Das Zeit-Tippen
setzte sich an die hintere Wand und unterhielt sich mit Bennie und den Zwillingen.
Dorcas redete mit geschlossenen Augen davon, all die toten Tiere wieder zum Leben erwecken und ihre Armee mit ihnen aufstellen zu wollen. Beim Reden löste sie die Höhle auf. Die schlechte Luft erstickte Faro. Während er hustete, stand sie auf und sagte: „Ich gehe die Köpfe suchen. Seit die Zwillinge verschwunden sind, kann ich sie nicht mehr finden.“
Es dämmerte. Faro beobachtete, wie sie vorsichtig über die aufgedunsenen Körper stieg und mit gesenktem Kopf nach einem vertrauten Gesicht suchte. Im Dämmerlicht sahen die Körper wie noch nicht vom Alter vergilbte Elfenbeinfiguren aus. Nur Dorcas sah wie ein altes Stück von einem Stoßzahn aus, und ihre braune Haut hob sich deutlich von den Leichen ab. Faro beobachtete, wie sie sich bückte, fast zu einer der Leichen wurde und dann weiterging.
Bennie schickte ihr George zu Hilfe. „Sie hat gesagt, das dürfte ich“, sagte Bennie. „Er hat sowieso die Seuche oder wird sie bald haben. Dorcas wird diese beiden Köpfe nicht finden. Sie sucht nicht einmal nach ihnen.“
„Was tut sie denn dann?“ Faro beobachtete, wie George auf der Straße hinfiel.
Bennie lächelte, zog seine Schnallenschuhe aus und entblößte die sechste Zehe an seinem rechten Fuß. Die geschwollene und nagellose sechste Zehe überschattete die tadellos geformte kleine Zehe. Faro betrachtete, das Gesicht am kühlenden Zement, die Zehe. „Aber Dorcas ist doch da draußen, um die fehlenden Köpfe zu suchen.“
Bennie lachte. Sein Bild schwankte. Er verwandelte sich in Dorcas. Dorcas wischte geschickt sein Gesicht aus und ersetzte es durch ihr eigenes. „Nein, das tue ich nicht“, sagte sie. „Aber Bennie ist da draußen. Und er stirbt wirklich, einfach zum Spaß. Nicht wie George, der bloß hinfällt. Bennie versucht nicht einmal, sich in irgend etwas zu verwandeln, denn er weiß, daß ich ihn sowieso bald wieder zum Leben erwecke.“ Achselzuckend nahm Dorcas ihre eigene Gestalt an.
Faro drückte das Gesicht an den Zement, aber er konnte sich nicht davon abhalten, sich Dorcas’ Fuß zu nähern. Er versuchte, eine fötale Haltung einzunehmen, aber Dorcas streckte ihn gerade. Sie kicherte und verwandelte sich wegen des Effekts in Bennie.
„Aber wir müssen entscheiden, wer gut und wer böse ist“, sagte Faro. „Du mußt dich gedulden, bis ich auch eine Armee habe. Und all diese Leichen liegen hier immer noch herum. Du mußt sie erst einmal wieder zum Leben erwecken.“
Während Faro, der sich das Gesicht auf dem Zement blutig gescheuert hatte, näher kroch, wurde die Zehe größer. Nur ein Blick, dachte Faro, während er sich umzuschauen versuchte. Bennie lachte hysterisch.
„Nur zu, blick dich um. Ich habe nicht geschwindelt. Schau hin.“
Faro betrachtete die Leichen, als die Dämmerung in den Abend überging. Ihre Münder standen offen und entblößten bemalte Zähne. Er glaubte zu sehen, daß einer davon sich bewegte, aber es war schon zu dunkel, um dessen sicher zu sein.
Der Untergang
Sie war schön, riesig und rank wie ein Rennboot. Sie war ein schwimmender Kristallpalast, großartig wie alles, was J. P. Morgan sich einfallen ließ. Von Alexander Carlisle entworfen und von Harland & Wolff gebaut, wand sich das goldene Band der Gesellschaft um ihre dreihundert Meter. Sie ragte sechzig Meter wie eine Klippe empor, mit neun Stahldecks, vier zwanzig Meter hohen Schornsteinen, über zweitausend Fenstern und Bullaugen zur Beleuchtung der luxuriösen Kabinen und Suiten und Aufenthaltsräume. Sie wog vierundsechzigtausend Tonnen, und ihre sich hin und her bewegenden Maschinen und Parsons-Turbinen konnten über fünfzigtausend PS erzeugen und das Schiff über zwanzig Knoten beschleunigen. Sie verfügte über eine Turnhalle, ein Türkisches Bad, Squash- und Tennisplätze, ein Schwimmbad, Bibliotheken und Foyers und Salons. Ihre Kabinen und Suiten boten siebenhundertfünfunddreißig Passagieren I. Klasse, sechshundertvierundsiebzig Passagieren II. Klasse und über tausend im Zwischendeck Unterkunft.
Sie war die H. M. S. Titanic, und Stephen lernte Esme auf ihrem Promenadedeck kennen, als sie von ihrer Werft in Southampton zu ihrer Jungfernfahrt nach New York auslief.
Esme stand neben ihm, hielt ein Kästchen, offenbar aus Zedernholz, auf der Reling fest und schaute hinab auf die jubelnde Menge an den Kais. Sie war unscheinbar und recht jung. Sie hatte eine hohe Stirn, eine
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