Das Zeit-Tippen
berührt Fenny. Jetzt kann er ihr helfen. Sie hat sich schon fast völlig verwandelt.“
Faro versuchte, das Bild zu verzerren, das Dorcas schuf, nur um seine eigene Kraft auszuprobieren, aber sie war zu stark, und er fühlte, wie ihre Hand seine Finger zerquetschte. Als alle zufrieden waren, daß es Doug und Fenny gutging – und vielleicht geht es ihnen wirklich gut, dachte Faro –, gab Dorcas ihm einen Schubs, damit er den Weg fortsetzte.
„Warum gehen wir eigentlich in die Unterstadt?“ fragte Faro.
„Wir müssen üben“, sagte Dorcas. „Wenn der Weg zu weit ist, werden wir eben Götter und Geister und fliegen hin… wenn du weitermachen willst, heißt das. Ich werde diese ganze Stadt zermalmen und alles zusammenpressen, damit ich sie überblicken kann. Man kann andere Leute von anderswoher holen, aber nicht von hier, um mich zu bekämpfen. Dann können wir Kriege führen und füreinander einspringen.“
„Was ist mit mir?“ fragte Bennie.
„Du wirst ein Geist sein“, sagte Faro und äffte dabei Dorcas nach. Unterwegs dachte er an die Höhle und daran, wie er so gern an ihren kühlen, harten Wänden schlafen würde.
Sie gingen den ganzen Nachmittag lang. Es war sehr warm. Die Sonne schwebte nur dicht über den Gebäuden hinter ihnen. Faro sah nur wenige Leute auf der Straße, und diejenigen, die er sah, waren verseucht. Die Zwillinge schrien, als sie auf die erste Leiche stießen. Schon bald waren die Straßen mit verwesenden Leichen übersät. Die wenigen Leute, die ihnen begegneten, hielten sich Taschentücher vors Gesicht. Sie kamen an einem Leichenhaufen vor einem Friseurladen vorbei. Der Gestank war unerträglich. Faro versuchte, ihn mit Sandras Duft zu verdecken, aber es gelang ihm nicht. Er beobachtete einen Mann, der über die Leichen sprang und um eine Ecke verschwand. Faro drehte sich, die Hände vor Nase und Mund gepreßt, um, konnte aber die Zwillinge nirgendwo erblicken. Alle übrigen husteten, und ihnen wurde übel, von Dorcas abgesehen, die es zu genießen schien.
„Wir bleiben hier“, sagte Dorcas und zeigte auf eine Nebenstraße, die von der Hauptstraße abzweigte, auf der sie sich befanden. „Die Seuche funktioniert gut. Sie verschafft mir eine Armee. Vergiß nicht“, sagte sie zu Faro, „daß du dir auch eine von irgendwoher beschaffen mußt, wenn du kannst. Du solltest lieber fliegen lernen. Es ist genau wie in meinem Traum.“
„Wo sind die Zwillinge?“ fragte Faro.
Dorcas überhörte die Frage. „Ich habe Hunger“, sagte sie.
Alle dachten die Höhle herbei und krochen hinein, während Dorcas sich ein Tier ausmalte, das sie essen konnten. In der Höhle waren sie sicher. Der Gestank der Totenstraßen verschwand. Dorcas sagte zu Faro, er solle den Mund aufmachen. Sie sprang durch die Öffnung der Höhle und schaute umher. Draußen war es grau. Sie warf zwei Kaninchen durch die Öffnung hinunter und sprang hinterher. Sie waren schon gehäutet und zum Verzehr bereit. Sie waren sehr groß und zuviel, um auf einmal aufgegessen zu werden, und hatten orangefarbene Augen wie eine Katze. Ihr Fell war grau und ihr Rattenschwanz rosa und stachelig.
„Ich glaube, daß sie so aussehen sollen“, sagte Dorcas. „Wenn man ihre Schwänze anfaßt, kann man sich vergiften.“
Faro beobachtete, wie die Schatten der Zwillinge um die großen Fleischbrocken herumflatterten. Er sah, daß Sandras Schatten über einem kleineren Stück schwebte; er konnte fast ihren Duft riechen. Diesmal beschloß Faro, nichts zu essen, obwohl er plötzlich Hunger hatte.
„Mach dir keine Sorgen“, sagte Dorcas. „Den Zwillingen geht es gut. Sie verstecken sich in Bennies Gesicht. Siehst du sie? Die kahlgeschorene Seite ist Sal, und die behaarte Seite ist Sandra. Sie bleiben eine Weile bei Bennie.“
Faro konnte die Zwillinge in Bennies Gesicht sehen. Sie versuchten beide gleichzeitig zu reden, wobei sie Bennies Mund verzerrten und seinen Gesichtsausdruck veränderten, so schnell es seine Muskeln zuließen. Aber Faro konnte Bennies winzige eingesperrte Augen erkennen, die ihn anstarrten. Der Geruch frischen Fleisches drang zu Faro, und er zog seine Backen zusammen.
Das ist nicht einmal der echte Bennie, dachte Faro. Er könnte sich vielleicht sogar nochmals verändern. Faro betrachtete Bennies Gesicht, aber die Zwillinge waren verschwunden. Bennie streckte ihm die Zunge raus und kicherte. Es spielt keine Rolle, dachte Faro. Er schnitt sich ein Stück Fleisch ab und setzte sich neben Dorcas. George
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