Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Zeit-Tippen

Das Zeit-Tippen

Titel: Das Zeit-Tippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Dann
Vom Netzwerk:
Faros. Faro zuckte beim Klang ihrer lauten Stimme zusammen! Er stellte sich vor, daß sie durch den trüben Nebel schnitt und in unfreundliche Ohren drang. Faro sagte zu ihr, sie solle die Klappe halten, aber sie lachte nur noch lauter.
    „Und siehst du, wenn ich möchte, kann ich einen BH tragen. Und ich habe sechs Zehen.“
    Ihr Bild flimmerte. Sie verwandelte sich in Dorcas, ihr Mund grinste höhnisch. Faro sprang auf, und alle lachten. Dorcas wischte Sues Gesicht aus, so wie Sue Nans ausgewischt hatte, freilich schneller. Ihre Haut wurde rissig, fiel dann ab, um das neue Fleisch darunter zu entblößen – voller Blattern und Narben.
    Es war Dorcas: Rotes Haar umrahmte ihr Gesicht, zwei Zähne fehlten, ein Grübchen befand sich am Mundwinkel, lange ovale Augen, die nicht blinzeln zu können schienen. Dennoch, fehlte nicht noch irgend etwas…? Sah Dorcas wirklich so aus, fragte sich Faro. Er erinnerte sich an kurzgeschnittenes Haar und an ein glattes dunkelhäutiges Gesicht. Und sie hatte größere Brüste als die da. Sie war mindestens fünfzehn. Diese Dorcas war jünger, obwohl sie aufzublühen begann und es verstand, ihre Sinnlichkeit zu übertreiben.
    Faro drehte sich um und schaute Doug an, der beim Eingang der Passage stand. Er sah anders aus als noch vor wenigen Augenblicken. Ein kleiner Junge mit einer Tüte in der Hand stand neben ihm. Sein Kopf war zur Hälfte kurzgeschoren, und ihm fehlte ein Vorderzahn. Er trug Hosen, die viel zu groß für ihn waren.
    „Das ist Stephen“, sagte Dorcas. „Wir haben aus ihm noch niemand Besonderen gemacht, aber das tun wir noch.“ Dorcas sagte zu dem Jungen, er solle sich setzen. Der Junge hockte sich hin und spielte mit ein paar Kieselsteinen. „Nur keine Bange“, sagte Dorcas, während sie ihre Schuhe auszog und ihre Zehen entblößte. „Für mich war es leichter, euch hier zu treffen. Der Weg zu meinem Souterrain wäre lang gewesen, und hier ist ein sicherer Ort, und wir sind alle zusammen. In der Oberstadt kann man sowieso nicht atmen, und es fanden auch in der Nähe meines Souterrains eine ganze Reihe von teilweise sehr großen Krawallen statt.“
    „Aber du siehst nicht so aus wie sonst“, sagte Faro.
    „Du auch nicht“, sagte Dorcas, während sie mit dem Zeigefinger eine imaginäre Linie quer über sein Gesicht zog.
    Faro betastete sein Gesicht. Es war fleischiger, als er es in Erinnerung hatte, und seine Ohrläppchen waren kleiner.
    „Und doch bist du der gleiche. Stimmt’s? Jedenfalls werden wir uns schminken.“ Sie holte ein Päckchen aus ihrer Tasche und legte es auf den Boden. „Auf diesem Weg werden nicht viele Leute sein; die Slum-Clans treiben alle nach Osten.“
    „Und was ist mit uns?“ fragte Faro.
    „Sie haben weiter drüben angefangen; sie haben uns verfehlt. Jedenfalls haben wir Bennie.“
    „Wo?“
    „Stephen kann Bennie sein“, sagte Dorcas. „Er wird einen guten Bennie abgeben. Und Bennie kennt jeden, das weißt du doch.“
    „Aber das ist nicht Bennie. Er sieht nicht einmal wie Bennie aus. Und jedenfalls kennt Bennie nur wenige von diesen Leuten. Wenn es zu Scherereien kommt, wird es nichts ausmachen.“
    „Doch, das wird es. Und das ist Bennie.“ Seine Gesichtszüge begannen sich zu verändern. Dorcas nahm fünf Farbfläschchen und einen kleinen Pinsel aus ihrem Päckchen. Sie schraubte die Kapseln ab und legte sie jeweils neben das betreffende Fläschchen. „Erst das Rot – das ist meine Lieblingsfarbe.“ Sie malte ihre oberen Vorderzähne rot an, wischte den Pinsel sorgfältig an ihren Kattunhosen ab und steckte ihn in das Grün, dann in das Blau, das Gelb und das Schwarz. Der Lack trocknete schnell auf ihren Zähnen, aber die Farben flossen ineinander über und schufen seltsame Formen in ihrem Mund. Sie reichte den Pinsel Doug, der sich auf den Knien über die Fläschchen beugte, sich zum Grün entschloß und seine Zähne damit von außen und innen anmalte. Aber er benutzte zuviel Schwarz, um den Effekt zu erhöhen, und wurde daraufhin zahnlos.
    „Jetzt wirst du aber beim Essen Schwierigkeiten haben“, sagte Dorcas. Alle außer Fenny und Faro lachten. „Du malst sie lieber noch mal an.“ Sie tauchte den Pinsel in das Gelb und reichte ihn Doug zurück.
    Faro brütete vor sich hin und wartete darauf, daß Dorcas sich um ihn kümmerte. Sie hätte ihm als erstem den Pinsel gegeben, aber sie war verstimmt. Warum sollte er sich eigentlich die Zähne anmalen, fragte er sich. Sollte er sie himmelblau anmalen und

Weitere Kostenlose Bücher