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Das Zeit-Tippen

Das Zeit-Tippen

Titel: Das Zeit-Tippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Dann
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das rosa Fleisch seines Schwanzes. Ein Blutgeiser sprudelte aus seiner Brust, färbte sein Fell und bildete kleine Pfützen und Rinnsale auf dem rauhen Stein. Der Hund ist groß genug, um alle zweimal satt zu kriegen, dachte Faro. George befingerte die Ohren.
    „Also, mach den Mund auf“, rief Dorcas. „Ich will nicht den ganzen Tag hier herumstehen.“
    Faro sperrte den Mund auf; Dorcas sprang, einen Filzhut in der Hand, auf den Hund.
    „Wo hast du den her?“ fragte Faro.
    Dorcas lächelte und sagte: „Ich habe ihn oben auf der Höhle gefunden. Da liegt lauter Zeug herum: Steine, Kugeln, Monster, Konservenbüchsen, Kaugummi, Zigaretten. Siehst du?“ Sie steckte sich einen Zigarettenstummel in den Mund und ließ ihn an ihrer Unterlippe baumeln. „Du weißt doch, wer ich jetzt bin?“
    Faro wollte Dorcas nicht anschauen. Sie war zu stark. Sie beeinflußte die übrigen Kinder, verzerrte die Form der Höhle, indem sie diese auswischte und neue Formen und Geräusche schuf. Faro wußte, daß sie wie der Gammler aussehen würde, über den er in der Gasse gesprungen war und dem er einen Fußtritt versetzt hatte. Faro erinnerte sich an die Zigarette, die aus dem Mund des Gammlers herabhing und unter sein Kinn geriet, als er sich überschlug.
    Als alle mit dem Essen fertig waren, zog Dorcas den aufgedunsenen Kopf des Gerippes aus dem Haufen der Überreste des Tieres und zeigte ihn den Kindern. Dann legte sie ihn neben Alans Kopf an die Wand. Doug schrie: „Das habe ich nicht gegessen, das habe ich nicht gegessen.“ Die Zwillinge fragten, ohne auf Dougs Geschrei zu achten, Dorcas, woher er stamme. Dorcas ignorierte sie. Sie setzte den Filzhut auf und steckte sich den Zigarettenstummel zwischen die Lippen.
    Faro bemerkte, daß die in der Höhle verstreuten Knochen größer wurden. Er beobachtete, wie das abgenagte und auf einen Abfallhaufen geworfene Schulterblatt des Hundes sich in ein menschliches Becken verwandelte. Dorcas sagte zu Faro, er solle sich darüber nicht den Kopf zerbrechen: Sie seien nun über die Schlangen hinaus.
    Dorcas versuchte, die Köpfe miteinander reden zu lassen, aber die Zwillinge brüllten los, als sich Alans Mund zu bewegen begann. Schaum klebte an seinen Zähnen, während sie plauderten, und bildete ‘ verzwickte weiße Spinngewebe. Faro beendete die Unterhaltung, indem er die Tüte über Alans Kopf stülpte.
    Faro war müde; er ging zum Hintergrund der Höhle und döste ein. Er konnte Geflüster hören, Georges schrilles Lachen, das an der Wand herabtröpfelnde Wasser. Dorcas legte sich neben ihn und schlief schnell ein; sie hatte gesagt, sie habe es nötig zu träumen. Faro öffnete den Mund und träumte, daß er durch eine Öffnung oben in der Höhle schaute. Er beobachtete, wie der graue Himmel dunkelblau wurde und dann schwarz. Er hatte Wolken vergessen, aber dazu war es zu spät, Sterne flimmerten über ihm. Er versuchte, sie zu zählen, aber sie verblichen und verwandelten sich in Nebel. Der Nebel drang durch die Öffnung ein und erfüllte die Höhle. Faro schloß hastig den Mund, aber etwas Nebel hatte sich auf sein Gesicht gesenkt. Er erwachte hustend.
    Dorcas stöhnte und schlang die Arme um Faros Brust. Ihre Haut war blaß, und Schweißtropfen hingen an ihrem Kiefer. Speichel bildete sich in ihren Mundwinkeln, als sie den Kopf hin und her schüttelte. Faro beobachtete sie beim Träumen. Graue Vögel entwuchsen ihrer Haut, flatterten heftig mit den Flügeln, krächzten und hackten sich gegenseitig. Sie bedeckten Dorcas völlig, obwohl sie sie gelegentlich vom Arm abschüttelte.
    Am Morgen werden wir die Höhle wahrscheinlich verlassen, dachte Faro erleichtert. Er schlief schnell ein und träumte, daß Mückenschwärme alle Sterne über ihm verdunkelten, bis auf einen: ein helles, funkelndes Licht. Er konnte die Sterne nicht aussperren; er schnarchte mit offenem, nach Luft schnappendem Mund. Faro spürte, daß Dorcas ihn beobachtete. Und der leuchtende gelbe Stern wurde größer, als er auf ihn herabfiel. Er brach durch die Öffnung und bettete sich in seinen Mund. Dorcas kicherte, sagte aber zu Faro, es sei ein guter Traum. Aber der Traum ging weiter: Alle anderen Kinder verbrannten, außer Dorcas, die in einem neuen Kleid vor dem Feuer saß.
    Am nächsten Morgen weckte Dorcas alle. Faro betrachtete es als Kompliment, daß sie das Kleid trug, von dem er geträumt hatte.
    Während sie den Kopf des Hundegerippes in die Tüte steckte, sagte sie: „Wir ziehen heute um. Wir können

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