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Das Zeichen des Vampirs - The Society of S

Titel: Das Zeichen des Vampirs - The Society of S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hubbard
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Gruselgeschichte vorlesen.
    »Ich habe ihn hereingelegt«, sagte sie nüchtern, während sich in der Nähe ein paar Schmetterlinge auf einem blühenden Strauch niederließen. »Er wollte kein Kind. Ich erzählte ihm, ich würde auf zwei verschiedene Arten verhüten, sodass er sich nicht darum zu kümmern brauchte. Ich log ihn an.«
    Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass ich mehr hörte, als ich wissen wollte.
    Sie schien mein Unbehagen zu spüren. »Als ich erfuhr, dass ich schwanger war, triumphierte ich innerlich - aber meine Freude war nur von kurzer Dauer«, sagte sie. »Dann litt ich wie ein Hund.«
    Sie erfuhr im November, dass sie schwanger war - die deprimierendste Jahreszeit in Saratoga Springs. »Das Wetter war scheußlich und ich ging kaum noch aus dem Haus«, sagte sie. »Dein Vater hasste sich selbst dafür, dass er mir nachgegeben hatte, und kompensierte sein schlechtes Gewissen mit überkorrektem Verhalten. Das heißt, er spielte den perfekten Ehemann
- nein, vielmehr den Krankenpfleger -, er kümmerte sich um mich, informierte sich umfassend über Schwangerschaften und Hausgeburten, verordnete mir eine spezielle Diät und untersuchte regelmäßig mein Blut. Er und Dennis bemutterten mich wie zwei Glucken. Sie machten mich wahnsinnig.«
    Zwei Eichelhäher - Männchen mit leuchtend königsblauen Flügeln und Schwanzfedern - ließen sich auf einem Felsbrocken in der Nähe des Flussufers nieder und sahen zu uns herüber. Plötzlich empfand ich Mitleid mit meinem Vater. Er hatte versucht, das zu tun, was er unter den gegebenen Umständen für richtig hielt. Meine Mutter war diejenige gewesen, die alles gewollt hatte.
    Sie sah mich an und nickte. »Er hat versucht, das Richtige zu tun. Und in seinen Augen war es falsch gewesen, ein Kind zu bekommen. Tja, Ariella, zumindest in diesem Punkt hatte ich gewonnen.«
    Ich holte tief Luft. »Mutter - Mãe, ich will wissen, warum du uns verlassen hast.«
    »Das ist einfach«, sagte sie. »Ich wollte so sein wie ihr beide. Ich war es leid, nicht dazuzugehören.«

    Je weiter die Schwangerschaft voranschritt, desto sicherer war sich meine Mutter, dass das Kind in ihr - ich - kein normales menschliches Wesen war. Dass sie unter extremer Übelkeit und Blutarmut litt, war ungewöhnlich, aber nicht unnormal - darin waren sich mein Vater, Dennis und Root, die damals erst seit kurzer Zeit bei ihnen lebte, einig. (»Ich verabscheute diese Frau vom ersten Moment an«, sagte Mãe. »Aber die Abneigung beruhte eindeutig auf Gegenseitigkeit.«)

    Auch die Albträume, die sie während der Schwangerschaft hatte, waren an sich nichts Unnormales. »Allerdings waren meineTräume schlimmer als gewöhnliche Albträume«, sagte sie. »Ich konnte mich am Morgen nie an sie erinnern, was an sich schon schlimm genug für mich war, weil ich Träumen schon immer eine große Bedeutung beigemessen habe. Aber wenn ich aufwachte, war mein Mund noch zu einem Schrei geöffnet, die Laken waren durchgeschwitzt und mein Geruchssinn so geschärft, dass ich die Bleiche in den Kissenbezügen schmecken konnte. Ich hörte in meinen Träumen Stimmen - keine, die ich kannte, und bestimmt nicht die von dir oder deinem Vater -, die mir sagten, ich sei verdammt. Und immer wenn ich zurückfragen wollte: ›Wer verdammt mich?‹, brachte ich keinen Ton heraus. Ich hatte hohes Fieber und hörte, wie dein Vater und die anderen sagten, ich würde fantasieren.«
    Ein leichter Wind kam auf und kräuselte die Oberfläche des Wassers. Ich bekam eine kleine Gänsehaut und fragte mich, ob ich überhaupt hätte geboren werden sollen.
    »Ariella, ich erzähle dir das alles, weil ich möchte, dass du verstehst, warum ich euch verlassen habe.« Sie beugte sich zu mir, es war kaum noch Platz zwischen uns auf dem warmen Stein und trotzdem lehnte ich mich nicht an sie.
    »Erzähl mir, wie es ausging«, sagte ich mit gepresster Stimme.
    »Ich bat ihn, mich zu einer anderen zu machen. Damit ich so werden könnte wie er. So wie du«, erzählte sie. »Aber er wollte nicht.«
    Sie beschrieb mir ihre Auseinandersetzungen, an die ich nur ungern denken und die ich noch weniger hier aufschreiben möchte. Es ist schon schlimm genug für ein Kind, mitzubekommen, dass die Eltern sich streiten, aber noch viel schlimmer
ist es, erst Jahre später davon zu erfahren und zu wissen, dass man selbst der Grund dafür gewesen war.
    Mein Vater war nicht bereit, einen anderen Menschen zum Vampir zu machen. Und meine Mutter, die noch während der

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