Das Zeitalter der Fuenf 01 Priester
tatsächlich Tiere zu erlegen.
Während die Jungen die Spitzen und Pfeile verteilten, erklärte Tryss, wie man sie an dem Geschirr befestigte. Ihm fiel auf, dass der verdrossene Mann, mit dem er kurz zuvor gesprochen hatte, die Riemen seines Geschirrs als Letzter anlegte. Sreil schickte die Jungen nach Hause, dann trat er neben Tryss.
»Könnte ich dich kurz sprechen?«
Tryss nickte und wandte sich zu den Kriegern um. »Sucht mir etwas, das zu jagen sich lohnt«, sagte er. »Ich werde später nachkommen.«
Einige der Männer grinsten, bevor sie sich umdrehten und sich in die Luft schwangen. Tryss beobachtete sie, um sich davon zu überzeugen, dass alle Geschirre richtig funktionierten. Vor drei Tagen hatte sich ein schlecht gefertigtes Geschirr verfangen. Sein Besitzer war nicht weit über dem Boden gewesen, hatte sich bei dem Sturz aber dennoch beide Beine gebrochen. Seither legte Tryss den Männern nahe, ihre Geschirre jeden Tag von einem Angehörigen ihres Stammes untersuchen zu lassen, der etwas von der Sache verstand.
»Ich habe noch einmal mit Drilli gesprochen«, sagte Sreil.
Tryss’ Herz setzte einen Schlag aus, und er sah Sreil erwartungsvoll an.
»Und?«
»Es war nicht leicht«, erklärte Sreil. »Ihr Vater hält sie inzwischen praktisch in ihrer Laube fest. Ich glaube, er hat Verdacht geschöpft. Meine Mutter hat sich an dem Tag, an dem wir mit dem Schlangenflussstamm zusammengekommen sind, nicht allzu raffiniert ausgedrückt. Es würde mich nicht überraschen, wenn...«
»Sreil! Was hat sie gesagt?«
Der Junge grinste. »Du bist heute aber wirklich angespannt. Man könnte direkt glauben, du stündest kurz davor, dich zu verheiraten.«
Tryss verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte Sreil wütend an. Seit Tryss begonnen hatte, den Sohn der Sprecherin auszubilden, hatte er zu seiner Freude festgestellt, dass er gut mit dem Jungen auskam. Nichts konnte Sreils Laune trüben. Er entdeckte an jeder Situation etwas Komisches. Manchmal war sein Sinn für Humor erfrischend düster, dann wieder konnte er einen bis aufs Blut reizen. So wie jetzt.
Sreil hob die Hand, als wolle er einen Schlag abwehren. »Hör auf, mich so anzustarren. Du machst mir Angst.«
Tryss hatte nicht die Absicht, etwas an seinem Verhalten zu ändern.
»Also schön. Sie hat ja gesagt.«
Zwei Gefühle zuckten gleichzeitig in Tryss auf: Erleichterung und eine geradezu schwindelerregende Furcht. Drilli wollte ihn heiraten. Sie war bereit, ihrem Vater zu trotzen und ihren Stamm zu verlassen, um seine Frau zu werden.
Er würde heiraten.
Es ist ja nicht so, als könnten wir unsere Meinung in einigen Jahren nicht wieder ändern, sagte er sich. Falls sie zu dem Schluss kommt, dass sie mich doch nicht mag.
Trotzdem, es bedeutete das Ende ihrer Kindheit. Sie würden Erwachsene sein und einen vollen Beitrag zum Leben des Stammes leisten müssen. Es würde nicht mehr nur um die einfachen Aufgaben gehen, die er jeden Tag für seine Eltern verrichtete; stattdessen würde er Nahrung sammeln, Bögen anfertigen und kämpfen müssen.
Was ich ohnehin bereits tue. Statt zu meinen Eltern nach Hause zu gehen, werde ich zu Drilli heimkehren ... und in ein oder zwei Jahren vielleicht auch zu einem Kind.
Lächelnd stellte er sich vor, wie er mit seinem kleinen Sohn oder seiner Tochter spielte. Der Gedanke hatte tatsächlich etwas Reizvolles. All die Dinge, die er sie würde lehren können …
Ich muss nur zuerst diesen Krieg überleben - und sie muss die Geburt der Kinder überleben.
Er verbannte diese Überlegung aus seinen Gedanken. Er konnte nicht durchs Leben gehen und sich stets vor dem Schlimmsten fürchten. Man musste sich den Dingen stellen, wenn sie einem begegneten. Für den Augenblick brauchte er sich nur um zwei Dinge zu kümmern: Er musste die Krieger ausbilden und Drilli von ihrem Vater fortholen, damit eine Heiratszeremonie stattfinden konnte. Und dafür brauchte er Sreils Hilfe.
»Wer wird das Ritual vollziehen?«, fragte er. »Deine Mutter?«
Sreil grinste. »Nein«, antwortete er. »Sie hat nichts dagegen, wenn die Leute vermuten, dass sie dabei ihre Finger im Spiel hat, aber sie möchte nicht, dass sie es mit Sicherheit wissen. Wenn sie das Ritual vollzöge, wäre es offenkundig, dass sie eure Verbindung geplant hat. Sobald wir Drilli bei uns haben, werde ich einen der anderen Sprecher holen. Das Oberhaupt des Tempelbergstamms hält sich noch immer im Offenen Dorf auf. Ich wette, er hat keine Ahnung, was
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