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Das Zeit-Tippen

Das Zeit-Tippen

Titel: Das Zeit-Tippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Dann
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dann Baumwolle essen müssen, um satt zu werden? Oder schwarz wie Dougs und sie verlieren? Oder grün wie ein Salamander, der durchs Gras kroch? Aber Faro konnte sich nicht daran erinnern, wie ein Salamander aussah; er konnte sich nur an das Tierbuch erinnern, in dem er eine Abbildung davon gesehen hatte. Warum sollte er das tun?
    „Weil wir alles sein müssen. Wenn wir es wollen, sollten wir imstande sein, alles zu sein.“ Dorcas setzte sich mit gekreuzten Beinen vor Faro hin. Faro hätte am liebsten ihre Brüste gedrückt, aber sie war zu stark, um sich anfassen zu lassen. „Du bist anders als vorher“, sagte sie. „Guck dir nur deine Ohren an. Wo sind denn deine Blumenkohlohren geblieben? Du hast sie nicht gemocht, also hast du sie verändert. Stimmt’s? Und erinnerst du dich an den alten Film, den wir am Strand gesehen haben? Du wolltest Narben haben, wie dieser Kerl, weißt du noch? Jetzt hast du welche auf dem ganzen Gesicht. Aber das ist noch nicht viel. Nur ein paar kleine Änderungen. Aber durch die Bemalung kannst du alles sein, du brauchst keine Person zu sein. Das ist der nächste Schritt. Ich könnte dieser Stein da drüben sein oder Schmutz oder dieser zerbrochene Bleistift. Ich könnte jener Felsen dort sein und nie älter werden oder dieser Käfer, auf den Fenny gerade tritt.“
    „Aber dazu brauchst du dich doch nicht anzumalen. Du hast gesagt, du könntest es.“
    Dorcas lächelte. „Na, tu’s schon. Versuch es.“ Sie gab ihm ein Fläschchen mit blauem Lack. „Nimm die Finger. Färb deine Zähne blau, so daß du, wenn du deinen Mund dem Tag öffnest, einen Tunnel mitten durch deinen Kopf bis in den Himmel hast.“
    Faro schmierte die Farbe auf seine Zähne. Sie war klebrig und ließ sich nicht von den Fingern abreiben. Er fand sich damit ab, daß seine Finger aneinanderklebten, und tat so, als trüge er Fausthandschuhe. Seine Hände begannen zu schwitzen.
    Doug und Fenny hüpften herum, wobei sie gegenseitig die neuen Zähne anglotzten und Bennie und George Grimassen schnitten. Bennie fürchtete sich vor der Farbe, aber Dorcas versicherte allen, daß er gleich wieder okay sei. Faro versuchte, alle zum Schweigen zu bringen, aber Dorcas erklärte, daß niemand sie hören könne, weil sie von einem unsichtbaren Schild umgeben seien. Sie hatte davon auf einem TV-Band gehört. Doug glaubte, daß sie in dem Schild gefangen säßen, aber Faro meinte, das spiele keine Rolle.
    Es war spät am Nachmittag. Die Passage war kühl. Faro fiel das Atmen immer noch schwer, aber er spuckte kein Blut mehr.
    „Hast du noch mehr Farbe?“ fragte Fenny und hielt ein leeres Fläschchen in die Höhe. Sie hatte den kotzenden Doug sich selbst überlassen und nahm keine Notiz mehr von seinem Gewimmer.
    Dorcas schüttelte den Kopf und sagte: „Wenn wir jetzt noch Farbe brauchen, stellen wir sie selbst her. Wir stellen sie aus Luft her – wir wissen alle, wie wir aussehen wollen.“
    Dorcas rückte näher an Faro heran. Sie rieb sein Bein und zupfte an seinem Schorf. „Ich hatte einen komischen Traum“, sagte sie. „Ich habe von einem bösen kleinen Tier geträumt, das wie eine Schlange aussah und Hörner hatte und all die anderen Tiere auffraß. Aber dann erschien Gott aus den vier Himmelsrichtungen – oder vielleicht war er vier Götter – und erweckte all die toten Tiere wieder zum Leben.“
    „Ich möchte einer der Götter sein“, sagte Bennie und schwenkte seine Tüte hin und her.
    „Dann mal dir die Zähne an“, sagte Dorcas. „Danach habe ich geträumt, ich käme in den Himmel, wo alle nackt tanzten; und ich ging in die Hölle, wo Engel gute Werke taten. Und dann – ich weiß nicht, wie ich zu diesem Teil des Traumes gelangte – jagten mir lauter kleine Tiere Angst ein, und dann wurden sie riesig, und eines von ihnen fraß mich auf. Und dann wurde das Tier eine kleine Maus, und Würmer, Fische und Menschen drangen in sie ein. Das stellt die vier Stufen des Ursprungs der Menschheit dar.“
    „Wo sind wir jetzt?“ fragte Bennie. Er hatte seine Zähne wie eine Friseurladenstange angemalt.
    „Ich vermute, daß wir bei den Fischen angelangt sind“, sagte Dorcas.
    „Ich möchte einer der Götter sein und all die toten Tiere wieder zum Leben erwecken“, sagte Bennie.
    „Ich auch“, sagte Fenny.
    Jeder wollte ein Gott sein; aber Dorcas mußte die Wahl treffen, denn es war ihr Traum. Sie zeigte auf sich und dann auf Faro, der lächelte. Sie bat Bennie um seine braune Tüte, die durchnäßt worden

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