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Das Zeichen des Vampirs - The Society of S

Titel: Das Zeichen des Vampirs - The Society of S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hubbard
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Schwangerschaft gespürt hatte, dass ich bereits einer war, war nicht bereit, das einzige Mitglied der Familie zu sein, das altern würde.
    »Stell dir doch mal vor, wie das wäre«, sagte sie zu mir. »Älter zu werden, krank und immer schwächer zu werden. Seine Intelligenz zu verlieren, und das alles im Beisein anderer, die unverändert bleiben. Die größte Demütigung überhaupt.«
    Ich atmete tief durch. »Ihr seid beide viel zu stolz gewesen.«

    Am Ende - oder war es ein Anfang? - wurde ich geboren. Und meine Mutter verließ uns.
    Mein Vater untersuchte mich im Labor im Kellergeschoss. Ich fragte mich, was er, außer meine Zehen zu zählen, sonst noch mit mir gemacht hatte. Es wurden bestimmt Bluttests durchgeführt, aber was noch?
    Meine Mutter lag oben im Bett und schlief. Sie erinnerte sich, dass sie mit einer gelben Kaschmirdecke zugedeckt gewesen war.
    Als sie aufwachte, wurde sie, immer noch in die Decke gewickelt, in ein Auto gelegt. Sie hörte, wie der Motor lief, und roch die Auspuffgase. Und sie erhaschte einen kurzen Blick auf Dennis’ Gesicht, als er die Wagentür zumachte.
    »Wer saß am Steuer?« Ich musste es wissen. »War es mein Vater?«
    Mãe hatte sich auf die Fußballen nach vorne gekauert und
zeichnete mit dem Finger das Muster des Felsens nach. Jetzt richtete sie sich auf und sah mich erstaunt an. »Dein Vater? Nein. Es war sein bester Freund. Malcolm.«
    Meine Mutter kannte Malcolm, seit sie meinen Vater in Savannah kennengelernt hatte, und schöpfte deshalb keinen Verdacht, als er ihr erzählte, Raphael hätte ihn gebeten, sie dringend in die Notaufnahme zu fahren. Sie war schwach und erschöpft gewesen und im Auto gleich wieder eingeschlafen.
    Als sie aufwachte, lag sie in einem Bett - aber nicht in einem Krankenhaus, sondern in einer ihr unbekannten Villa. »Es war ein ziemlich großes Anwesen irgendwo in den Catskill Mountains«, erzählte sie. »Der Raum hatte bodenlange, bleiverglaste Flügelfenster. Meine deutlichste Erinnerung ist, dass ich durch die Butzenscheiben hinausblickte und nichts als grüne Wiesen und Hügel sah.«
    Malcolm brachte ihr etwas zu essen und setzte sich dann zu ihr ans Bett. »Er sagte, du seist missgestaltet zur Welt gekommen«, fuhr sie leise fort. »Deine Lebenserwartung sei sehr gering. Er sagte, Raphael wäre am Boden zerstört, gebe aber insgeheim mir die Schuld und hasse mich dafür. Malcolm erklärte mir alles in ruhigem und vernünftigem Ton. Er sagte, ich müsse ein paar Entscheidungen treffen, wovon die erste die naheliegendste sei: Ob ich zurückkehren und dem Schrecken ins Auge blicken wolle - ob ich dafür geradestehen wolle , wie er sich ausdrückte - oder ob ich fortan mein eigenes Leben führen und Raphael das seine leben lassen wolle. Dein Vater, so sagte er, würde Letzteres vorziehen.«
    Ich stand zitternd auf. »Das ist nicht wahr«, sagte ich. »Mein Vater hat mir etwas ganz anderes erzählt.«
    Mãe blickte zu mir auf. Sie hatte Tränen in den Augen. Aber ihre Stimme blieb fest. »Du kannst dir nicht vorstellen,
wie elend ich mich gefühlt habe: krank, schwach und dumm. Stundenlang predigte er mir von meiner angeblichen moralischen Verpflichtung. Wie ich dieses Wort hasse! Moral ist nichts anderes als eine Rechtfertigung für bestimmte Verhaltensweisen.«
    Ich war anderer Meinung, aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber zu streiten. »Warum hast du meinen Vater nicht angerufen?«
    »Weil er nicht mit mir sprechen wollte. Malcolm sagte, es sei für alle das Beste, wenn ich fortginge, ein neues Leben begann und das, wie er es nannte, Unheil vergaß, das ich angerichtet hatte.«
    Ihr liefen Tränen übers Gesicht.
    »Und dann machte er mir ein Angebot. Im Gegenzug dafür, dass ich Raphael verließ, wollte er mir geben, was ich mir wünschte.«
    »Was war das?«
    »Ewiges Leben. So zu sein wie ihr.«
    »Und dafür hast du uns im Stich gelassen?«
    Sie sah so hilflos aus und ich hätte sie gern getröstet. Gleichzeitig war da aber auch der Impuls, auf sie einzuschlagen oder irgendetwas zu zerstören. Ich hob einen Stein auf und schleuderte ihn wütend in den Fluss, als mir plötzlich wieder der Manati einfiel. Ich rannte ans Ufer und starrte besorgt aufs Wasser.
    »Alles in Ordnung.« Sie war mir gefolgt und stand jetzt hinter mir. »Schau.« Sie zeigte flussabwärts auf ein paar kleine Wasserstrudel, die tiefer wurden und sich teilten, als der Manati auftauchte. Wir sahen ihm eine Weile zu.
    »Ich weiß überhaupt

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