Das Zeitalter der Fuenf 01 Priester
sie will, dass ich jetzt fortgehe, werde ich es tun.
»Ich weiß nicht, was ich mit dir machen soll«, sagte Arleej leise und ohne ihn anzusehen. »Ich muss für eine Weile darüber nachdenken. Von jetzt an werden wir unser Lager nicht mehr so nahe bei der Armee aufschlagen, wie wir es bisher getan haben. Es wäre mir lieber, wenn es für die Weißen eine beträchtliche Unannehmlichkeit wäre, uns zu besuchen. Wenn Auraya kommt... ich werde mich nicht einmischen. Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um dafür zu sorgen, dass dieses Geheimnis unentdeckt bleibt.«
»Danke«, murmelte Leiard.
Sie sah ihm in die Augen. »Wenn ich über diese Angelegenheit nachdenke, möchte ich lieber allein sein.«
Er nickte, dann stieg er wie ein gescholtenes Kind aus dem Tarn und ging zurück zu Jayim.
38
A uraya band ihren Zirk zu und kehrte zu Leiard zurück, der immer noch in Decken eingerollt auf dem Boden lag. Sie blickte lächelnd auf ihn hinab. Er erwiderte ihr Lächeln und legte eine Hand um ihren Knöchel.
Seine Gedanken waren voller Sehnsucht. Er wünschte, sie hätte länger bleiben können - wünschte, sie hätte hier sein können, wenn er am Morgen aufwachte. Aber er wusste, dass sie dieses Risiko nicht eingehen durften.
Alle glauben, diese kurzen Besuche mitten in der Nacht hätten ausschließlich mit unserer Arbeit zu tun, hörte sie ihn denken. Sie glauben, Auraya kommt nur deshalb so spät, weil sie tagsüber so viel zu tun hat oder die neue Ratgeberin nicht wissen lassen möchte, dass sie sich noch immer mit mir bespricht. Er seufzte und dachte an Arleej. Alle glauben das, bis auf zwei Personen.
Auraya runzelte die Stirn. Sein Lächeln verblasste, als ihm bewusst wurde, dass sie seine Gedanken gelesen hatte. Er ließ ihren Knöchel los.
»Arleej weiß über uns Bescheid«, sagte sie.
»Ja.«
Auraya biss sich auf die Unterlippe. Dies könnte sich als Problem erweisen. Jemand, der in Somrey und unter den Traumwebern eine so hohe Position bekleidete, würde irgendwann auf einen der anderen Weißen treffen. Ein einziger unbesonnener Gedanke von Arleej, und ihre Affäre würde entdeckt werden.
»Wir können darauf vertrauen, dass sie nichts sagen wird.«
Auraya sah ihn forschend an. »Aber ganz sicher bist du dir nicht.«
Er richtete sich stirnrunzelnd auf, und die Decken glitten von seinen nackten Schultern. »Sie ist beunruhigt wegen Mirars Anwesenheit in meinem Geist.«
»Die Netzerinnerungen?« Auraya zuckte die Achseln. »Warum?«
Er zögerte. »Es ist dir noch nicht aufgefallen...« Er wandte den Blick ab. »Wenn du hier bist, schweigt er.«
Auraya schüttelte den Kopf. Leiards Worte ergaben keinen Sinn für sie. »Er?«
»Mirar oder das Echo seiner Persönlichkeit in meinen Gedanken. Manchmal spricht er zu mir. Gelegentlich hat er auch... durch mich gesprochen.«
Langsam begriff sie. Die Tatsache, dass diese Manifestation Mirars mit seiner Stimme sprach, beunruhigte ihn verständlicherweise. Er hatte Angst, dass sie sich davon abgestoßen fühlen könnte.
»Es ist mir immer gelungen, die Kontrolle zurückzugewinnen«, versicherte er ihr.
»Ich verstehe. Ich kann nachvollziehen, warum dich das quält, aber warum macht es auch Arleej Sorgen? Ich hatte gedacht, dass sie sich über diese Verbindung zu eurem früheren Oberhaupt freuen würde.«
»Es ist nur...« Er hielt inne. »Es stört dich nicht?«, fragte er zögernd.
Auraya zuckte die Achseln. »Es sind doch nur Erinnerungen. Und genau betrachtet waren sie mir durchaus nützlich. Was du mir über die Siyee erzählt hast, war von unschätzbarem Wert.«
Er wandte den Blick ab, und sie spürte, dass er keineswegs beruhigt war.
»Es stört mich«, sagte er. »Er sieht uns nicht gern zusammen. Er sagt, wir würden meine Leute in Gefahr bringen.«
Eine leichte Kränkung stieg in Auraya auf. Ein Teil von ihm wollte sie nicht. Das entspricht nicht ganz der Wahrheit, sagte sie sich. Diese Netzerinnerungen stammen von einem Mann, der die Götter gehasst und gefürchtet hat, einem Mann, den Juran auf Geheiß der Götter getötet hat. Natürlich entfache ich in seinem Geist ein Echo von Angst.
»Ich bin nicht seiner Meinung«, sagte Leiard.
»Dann streitest du dich also mit ihm?«
Er sah sie überrascht an. »Ja. Aber... nicht, wenn du hier bist.«
Sie lächelte erleichtert. »Das heißt, ich tue dir gut.«
Seine Mundwinkel zuckten. »Ja.«
Dennoch spürte sie sein Zögern. Sie sah genauer hin und verstand. Es würde ihm Frieden
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