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Das Zeichen des Vampirs - The Society of S

Titel: Das Zeichen des Vampirs - The Society of S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hubbard
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Nach allem, was du mir erzählt hast, glaube ich nicht, dass du das erste Mädchen warst, mit dem er dorthin gefahren ist. Sei froh, dass du die Letzte warst.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Schockiert es dich denn gar nicht, dass ich... dass ich...«
    Sie lachte. »Du bist genau wie dein Vater«, sagte sie. »Er machte sich auch immer Sorgen über Dinge, die nicht mehr zu ändern waren. Nein, ich bin nicht schockiert. Wie könnte ich? Ich wusste von Anfang an, dass du ein Vampir bist - obwohl ich das Wort eigentlich ungern gebrauche.«
    Sie erzählte mir, dass sie schon im dritten Monat gemerkt hätte, dass ihre Schwangerschaft nicht »normal« verlief.
    »Mir war speiübel.« Sie rieb sich über die Stirn und strich
sich dann durch die Haare. »Ich musste mich die ganze Zeit übergeben und war deinem Vater gegenüber schrecklich gereizt. Ich gab ihm die Schuld für alles. Dabei war ich diejenige gewesen, die alles dafür getan hatte, schwanger zu werden.«
    »Dazu gehören in der Regel zwei.« Meine Stimme klang so verkniffen, dass sie wieder lachte, und schließlich musste auch ich lächeln.
    »In unserem Fall war ich aber die treibende Kraft«, fuhr sie mit nüchterner Stimme fort. »Hat er dir denn gar nichts darüber erzählt?«
    »Ein bisschen«, antwortete ich. »Er sagte, es sei eine schwierige Schwangerschaft gewesen, und von euch beiden wärst du diejenige gewesen, die mich haben wollte.« Ich blickte auf den Fluss.
    »Das stimmt nicht ganz. Hey, sieh mich an. Bist du sicher, dass du das hören möchtest?«
    »Ich muss es wissen«, sagte ich, obwohl ich mir da mittlerweile nicht mehr so sicher war. »Ich habe das Gefühl, als würde alles davon abhängen, dass ich es weiß.«
    Sie nickte. Und dann erzählte sie mir ihre Geschichte.

    Stell dir vor, du findest die Liebe deines Lebens und dann verlierst du sie wieder. Ja, ich weiß, es passiert ständig, dass Menschen ihre Liebsten verlieren - durch Krieg, Krankheit, Unfälle oder Mord. Aber stell dir vor, dein Liebster würde sich vor deinen Augen verändern, zu einem anderen Wesen werden, und du könntest einfach nur hilflos zusehen und nichts daran ändern.
    Sie erzählte mir, wie sie Raphael kennengelernt hatte, schilderte ihre ersten gemeinsamen Monate und wie sie für ihre
Reise nach England gepackt hatte, als würde sie in die Flitterwochen fahren. Sie beschrieb ihr Wiedersehen - ihr Entsetzen darüber, einen Mann in Raphaels Körper wiederzufinden, der nicht Raphael war, ihren vergeblichen Wunsch, den Menschen zurückzubekommen, der er einmal gewesen war.
    »Er war einfach brillant«, sagte sie. »Und so voller Humor. Er war ein begnadeter Tänzer, unglaublich witzig und natürlich war er wunderschön...«
    »Er ist immer noch wunderschön«, sagte ich.
    »Aber irgendetwas fehlt ihm jetzt«, antwortete meine Mutter. »Etwas, das ihn zu meinem Raphael gemacht hat.«
    Sie sagte, sie habe gehofft, mit der Zeit und mit viel Liebe würde er wieder zu sich selbst zurückfinden. »Das Merkwürdige ist, dass er sich diese neue Persönlichkeit selbst auferlegt hatte«, erzählte sie weiter. »Sie hatte nichts mit seinem sogenannten Gebrechen zu tun. Er fühlte sich schuldig. Er machte eine Art Mönch aus sich und war so besessen davon, das Richtige zu tun, dass alles, was er machte, steif und überlegt wirkte.
    Du kennst mich zwar erst seit einem Tag«, sagte sie zu mir. »Aber du hast schon genug gesehen, um zu wissen, dass ich impulsiv bin und manchmal auch ziemlich albern sein kann.«
    »Genau das gefällt mir«, sagte ich.
    »Deinem Vater auch. Früher«, sagte sie. »Jedenfalls war es meine Idee gewesen, zu heiraten. Er fand es moralisch nicht vertretbar, dass ein Vampir einen Menschen heiratete. Ich sagte ihm, in der Liebe gäbe es keine Moral!«
    Wir schwiegen eine Weile. Nicht weit von uns entfernt, begann das Wasser sich zu kräuseln, und als ich aufblickte, sah ich, wie an der Oberfläche eine grauweiße Masse auftauchte
und Gestalt annahm. Ich legte eine Hand auf die Schulter meiner Mutter und formte mit den Lippen lautlos das Wort » Manati? «
    Sie nickte. Der Manati wandte sein runzliges Gesicht ab und tauchte langsam wieder unter.
    »Oh«, sagte ich. »Dann gibt es sie also wirklich.«
    Mãe streckte die Arme nach mir aus und drückte mich fest an sich.

    Irgendwie passte die Geschichte, die meine Mutter mir erzählte, so gar nicht an diesen idyllischen Ort. Es war ein bisschen so, als würde man kleinen Kindern bei einem Picknick eine

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