu Hause weggelaufen, fanden sie das »voll abgefahren«. Sie wohnten in einem alten Haus im Zentrum von Asheville und sagten, ich könne in Toms Zimmer »pennen«, weil der gerade mit seiner Band auf Tour sei.

    Und genau das tat ich dann: pennen . Ich konnte mich kaum noch auf den Beinen halten, als ich in Toms Bett fiel. Mein Körper prickelte von Kopf bis Fuß. Ich war völlig erschöpft und gleichzeitig extrem aufgewühlt. Ich wollte nur noch eins: regungslos daliegen und mir über ein paar Dinge klar werden. Ich erinnerte mich, wie mein Vater mir die Zeit nach seiner Zustandsveränderung beschrieben hatte, wie schwach und krank er sich gefühlt hatte, und fragte mich, warum ich mich nicht schwach fühlte. Vielleicht lag es daran, dass ich als halber Vampir geboren wurde?
    Würde ich noch mehr Menschen beißen müssen? Würden meine Sinne schärfer werden? Ich hatte Hunderte von Fragen, und der Einzige, der sie beantworten konnte, war meilenweit entfernt.
    Die Tage verstrichen wie in einem eigenartigen Nebel. Es gab Momente, in denen ich jedes kleinste Detail meiner Umgebung ganz genau wahrnahm; in anderen wiederum konnte ich mich nur auf ganz wenig konzentrieren, zum Beispiel auf das Pulsieren meines Blutes unter der Haut. Mit jedem Herzschlag konnte ich sehen, wie das Blut durch meine Venen pumpte. Über lange Zeitabschnitte hinweg rührte ich mich überhaupt nicht, sondern lag nur teilnahmslos da. Irgendwann bemerkte ich, dass mein Talisman - das kleine Lavendelsäckchen - nicht mehr um meinen Hals hing. Ich verkraftete den Verlust aber erstaunlich gut; noch eine vertraute Sache, die weg war.
    Das Haus war schlecht beheizt und nur spärlich mit ein paar Möbeln vom Sperrmüll eingerichtet. Die Wände waren mit Farbe bespritzt, und im Wohnzimmer hatte jemand angefangen, ein großes Bild von einem feuerspeienden Drachen an die Wand zu malen, aber aufgehört, bevor der Schwanz und die
Tatzen fertig waren. Da, wo der Rest des Drachen hätte sein sollen, waren Telefonnummern hingekritzelt.
    Jane und Paul akzeptierten mich, ohne Fragen zu stellen. Ich stellte mich ihnen als Ann vor. Sie schliefen meistens bis ein oder zwei Uhr nachmittags, blieben bis vier oder fünf Uhr morgens auf und kifften. Manchmal färbten sie sich die Haare mit Lebensmittelfarbe; Janes Haare waren lindgrün, wodurch sie aussah wie eine Baumnymphe.
    Jane erzählte mir, es seien gerade Semesterferien und sie hätte sich vorgenommen, in der freien Zeit »so richtig die Sau rauszulassen«. Paul schien immer so zu leben. An manchen Tagen bekam ich sie kaum zu Gesicht; andere verbrachten wir mit »Abhängen«, was bedeutete, dass wir zusammen aßen oder DVDs schauten oder durch Asheville - eine hübsche, von Bergen umgebene Stadt - streiften.
    An meinem zweiten Abend bei ihnen saßen wir mit den anderen aus der Magier-Loge um den kleinen Fernseher herum und guckten einen Film, dessen Handlung so vorhersehbar war, dass ich nach einiger Zeit gar nicht mehr hinschaute. Als er zu Ende war, kamen die Nachrichten, und alle fingen wieder an zu reden, aber Jane stieß Paul an und sagte: »Hey, hör dir das mal an!«
    Der Nachrichtensprecher berichtete, dass die Polizei im Fall des

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