Das Zeitalter der Fuenf 01 Priester
Fuß gehen.«
»Ja.« Er hielt kurz inne, dann kicherte er. »Sie behandeln Landgeher im Grunde ähnlich wie fluglose Siyee. Aber du...« Er runzelte die Stirn. »Du solltest ihnen das nicht gestatten. Ansonsten wird es so aussehen, als würdest du von ihnen Vergünstigungen erwarten, die du nicht verdienst.«
Das ist ein wertvoller Rat, ging es ihr durch den Kopf. Ich hätte mir nichts dabei gedacht, wenn die Siyee bei unseren Treffen stets zu mir gekommen wären.
»Gibt es sonst noch etwas?«
Er zuckte die Achseln. »Das ist alles, woran ich mich im Augenblick erinnern kann. Wenn mir vor deiner Abreise noch etwas einfällt, werde ich es dich wissen lassen.«
Sie nickte. »Vielen Dank. Und solltest du dich nach meiner Abreise noch an etwas erinnern, sag es Danjin. Er wird sich während meiner Abwesenheit um meine Angelegenheiten kümmern.«
»Das werde ich tun. Wann wirst du aufbrechen?«
»In einigen Tagen.«
»Was glaubst du, wie lange du in Si bleiben wirst?«
»So lange, wie es notwendig ist und ich willkommen bin. Wahrscheinlich einige Monate.«
Er nickte. »Jetzt, da die Allianz mit den Somreyanern unterzeichnet ist, wirst du in dieser Zeit wohl kaum meines Rates bedürfen.«
»Ja«, stimmte sie ihm zu. »Obwohl mir deine Gesellschaft fehlen wird.«
Er lächelte, und seine Augen blitzten auf. »Ich werde dich ebenfalls vermissen.«
»Wie macht sich dein neuer Schüler, Jayim?«
In seinen Zügen zeichnete sich eine Mischung aus Bedauern und Entschlossenheit ab. »Er ist nicht an harte Arbeit gewöhnt«, antwortete er. »Aber alles, was mit Heilkunst zu tun hat, fasziniert ihn. Ich habe noch eine Menge Arbeit vor mir.«
»Zumindest wirst du jetzt, da ich aus dem Weg bin, die Zeit dafür haben.«
»Das ist allerdings keine Entschuldigung, um mich vor meinen Pflichten zu drücken«, bemerkte er.
Sie lachte, dann lenkte ein leises Läuten ihre Aufmerksamkeit auf einen Zeitmesser auf dem Beistelltisch. »Ah, ich fürchte, ich muss dich jetzt wegschicken. Als Nächstes habe ich eine Lektion bei Dyara.«
Sie erhob sich. Er nahm Unfug vorsichtig auf, setzte ihn auf den Boden und erhob sich dann ebenfalls, um Auraya zur Tür zu folgen. Als er ihr Glück für die Reise wünschte, schüttelte sie den Kopf.
»Ich werde gewiss die Zeit finden, um noch einmal mit dir zu sprechen, bevor ich aufbreche.«
Er nickte, dann wandte er sich ab und ging auf die Treppe zu. Während Auraya die Tür hinter ihm schloss, durchzuckte sie ein Gefühl von Traurigkeit.
Ich werde ihn vermissen. Und ich frage mich, ob er mich ebenfalls vermissen wird. Sie schlenderte zum Fenster und blickte auf die Menschen unten hinab. Aus seinen Gedanken wusste sie, dass Leiard mehr in ihr sah als jemanden, der seinem Volk helfen konnte. Er empfand Zuneigung für sie. Bewunderung. Respekt.
Bei diesem Gedanken regten sich Gewissensbisse in ihr. Einmal mehr ging ihr die Idee durch den Kopf, die ihr im Garten des somreyanischen Tempels gekommen war. Sie hatte mehrmals mit dieser Idee gerungen, außer Stande, zu entscheiden, was sie tun oder nicht tun sollte. Ihr Verstand sagte ihr, dass es richtig wäre, die Menschen davon abzuhalten, sich dem Kult der Traumweber anzuschließen. Die Götter weigerten sich, die Seelen jener, die sich von ihnen abwandten, über das diesseitige Leben hinaus zu bewahren. Indem sie die Menschen davon abhielt, sich den Traumwebern anzuschließen, würde sie den Tod vieler Seelen verhindern.
Doch gleichzeitig spürte sie, dass es unrecht gewesen wäre, am Niedergang der Traumweber zu arbeiten. Diese Menschen wurden freiwillig Traumweber und wussten, was sie opferten.
Und es war auf jeden Fall ein lohnendes Ziel, die Kenntnisse der Zirkler über die Heilkunst zu mehren. Auf der anderen Seite war es falsch, dieses Wissen aus den Gedanken der Traumweber zu ziehen. Das wäre Diebstahl gewesen.
Wenn ich es lediglich als eine Möglichkeit betrachte, das Heilerwissen der Priester zu mehren, dann tue ich nichts Unrechtes. Wie kann man mich dafür verantwortlich machen, wenn das zum Untergang der Traumweber führen sollte?
Weil ich die Konsequenzen erkannt und dennoch weitergemacht habe.
Sie seufzte. Es ist nicht meine Aufgabe, die Traumweber zu retten.
Leiard sollte mich fürchten, dachte sie. Dann schüttelte sie den Kopf. Immer wieder komme ich auf Leiard zurück. Fällt mir die Entscheidung nur deshalb so schwer, weil ich Angst habe, seine Freundschaft zu verlieren?
Jurans Warnung kam ihr wieder in den Sinn.
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