Das Zeitalter der Fuenf 01 Priester
Ryliss, dessen Augen von buschigen, grauen Brauen überschattet waren, musterte sie nachdenklich, bevor er die Hand hob.
»Kommt herein.«
Sie folgten ihm in den Raum. Auf einer Seite brannte ein Feuer, dessen Rauch zu einem Loch im Dach aufstieg. Die Wärme war ihnen höchst willkommen. Ryliss deutete auf einige zu Sitzbänken gestaltete Holzscheite, und sie nahmen Platz, während er sich in einem Hängemattenstuhl niederließ.
»Ihr beide wollt heute Abend also heiraten«, sagte er. »Das ist keine Kleinigkeit. Seid ihr euch wirklich sicher?«
Tryss blickte zu Drilli hinüber, dann nickte er. Sie lächelte und murmelte ein »Ja«.
»Wenn ich recht verstehe, verstößt diese Heirat gegen die Wünsche eurer Eltern.«
»Gegen die von Drillis Eltern«, erwiderte Tryss. »Meine hätten nichts dagegen.«
Der alte Mann musterte sie ernst. »Ihr solltet beide wissen, welche Folgen ein solcher Schritt hätte: Ihr könnt euch zwar dafür entscheiden, ohne die Zustimmung eurer Eltern zu heiraten, aber in dem Fall ist euer Stamm nicht verpflichtet, ein Festmahl für euch zu geben oder euch etwas zu schenken. Eure Eltern sind nicht verpflichtet, euch in ihrer Laube Quartier zu geben.«
»Das ist uns bewusst«, erwiderte Drilli.
Der Sprecher nickte. »Ich kann euch diesen Ritus nicht verwehren, wenn ihr in aller Form darum bittet.«
Tryss erhob sich, und Drilli trat neben ihn. »Ich bin Tryss vom Stamm des kahlen Bergs. Ich habe mich aus freien Stücken dafür entschieden, Drilli vom Schlangenflussstamm zu heiraten. Wirst du den Ritus für uns vollziehen?«
»Ich bin Drilli vom Schlangenflussstamm. Ich habe mich aus freien Stücken dafür entschieden, Tryss vom Stamm des kahlen Bergs zu heiraten. Wirst du den Ritus für uns vollziehen?«
Ryliss nickte. »Das Gesetz verlangt von mir, eurer Bitte nachzukommen. Tryss muss sich jetzt hinter Drilli stellen. Bitte, fasst einander bei den Händen.«
Drilli lächelte, während sie taten wie geheißen. Mit leuchtenden Augen blickte sie ihn über ihre Schulter an. Sie wirkte gleichzeitig erregt und ein wenig verängstigt.
»Das ist die letzte Chance, aus der Sache rauszukommen«, flüsterte sie.
Er erwiderte ihr Lächeln und drückte ihre Hände ein wenig fester. »Nur wenn du es schaffst, freizukommen.«
»Ruhe, bitte«, befahl Ryliss und sah sie beide stirnrunzelnd an. »Dies ist eine ernste Angelegenheit. Ihr müsst für die nächsten zwei Jahre zusammenbleiben, selbst wenn ihr eure Entscheidung bereuen solltet. Hebt die Arme.«
Er öffnete einen kleinen Beutel, den er um die Taille gegürtet trug - den Beutel, den alle Sprecher bei sich führten -, und nahm zwei leuchtend bunte, dünne Seile heraus, die er um ihre Hände schlang.
»Ich bin Ryliss vom Tempelbergstamm. Hiermit verbinde ich Tryss vom Stamm des kahlen Bergs und Drilli vom Schlangenflussstamm als Mann und Frau. Flieget vom heutigen Tag an Seite an Seite.«
Er trat auf ihre andere Seite und griff nach ihren freien Händen. »Ich bin Ryliss vom Tempelbergstamm. Hiermit verbinde ich Drilli vom Schlangenflussstamm und Tryss vom Stamm des kahlen Bergs als Mann und Frau. Flieget vom heutigen Tag an Seite an Seite.«
Tryss blickte auf ihre Hände. Wenn sie so nahe nebeneinander hergeflogen wären, hätten sie beide jede Bewegung des anderen wahrgenommen.
Ich schätze, genau darum geht es.
Ryliss trat zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Indem ihr euch dafür entschieden habt, euch aneinander zu binden, habt ihr euch zu einer Partnerschaft verpflichtet. Ihr seid für die Gesundheit und das Glück des anderen verantwortlich und für die Erziehung aller Kinder, die aus eurer Verbindung hervorgehen werden. Da dies eure erste Ehe ist, habt ihr hiermit auch den Schritt in die Verantwortung und die Pflichten eines Erwachsenen getan. Man wird von euch beiden erwarten, zum Wohlergehen des Stammes beizutragen, bei dem ihr in Zukunft leben werdet.« Er hielt inne, dann nickte er. »Ich erkläre euch für verheiratet.«
Es ist geschehen, dachte Tryss und sah Drilli an. Sie lächelte. Er schlang die Arme um sie und zog sie fest an sich.
Sreil räusperte sich. »Jetzt bleibt nur noch ein letzter Schritt zu tun.«
Tryss blickte erschrocken zu Sreil auf. Was konnte das sein...?
»Das ist wahr.« Ryliss’ Mundwinkel zuckten, die erste Regung an diesem Abend, die einem Lächeln nahe kam. Er sah zuerst Tryss an, dann Drilli. »Ich werde morgen früh wieder da sein. Macht bitte keine Unordnung.«
Mit
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