Das Zeitalter der Fuenf 01 Priester
wirst du sein, Vater?, dachte Danjin. Du hattest niemals auch nur das geringste Verständnis für Schwäche, erst recht nicht bei deinen Söhnen.
Den Rest der Fahrt hüllte Pa-Speer sich in Schweigen. Das Tempelgelände, das früher einmal aus säuberlich geschnittenem Gras bestanden hatte, war jetzt nur noch eine aufgerissene Fläche von Schlamm, in dem Zelte, Karren, Soldaten und Tiere standen. Entlang der Straße zum Turm hatte sich eine lange Reihe von Plattans gebildet. Nachdem die Fahrgäste eines jeden Wagens ausgestiegen waren, wurden die Plattans zu einem Wartebereich hinter den Hauptgebäuden des Tempels gefahren.
Als ihr Plattan schließlich vor dem Turm Halt machte, wartete Danjin darauf, dass sein Vater als Oberhaupt ihrer Familie zuerst ausstieg, aber der alte Mann rührte sich nicht. Er sah Danjin nur mit ernster Miene an.
»Pass auf dich auf, Danjin«, sagte er leise. »Du magst nicht mein Lieblingssohn sein, aber du bist mein Sohn, und ich möchte dich nicht verlieren.«
Danjin musterte seinen Vater voller Überraschung, während der alte Mann sich nun erhob und aus dem Plattan stieg. Kopfschüttelnd folgte er ihm.
Das ist es also, womit ich seine Zuneigung erringen kann. Nun, ich habe nicht die Absicht, jedes Mal in den Krieg zu ziehen, wenn ich mir wünsche, dass er mir auch nur die kleinste Anerkennung entgegenbringt.
»Ich muss meinen Platz einnehmen«, sagte Danjin, als der Plattan davonfuhr. »Gib auf dich Acht, Vater. Und auf meine Brüder.«
»Ich werde das nächste Jahr wahrscheinlich damit zubringen, meine Verluste wettzumachen, die mir durch die fehlenden Geschäfte mit Sennon entstanden sind«, brummte Pa-Speer leise. »Wie dem auch sei, geh jetzt. Nimm deinen Platz in diesem wenig gewinnträchtigen, aber notwendigen Krieg ein.«
Danjin lächelte. Er ist wieder ganz der Alte, schroff wie eh und je. Er nickte höflich, dann wandte er sich ab, um nach den anderen Ratgebern Ausschau zu halten.
Die Ratgeber der Weißen würden gemeinsam in einem Tarn abreisen, sobald die Parade die Stadt verlassen hatte. Man hatte Danjin nicht gesagt, wo er sie treffen würde, aber er hatte eine gute Vorstellung davon, wie er sie finden konnte. Nachdem er einige Minuten gesucht hatte, entdeckte er eine kleine Gruppe von Männern und Frauen, die die gleiche Uniform trugen wie er selbst. Sie schienen sich mit ihren neuen Kleidern ungefähr genauso wohlzufühlen wie er, stellte er fest.
Sie standen im Kreis neben dem Podest versammelt, das errichtet worden war, damit die Weißen das Wort an die Armee richten konnten. Ihre Aufmerksamkeit galt irgendetwas oder irgendjemandem in ihrer Mitte. Als Danjin sie erreichte, sah er, dass Rian zu ihnen sprach. Er trat in eine Lücke in den Kreis.
»Ratgeber Danjin Speer.« Rian sah ihn kurz an, dann wandte er sich wieder der ganzen Gruppe zu. »Jetzt, da ihr alle hier seid, möchte ich euch jemanden vorstellen.«
Rian blickte über die Schulter, dann trat er zurück. Zu Danjins Überraschung stand, ein wenig abseits von der Gruppe, eine Traumweberin. Rian winkte sie zu sich, und sie kam mit wachsamer Miene näher.
»Traumweberratgeberin Raeli. Sie tritt an die Stelle von Traumweber Leiard, der von seinem Amt zurückgetreten ist, um sich der Ausbildung seines Schülers zu widmen.«
Die Ratgeber nickten höflich, aber die Frau erwiderte die Geste nicht. Sie sah Danjin an, und ihm wurde bewusst, dass er sie überrascht angestarrt hatte.
»Dann wünsche ich ihm alles Gute«, sagte Danjin zu ihr. »Er war ein hilfreicher und verlässlicher Ratgeber.«
Die Frau reagierte auf diese Bemerkung mit einem flüchtigen Nicken, dann wandte sie den Blick ab. Danjin sah Rian an. Wusste Auraya von dieser Wendung der Ereignisse? Sie hatte gestern Abend, als sie durch den Ring zu ihm gesprochen hatte, nichts davon erwähnt. Er überlegte, ob er Rian danach fragen sollte, aber der Weiße hatte sich abrupt abgewandt und schaute jetzt zu dem Podest hinüber. Davor hatte sich eine große Gruppe Hohepriester und -priesterinnen versammelt. Hinter ihnen standen die übrigen Mitglieder der Priesterschaft und dahinter die Armee. Danjin konnte die Federbüsche auf ihren Helmen sehen - blau für die Hanianer und rot und orange für die Somreyaner.
»Ich muss euch jetzt verlassen«, erklärte Rian. »Wir werden jeden Augenblick beginnen.«
Er machte mit einer Hand das Zeichen des Kreises, eine Geste, die alle Ratgeber mit Ausnahme der Traumweberin erwiderten, dann eilte er davon, um
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