Das Zeichen des Vampirs - The Society of S
weggenommen. Er hat dich angelogen.« Je länger ich darüber nachdachte, desto überzeugter war ich davon. »Hat mein Vater dir nicht erzählt, was Malcolm ihm angetan hat?«
»Malcolm war sein Freund«, entgegnete sie.
»Hat er dir denn nicht erzählt, wer ihn zum Vampir gemacht hat?«
Ihr Blick wurde wachsam. »Nein. Ich dachte immer, es sei einer seiner Professoren gewesen.«
Warum hat er es mir erzählt, meiner Mutter aber nicht? , fragte ich mich.
»Er war schon immer ein sehr taktvoller Mensch.« Ihre Stimme hatte einen bitteren Unterton.
»Du hörst meine Gedanken?«
Sie nickte. »Aber ich mache es nicht ständig, ehrlich nicht.«
»Warum kann ich deine nicht hören?«
»Weil ich mir angewöhnt habe, den Zugang zu ihnen zu blockieren.« Woraufhin sie sich öffnete, und ich hören konnte, was sie dachte: Ich liebe dich. Ich habe dich immer geliebt.
Er liebt dich immer noch. Er hat nie aufgehört, dich zu lieben, antwortete ich.
Sie schüttelte den Kopf. Er hat an dem Tag damit aufgehört, als ich ihn anlog, als ich ihn irreführte. Danach lag immer ein verletzter Ausdruck in seinen Augen, wenn er mich ansah.
»Ich habe seine Augen gesehen, wenn er von dir spricht«, sagte ich. »Er vermisst dich. Er ist einsam.«
»Seine Einsamkeit ist ihm lieber«, antwortete sie. »Malcolm hatte recht. Es war besser so.«
Ich verschränkte die Arme. »Dann will ich dir jetzt mal etwas über Malcolm erzählen.«
Ich schilderte meiner Mutter ausführlich, wie es zur »Zustandsveränderung« meines Vaters gekommen und was danach geschehen war. Ich gab alles genau so wieder, wie er es mir erzählt hatte. Als ich fertig war, sagte sie kein Wort.
Wir ritten nach Hause - zuerst im Schritttempo, dann fielen wir in Trab und am Ende galoppierten wir. Ich hing ängstlich in meinem Sattel, schaffte es aber, nicht abgeworfen zu werden. Meine Mutter preschte auf Osceola vor mir her.
Zurück im Stall, striegelten und fütterten wir die Pferde, und als Mãe gerade nicht hinschaute, drückte ich Johnny einen Gutenachtkuss auf den Hals.
Schließlich brach sie ihr Schweigen. »Ich würde heute Abend gern ausgehen. Kommst du mit?«
Vierzehntes Kapitel
Weil der Parkplatz schon voll war, musste meine Mutter den Pick-up an der Straße abstellen. Wir gingen auf ein längliches weißes Gebäude zu, in dessen Fenster in Neonbuchstaben der Name der Bar leuchtete: FLO’S PLACE.
Alle Tische waren besetzt und selbst an der Theke gab es nur noch Stehplätze. »Hey, Sara!«, rief der Barkeeper meiner Mutter zu. Mãe blieb hier und da stehen, um Leute zu begrü ßen, während wir uns einen Weg zu einer Sitzecke im hinteren Bereich bahnten.
Dashay saß neben einem muskulösen Mann, der einen Cowboyhut trug. Beide hatten ein Glas mit einer roten Flüssigkeit vor sich stehen. Meine Mutter ließ sich auf die Sitzbank gleiten und ich setzte mich neben sie.
»Ariella, das ist Bennett - mein Freund«, stellte Dashay mir den Mann vor.
Ich schüttelte ihm die Hand. Er hatte einen festen Griff und ein wunderschönes Lächeln. »Ich mag deinen Hut«, sagte ich.
»Hast du gehört? Ihr gefällt mein Hut.« Er lächelte Dashay triumphierend an. »Sie will nämlich immer, dass ich ihn absetze. Werd endlich diesen verdammten Hut los, sagt sie ständig.«
»Hast du denn schon einen Freund?«, fragte Dashay mich.
»So was in der Art«, antwortete ich.
»Und wie ist er so?«
»Ziemlich ruhig«, sagte ich. »Er hat lange Haare.« Ich fragte mich, ob meine Mutter auch einen Freund hatte.
Sie sah mich an. »Nein.«
Ein Kellner brachte uns zwei Gläser Picardo und meine Mutter hob ihr Glas. »Auf die Gerechtigkeit«, sagte sie. Dashay und Bennett sahen sich verwundert an, bevor sie mit uns anstießen.
Ich nahm erst mal nur einen kleinen Schluck. An Picardo muss man sich tatsächlich erst gewöhnen, aber dieses Mal empfand ich den rauchigen Geschmack als angenehm. Als ich mich in dem Lokal umsah, stellte ich überrascht fest, dass fast alle Gäste Picardo tranken. Hier und da sah ich zwar auch Bier oder Wein auf den Tischen, aber von den Gläsern mit der roten Flüssigkeit gab es bestimmt doppelt so viele. »Warum trinken fast alle Leute hier das Gleiche?«
»Weil sie Gewohnheitstiere sind«, sagte Mãe.
»Woher kommt eigentlich die rote Farbe?«, fragte ich.
»Das Rezept ist geheim«, antwortete Bennett.
»Ich hab mal gelesen, dass der Farbstoff aus irgendwelchen zerstampften Insekten gewonnen wird.« Dashay hielt ihr Glas in die Höhe und
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