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Das Zeit-Tippen

Das Zeit-Tippen

Titel: Das Zeit-Tippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Dann
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Element, nämlich das Wasser, als durch die dünne, kalte Luft herabzukommen. Seine Elektromaschinen waren nicht zu hören.
    In der Ferne konnte Stephen die anderen Rettungsboote sehen. Bald würde das Luftschiff diejenigen aus den Booten retten, die nicht in Gruppen zusammengebunden waren. Während Stephens Gedanken wanderten und seine Augen durch den Widerschein der Morgensonne tränten, erblickte er ein geschnitztes Stück Eichenholz, das neben dem Boot auf und ab tanzte, und bemerkte ein vertrautes Gesicht zwischen den Trümmern, die das Rettungsboot zu umzingeln schienen. Dort trieb dicht unter der Oberfläche mit geschlossenen Augen Poppa in seinem Kästchen, dessen Deckel geöffnet war. Poppa schlug die Augen auf und sah Stephen an. Stephen schrie auf, verlor das Gleichgewicht auf dem Bootsrumpf und tauchte wie ein Messer in das kalte schwarze Wasser.
     
     
    Das Foyer des lenkbaren Luftschiffs California war dunkel und voller Überlebender. Manche saßen in den geblümten Polstersesseln; andere gingen herum. Aber sie alle sahen sich die naturgetreuen holographischen Bänder vom Untergang der Titanic an. Die Bilder erfüllten den großen Raum.
    Stephen stand im Hintergrund, abseits von den anderen, die jedesmal jubelten, wenn eine Großaufnahme von jemandem erschien, der über Bord sprang oder unter Wasser tauchte. Er zog die kratzige Wolldecke fester um sich und bibberte. Er befand sich schon über vierundzwanzig Stunden auf der California und fror noch immer. Ein Besatzungsmitglied hatte ihm gesagt, das liege an den Injektionen, die er erhalten habe, als er an Bord des Luftschiffs gekommen sei.
    Es erklang wieder Jubel, und entsetzt bemerkte er, daß man ihm zujubelte. Er sah, wie er selbst in den Lüftungsschacht gesogen und dann zur Oberfläche geblasen wurde. Sein Körper schmerzte noch von den Prellungen. Aber er hatte sich selbst gerettet. Er hatte überlebt, und das war wirklich eine einmalige Erfahrung gewesen. Dafür hatte es sich gelohnt, aber die arme Esme…
    „Sie hatten eines der aufregendsten Erlebnisse“, sagte eine Frau und tätschelte seine Hand. Er fuhr zusammen, und sie ging achselzuckend weiter.
    „Ich möchte mich beschweren“, sagte ein untersetzter Mann in modischer Kleidung zu einem der Offiziere der Titanic, der neben Stephen stand und an einem Cocktail nippte.
    „Worüber?“
    „Ich bin gegen meinen Wunsch gerettet worden. Ich habe diese Seereise eigens gemacht, um die Elemente zu besiegen.“
    „Haben Sie eine Verzichtserklärung auf unseren Schutz unterschrieben?“
    „Ich wußte nicht, daß es erforderlich war, so etwas zu unterschreiben.“
    „Alle Erläuterungen darüber standen zur Verfügung“, sagte der Offizier gleichgültig. „Die Passagiere, die sich tatsächlich verpflichten, das Risiko selbst zu übernehmen, unterschreiben, und wir überlassen sie sich selbst. Ansonsten sind wir für das Leben eines jeden Passagiers verantwortlich.“
    „Ich hätte genausogut gleich am Anfang ins Meer springen und aufgefischt werden können“, sagte der Passagier verbittert.
    Der Offizier lächelte. „Die meisten wollen sich selbst auf die Probe stellen, solange sie es können. Wenn Sie natürlich darauf bestehen, sich offiziell zu beschweren…“
    Der Passagier stapfte davon.
    „Dieser Mann versucht, sein Gesicht zu wahren“, sagte der Offizier zu Stephen. „Wir machen das öfter mit. Aber Sie scheinen einen interessanten Weg eingeschlagen zu haben. Sie haben uns einen tüchtigen Schreck eingejagt; wir dachten, Sie würden mit den anderen in ein Rettungsboot steigen, aber statt dessen verschwanden Sie unter Deck. Es war recht schwierig, Sie auf dem Monitor zu verfolgen, aber wir schafften es… das amüsierte uns. Sie befanden sich natürlich nie in Gefahr. Nun ja, nur ein wenig.“
    Stephen war erschüttert. Er hatte das Gefühl gehabt, daß seine Erfahrung echt gewesen sei, daß er sich tatsächlich selbst gerettet habe. Aber nichts davon war wirklich gewesen. Außer Esme…
    Und dann sah er sie in den Raum treten.
    „Esme?“ Er konnte es nicht fassen. „Esme!“
    Sie kam auf ihn zu und lächelte wie bei ihrer ersten Begegnung. Sie hatte ein vom Wasser beschädigtes Kästchen aus Zedernholz in der Hand. „Hello, Stephen. Ist das nicht aufregend gewesen?“
    Stephen umarmte sie, aber sie erwiderte seine Umarmung nicht. Sie hielt eine angemessene Weile still und machte sich dann los. Sie öffnete das Kästchen und zeigte es ihm.
    „Guck nur“, sagte sie, „sie

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